In Weitersdorf sind die Schwalben daheim

14.7.2016, 06:00 Uhr
In Weitersdorf sind die Schwalben daheim

© Foto: Stefan Sauer/dpa

Förthners Familie betreibt seit über 100 Jahren einen landwirtschaftlichen Handel in Weitersdorf. Futtermittel, Saatgut, Dünger und allerlei Nützliches für Feld und Garten stapeln sich in den Lagern des hufeisenförmigen Hofs. Unter den Dächern haben sich innen und außen Rauch- und Mehlschwalben eingenistet. 35 Nester gibt es auf dem Grundstück.

In Weitersdorf sind die Schwalben daheim

© Foto: Kunz

Viele Hausbesitzer sehen in den Tieren ein Ärgernis, weshalb die Nester oft entfernt werden. Bei Förthners hingegen haben die Vögel einen Freund gefunden. Die Sommergäste sind fast schon so etwas wie Hausgenossen. Ihre Nester hängt er im Herbst ab: „Sonst gehen da ja die Spatzen rein“ Wenn im Frühling die erste Schwalbe im Anflug ist, eröffnet der Senior seine Pension wieder. Jeden Morgen steht er früh auf, um den Schwalben, die in der Scheune und im Lager nisten, das Tor zu öffnen. „A weng gebunden is mer da scho“, gesteht er. „Aber wenn sie Junge haben, kann ich die ja ned verhungern lassen.“ Abends schließt er „seine“ Schwalben wieder sicher ein. Scheu haben seine geflügelten Mitbewohner schon lange nicht mehr vor ihm. „Die in der Scheune, die bleiben sitzen, wenn ich komm. Die kennen mich scho.“ Er findet es überhaupt nicht ungewöhnlich, die Schwalben als Haustiere zu haben, für ihn war das schon immer so. Ganz früher, so erinnert er sich, hat man sie sogar in den Hausgängen der Wohnhäuser geduldet. Das Oberlicht über der Haustür gewährte den eleganten Fliegern Zugang, die dafür auf Insekten Jagd machen. „Die fressen nur des, was mich stört und a Gschrei machen‘s auch ned“, sagt Hermann Förthner. Stechmücken und Stubenfliegen haben es schwer auf dem Hof und im Lagerhaus.

Schutz vor Räubern

Momentan machen ihm die Elstern Sorgen. Einige Jungtiere konnte er nicht mehr rechtzeitig vor den räuberischen Vögeln retten. Das bedrückt ihn. Außerdem konkurrieren die Spatzen mit seinen Schwalben und versuchen immer mal wieder eine „illegale“ Nestbesetzung. Auch diese „Hausbesetzer“ erkennen ihn schon und suchen das Weite, wenn er sich nähert.

Aber meist geht es friedlich zu vor dem Haus, während die Schwalben im Hof und hoch oben am Himmel ihre Kreise drehen, rasant abtauchen und mit Beute im Schnabel bei den Jungvögeln im Nest landen. Im Hintergrund am Berg steht die Ägidiuskirche mit der Turmuhr, die Förthners Großvater vor fast hundert Jahren gestiftet hat. Der zog 1907 von Neuendettelsau ins Dorf. Fest verwurzelt ist man im Ort, noch ein richtiger Familienbetrieb, in dem drei Generationen mithelfen.

Das mag nach heiler Welt und ländlicher Idylle klingen, doch es hat sich viel verändert: „Heut hammer ned amal mehr a Kuh im Dorf“, beklagt Hermann Förthner. Aber wenigstens eine Wirtschaft gibt es noch im Ort: „Da hab iech a weng an Stammtisch.“ Sonst sitzt er lieber auf seiner Bank vorm Haus und schaut nach oben: „Abends, wenn's kommen, das ist ein Geflieg! Da zuzuschauen ist einfach ein Genuss.“

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