In Rekordzeit eine ganze Schule gestrichen

11.11.2009, 00:00 Uhr
In Rekordzeit eine ganze Schule gestrichen

© Roland Huber

Eigentlich benötigt Claude Etringer für seine Arbeit vor allem PC und Telefon. Heute jedoch steht der Siemens-Projektleiter auf einer Leiter und streicht ein Klassenzimmer in der Rosenschule. Wie 170 Kollegen aus ganz Deutschland hat Etringer freiwillig für einen Tag Laptop gegen Pinsel getauscht. Für ihn ist die Teilnahme Ehrensache: «Ich bin ja Fürther und kenne die Rosenschule.«

In den Fluren und Zimmern geht es zu wie im sprichwörtlichen Bienenstock. Überall werkeln Menschen, man muss aufpassen, nicht in einen Farbeimer zu steigen oder gegen eine Leiter zu stoßen. Der Zeitplan ist straff organisiert, bis abends um 17 Uhr muss alles fertig sein. In einem großen Ordner hat Siemens-Manager Daniel Erb alle wichtigen Informationen parat. Für jeden Raum der Schule existieren mehrere Blätter, auf denen festgehalten ist, welche Mitarbeiter eingeteilt sind, welches Material sie benötigen und wie der Tagesablauf aussieht.

«Mit der Organisation haben wir Ende September begonnen«, erklärt Erb. Zuvor hatte der Konzern die Schulämter in Erlangen, Nürnberg und Fürth angeschrieben, um herauszufinden, wo dringend Hilfe benötigt wird. Den größten Bedarf haben die Siemensleute letztendlich an der Rosenschule gesehen.

«Wie Weihnachten«

Der Anruf von Siemens sei «wie Weihnachten« gewesen, freut sich denn auch die Fürther Schulamtsleiterin Ulrike Merkel. Und auch Bürgermeister und Schulreferent Markus Braun, der sich von Rektor Christian Boeder durch die Schule führen lässt, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. «Ein solches Engagement habe ich noch nicht erlebt.«

Stolz zeigt Boeder auf die frisch gestrichenen Wände. Dank der Beratung durch einen Farbexperten leuchten die Klassenzimmer in einem warmen Gelbton, die Flure hellblau oder apricot. «Das wirkt alles viel heller«, schwärmt er. Dazu spendiert Siemens neue Vorhänge, Garderobenhaken, Kork-Pinnwände und energiesparende Leuchtstoffröhren.

570 Liter Farbe

«Uns geht es darum, die Lernatmosphäre zu verbessern«, sagt Johannes Emmelheinz. Der Leiter des «Service-Segments für Schienenverkehrsprodukte«, aus dem die 165 Helfer kommen, legt selbst Hand an. Nach seinen Worten profitieren auch die Mitarbeiter. «Die Aktion bringt uns als Team näher zusammen, auch weil an einem solchen Tag die Hierarchien purzeln.« Der Großteil der Helfer sei am Standort in Erlangen tätig, einige reisten aber extra aus Krefeld oder München an. Insgesamt stehen allein 570 Liter Farbe, 150 Malerrollen, 100 Pinsel und 50 Leitern zur Verfügung.

Dass die Aktion nicht in den Ferien über die Bühne geht, ist Absicht. «Es soll ja auch für die Schüler ein besonderer Tag sein«, betont Emmelheinz. Die Erst- und Zweitklässler besuchen während der Arbeiten das DB-Museum in Nürnberg. Die Dritt- und Viertklässler werden im Kulturforum mit Experimentier-Kästen von Siemens unterhalten.

Ihre Klassenzimmer werden die Buben und Mädchen nach der Renovierung kaum wiedererkennen. «Für unsere Innenstadtkinder«, so Markus Braun, «ist das ein Riesengeschenk.«