In Langenzenn trifft der Osterhase auf den Ritter

26.4.2017, 06:00 Uhr
In Langenzenn trifft der Osterhase auf den Ritter

© Foto: Armin Leberzammer

"Heute bekommt jeder einen Schokohasen", kündigte Rundgangsleiter Peter Müller gleich zu Beginn an. Normalerweise reichen die Präsente gerade einmal für die Kinder. Doch die nasskalte Witterung ließ heuer viele lieber am heimischen Kaffeetisch verweilen.

Immerhin machte der österliche Landregen pünktlich zum Start im Spital eine längere Pause. Die Regenschirme konnten also zusammengefaltet bleiben. So blieb der Blick frei für das, was Peter Müller und einige andere Mitglieder des Heimatvereins vorbereitet hatten. Am Torbogen vor dem Spital tischte Müller den Teilnehmern einige Geschichten über die mögliche Herkunft der tiefen Riefen im Sandstein auf. "Nicht alles, was ich erzähle, ist auch wahr", stellte er dabei augenzwinkernd klar.

Geschätzt gebe es 29 Erklärungen dafür. Müller beließ es bei drei. Die erste klingt noch halbwegs plausibel: Die Metzger hätten früher dort ihre Messer gewetzt. Die zweite geht bereits tief ins Reich der Sagen: Der Teufel hätte verärgert über die Barmherzigkeiten im Spital aus Wut seine Krallen am Stein gekratzt. Für am wahrscheinlichsten hält Peter Müller aber, dass Kinder hier einst Löcher in Zwetschgenkerne wetzten. "Die haben sie dann zu Ketten aufgereiht und wer die längste hatte, war der König." Für diese Annahme spreche die Höhe der Riefen. Erwachsene hätten sich dafür ganz schön bücken müssen.

Weiter ging es über den Denkmalplatz – der deshalb so heißt, weil bis 1974 dort ein Kriegerdenkmal stand – und den Prinzregentenplatz bis zu den drei ehemaligen Gefängnissen der Stadt. Weder die Fronveste, noch der Kerker im Rathaus oder die schwarze Kammer der Kirche werden heute noch zur Inhaftierung von Delinquenten genutzt. Schaurige Geschichten von dunklen, feuchten Zellen ersparte sich Müller. Sie hätten auch kaum verfangen, schließlich grinsten von jedem Gitterstab süße Schokohasen.

Wer wollte, konnte sich an ihnen stärken für den Schlusspunkt der Wanderung: Im Kreuzgang wartete ein Ritter mit eiserner Rüstung auf die Kinder. Gemeinsam half ihm die Gruppe beim Ablegen der schützenden, schweren Bekleidung. Schwerter, Kettenhemd, Helm: Ritter Harald klärte über Einsatz und Funktion auf – spätestens da interessierte das fast winterlich-kalte Wetter niemanden mehr.

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