Insolvenz nach drei Tagen Latino-Festival in Stein

5.7.2014, 18:19 Uhr
Insolvenz nach drei Tagen Latino-Festival in Stein

© Hans-Joachim Winckler

Schulden über „einen höheren fünfstelligen Betrag“ nennt Siegfried Hochstein, der den eigens für das Festival gegründeten Verein geleitet hat. Inzwischen ist ein Insolvenzberater eingesetzt, der entscheidet, inwieweit die Gläubiger bedient werden können. Darunter sind Künstler, die bis heute keine Gage erhalten haben, aber auch die Stadt Stein, die 40.000 Euro für die Fiesta am Waldsportpark als Darlehen zur Verfügung gestellt hat.

Die finanzielle Pleite war schon im Vorfeld zu befürchten gewesen, denn der Kartenvorverkauf für das Latino-Festival lief so gut wie gar nicht. Mit 5000 Besuchern an drei Tagen hatte man kalkuliert, am Schluss waren es – bei großzügiger Schätzung – 3500 Zuhörer, die durchaus hochkarätiger Musik lauschten. Doch auch diese Zahl war nur zustande gekommen, weil die Stadt nochmals 15.000 Euro nachgelegt hatte, um ihren Bürgern vergünstigte Tickets zur Verfügung zu stellen.

Hochstein spricht im Rückblick davon, dass man „zu groß und zu gut“ geplant habe. „Hinterher ist man immer schlauer, ich wüsste jetzt, wo wir bis zu 100.000 Euro einsparen könnten.“

Er glaubt, einer der Hauptfehler sei die falsche Preisstruktur gewesen. Man habe mit Gästen gerechnet, die Tickets für mehrere Tage kaufen, tatsächlich hätte man sich mehr auf spontane Besucher einstellen müssen.

Als noch unbekannter Veranstalter gleich mit einem Drei-Tages-Festival einzusteigen, hält er aber nach wie vor nicht für falsch: „Das SambaFestival in Coburg oder das Reggae-Festival am Chiemsee gehen auch über mehrere Tage.“ Und schließlich sei es fast genauso teuer, eine Bühne für einen Tag zu mieten wie für drei Tage.

Die Selbstkritik und die erkannten Fehler sollten in eine Wiederholung des Festivals im kommenden Jahr einfließen. Aber bei der nicht-öffentlichen Präsentation des überarbeiteten Konzepts im Stadtrat wollte man dem Verein keine zweite Chance geben. Auch für das aktuelle Defizit einspringen wird die Stadt nicht. Dafür hat Hochstein durchaus Verständnis: „Die Stadt kann uns nicht mit einer großen Summe aushelfen, während auf der anderen Seite bei Chören oder anderen Kultureinrichtungen jeder Euro umgedreht wird.“

Trauriger Bürgermeister

Voller Bedauern ist Bürgermeister Kurt Krömer über das Ende der hochfliegenden Idee, Stein zur Festivalstadt zu machen. Denn es habe viele positive Rückmeldungen der Besucher gegeben. Auch die Künstlerauftritte seien mit Begeisterung aufgenommen worden – aber „auch das Finanzielle muss stimmen“, sagt Krömer. Die Stadt werde daher in nächster Zukunft in Sachen Festival nicht mehr aktiv werden. Das sei einhellige Meinung im Stadtrat gewesen. Woran es denn gelegen habe, dass das Festival so scheiterte, darüber möchte der Bürgermeister nicht spekulieren.

Ob die Stadt versuchen wird, sich aus der laut Hochstein noch vorhandene Vermögensmasse des Vereins wenigstens einen Teil des öffentlichen Geldes zurückzuholen, dazu hat sich Krömer noch keine endgültige Meinung gebildet: „Wir werden abwarten, was das Insolvenzgericht entscheidet.“

Agnes Meier (FDP), Kulturreferentin des Stadtrats, tut es leid um das Ende des Festivals, zumal so viele Ehrenamtliche engagiert waren. Sie meint aber zugleich, dass ein Ausgleich des Defizits und eine Wiederholung nicht zu verantworten gewesen wären: „Von unseren Vereinen erwarten wir Verständnis, wenn wir Zuschüsse nicht gewähren, da können wir auf der anderen Seite nicht so viel Geld aufbringen.“

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