In Wachendorf seit 50 Jahren für Leseratten da

21.1.2015, 06:00 Uhr
In Wachendorf seit 50 Jahren für Leseratten da

© Foto: H.-J.Winckler

Ist es nicht erstaunlich, dass eine kleine Landbücherei ein halbes Jahrhundert bestehen konnte?

Petra Schmidt-Schiebert: Ja, angesichts der Vielfalt an Freizeitmöglichkeiten, die es gibt, ist das wirklich großartig.

Erika Enßlin: Zum Glück wurde unsere Wachendorfer Bücherei 2013 auf Computer umgestellt, denn mit dem alten Karteikarten-System hätten wir nicht mehr lange arbeiten können. Jetzt können unsere Leser von zuhause aus nachsehen, ob ein Buch zur Ausleihe zur Verfügung steht oder ihre Leihfrist verlängern. Da wir mit der Bücherei Cadolzburg zusammengeschlossen sind, können unsere Leser auch dort ausleihen. Die gewünschten Medien werden sogar nach Wachendorf geliefert.

 

Wie viele Bücher, Zeitschriften oder Hörbücher haben Sie im Bestand?

Enßlin: In Wachendorf haben wir 7400 Medien, gemeinsam mit Cadolzburg sind es 20 000. Jährlich kommen etwa 600 bis 650 Bücher und andere Medien hinzu. Leser und Leserinnen haben wir 250 bis 300, durch die Bebauung in Egersdorf-Nord haben wir etliche Leser hinzugewonnen.

 

Ist der Etat der Bücherei so hoch, dass Sie die vielen Neuanschaffungen finanzieren können?

Enßlin: Alle zu kaufen, könnten wir uns nicht leisten, aber wir bekommen auch Spenden. Leser, die fast unbenutzte Kinderbücher vorbeibringen oder Romane, die sie selbst nur einmal gelesen haben und abgeben wollen. Bücher, die nicht älter als sechs Jahre sind, nehmen wir gern.

 

Wo liegen die Schwerpunkte im Bestand?

Enßlin: Bei den Kinderbüchern, von unseren Medien sind 3500 für Kinder. Bei den Erwachsenen gehen sehr gut Krimis, aber auch Familiensagas und Liebesromane.

Schmidt-Schiebert: Auch Zeitschriften sind bei uns gefragt, zu
Themen wie Familie, Garten, Kochen, Testberichte oder Einrichten.

 

Anlässlich des 50. Gründungsjahres haben Sie in der Vergangenheit der Bücherei Wachendorf geforscht. Was haben Sie herausgefunden?

Schmidt-Schiebert: Leider weniger, als wir erwartet haben. Die ersten ehrenamtlichen Büchereileiterinnen hießen Frau Kirchner und Frau Hierer. Sie gründeten die erste Ausleihe in den Kellerräumen des Wachendorfer Rathauses. Zwei Fotos der beiden Damen konnten wir immerhin auftreiben.

Enßlin: Mir ist erzählt worden, ihr Hauptanliegen war es, Kinder mit Lesestoff zu versorgen.

Schmidt-Schiebert: Gerne hätten wir eine kleine Ausstellung aus den fünf Jahrzehnten Bücherei gestaltet, aber es gibt kaum Dokumente, so dass wir nur weniges an einer kleinen Pinnwand zeigen können.

 

Aber es gibt ein beachtliches Jubiläumsprogramm.

Enßlin: Auftakt dazu ist am Mittwoch, 21. Januar. Wir bekommen dann einen Scheck über 1000 Euro von der Sparkasse. Das Geld dient dazu, unsere Veranstaltungen zu finanzieren. Der erste wichtige Termin für die Leser ist das Lese-Café um 14 Uhr am 28. Januar. Für Erwachsene planen wir außerdem eine Krimilesung mit den Autoren Xaver Maria Gwaltinger und Josef Rauch am 27. Februar um 19.30 Uhr oder eine kulinarische Buchvorstellung im April. Jeden Monat gibt es eine oder mehrere Veranstaltungen.

Schmidt-Schiebert: Viele Programmpunkte sprechen speziell Kinder an. Es wird gebastelt, wir haben ein Bilderbuchkino, eine Märchenerzählerin ist zu Gast. Auch das Ritterfräulein Bö, bekannt aus den beliebten Ritter-Rost-Büchern, kommt zu uns. Wir wollen abenteuerliche Berufe und die dazu passenden Sachbücher vorstellen.

 

Sie sind nicht nur Bücherei, sondern auch ein Treffpunkt in Wachendorf.

Enßlin: Ja, insbesondere für Kinder. Viele ziehen dann ihre Eltern mit, die dann ebenfalls bei uns Medien entleihen. Gerne wird in unseren Leseecken geschmökert.

 

Jüngster Trend in öffentlichen Bibliotheken ist die Onleihe. Bücher können damit leihweise auf ein elektronisches Lesegerät geladen werden. Wäre das etwas für Wachendorf?

Enßlin: Ich sehe das mit gemischten Gefühlen. Vielleser würden das bestimmt gerne nutzen, die schaffen nämlich auch einen seitenstarken Roman in 14 Tagen. Danach verfällt das Buch, ärgerlich, wenn man den Schluss noch nicht gelesen hat. Fraglich ist auch, ob sich unsere Bücherei das leisten kann, denn die Lizenzen für die E-Books müssen ja bezahlt werden. Vermutlich werden die Wachendorfer darauf noch warten müssen.

Bücherei Wachendorf, geöffnet Mittwoch bis Freitag, 15 bis 18 Uhr. Im Internet über die Seite www.cadolzburg.de zu finden.

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