Insekten fühlen sich im Totholz daheim

18.11.2018, 21:00 Uhr
Insekten fühlen sich im Totholz daheim

© Foto: lichtpinzel - Fotolia

Der Geograf und Buchautor, hat dazu den Drei-Zonen-Garten entwickelt, den "Hortus Insectorum" (Garten der Insekten). Für sein Konzept erhielt er die Bayerische Staatsmedaille für Umweltengagement.

Insekten fühlen sich im Totholz daheim

© F.: Pröll

Umgesetzt hat er seine Idee auf einer Fläche von 7500 Quadratmetern hinter seinem Wohnhaus. Vor zwölf Jahren begann der Naturschützer mit der Realisierung. Damals, so berichtet er, belustigte er damit einige Mitmenschen: "Ich wurde ausgelacht, die Leute hielten den Hortus Insectorum für Quatsch."

Im Jahr 2018 ist die rückläufige Zahl der Insekten allerdings ein trauriger Fakt. Wissenschaftliche Studien bestätigen inzwischen den Artenschwund auch in Deutschland. Laut Gastl kann die Anlage von Drei-Zonen-Gärten gegen das Insektensterben helfen. "Vielfalt, Schönheit, Nutzen" ist kurz gefasst das Prinzip dieser Gärten. Doch es geht nicht nur darum. Dem Sprecher ist auch das Umdenken wichtig: "Wenn Sie den Wandel wollen", erklärt er ans Publikum gewandt, "dann heißt das, Sie müssen sich selbst verändern." Das bedeutet konkret: heimische Pflanzen ansiedeln, Totholz auf der Wiese lagern und Sandgruben bauen. Auch Steinpyramiden bieten vielen Insekten Unterschlupf.

Wie sehr der Lebensraum speziell für die Tiere gestaltet sein muss, veranschaulicht Gastl am Beispiel der Wollbiene: Ihren Nektar saugt sie aus der Hauswurz, sie sammelt die Wollhärchen der Königskerze fürs Nest und nistet zwischen Steinen. "Diese Dinge müssen alle in einem relativ kleinen Radius vorkommen", erklärt der Experte. "Die Insekten können schließlich nicht mal schnell mit dem Auto in ein Zentrum fahren, wenn sie etwas brauchen." Fehlt auch nur eine Grundlage, müssen sie weiterziehen, um geeigneteren Lebensraum zu finden.

Allein in Deutschland gibt es laut Gastl 550 verschiedene Wildbienenarten. Nur 30 davon nisten in künstlichen Nisthilfen. Der Rest macht es sich in Totholz und vor allem in Löchern im Sand gemütlich. Da Totholz meist weggeräumt würde, bliebe für die Wildbienen wenig Nistplatz in der Natur übrig, so der Insektenkenner. Eine weitere Möglichkeit: Ein Sandarium, eine Mulde mit grobem Sand, bietet den Bienen, die im Boden nisten, Lebensraum.

Ein Fan der beliebten Insektennistkästen ist Gastl übrigens nicht. Die Insekten und Bienen in den Nisthilfen seien enorm bedroht von Krankheiten wie Milben oder Pilzen sowie Räubern, weil sich die Populationen dort konzentrierten.

Gastls Garten besteht aus mehr als Totholz und Sandarien: Die drei Zonen, er nennt sie Puffer-, Hotspot- und Ertragszone, erfüllen jeweils einen eigenen Zweck. Eine Hecke dient als Pufferzone, in der Vögel, Amphibien und Igel leben können. Im Hotspot befindet sich eine Vielzahl heimischer Pflanzen und Nistgelegenheiten wie die Steinpyramiden, das Totholz und die Sandarien, die wiederum Insekten anziehen. In der Ertragszone wird Gemüse angebaut. Natürlich ohne Einsatz von Kunstdünger oder Chemie. Diese Zone nimmt das überflüssige organische Material aus der vorherigen als Dünger auf. So entsteht ein eigenes kleines Ökosystem, das einen Lebensraum für viele Tiere bietet.

Studie zum Insektensterben: www.nabu.de/news/ 2017

Infos zum Hortus Insektorum: hortus-insectorum.de/

Keine Kommentare