Intergrationsstipendium: Der Erste seiner Art

16.6.2013, 22:00 Uhr
Intergrationsstipendium: Der Erste seiner Art

© Giulia Iannicelli

Ein Programm, das beruflichen Erfolg sichern und die Integration unterstützen soll? Wer mit Robert Donhauser plaudert, hat nicht den Eindruck, dass der junge Mann so etwas braucht. Im russischen Dorf Morschanka geboren, kam er mit fast zwei Jahren nach Nürnberg und spricht heute perfekt Deutsch und Fränkisch. In Nürnberg absolvierte er eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann und siedelte anschließend direkt ins Fürther E-Center Schmitt über. Mit gerade einmal 18 Jahren wurde ihm dort die Leitung der Obst- und Gemüseabteilung übertragen.

„Ich habe mich schon immer integriert gefühlt“, sagt Donhauser. Wie zum Beweis fügt er an: „Ich beherrsche die russische Sprache zwar, spreche sie aber ungern, weil ich einen starken deutschen Akzent habe.“ Und da braucht er ein Stipendium? Ja, sagt der Mann mit den blondgefärbten Haaren, „denn das Beste, was man machen kann, ist Wissen und Erfahrung sammeln“.

Ja, sagt auch sein Chef Marco Schmitt, „denn Robert ist sehr motiviert und hat es verdient. Ich könnte mehr Leute wie ihn gebrauchen“. Deshalb hat der Center-Inhaber seinen jungen Kollegen für das Stipendienprogramm angemeldet – ohne dessen Wissen. „Ich wollte ihm nicht zu viel Hoffnung machen“, sagt Schmitt. Schließlich waren bundesweit nur acht Plätze für Edeka-Mitarbeiter reserviert. Doch bald kam die Bestätigung: Robert Donhauser sei genau der Kandidat, den man suche.

Seit Januar ist er nun also Stipendiat, kann aus einem breiten Angebot an Schulungen und Seminaren wählen – etwa zu Rhetorik und Kommunikation oder zur Persönlichkeitsentwicklung – und hat einen erfahrenen Mentor an die Seite gestellt bekommen. Der türkischstämmige Sedat Karavil ist selbstständiger Edeka-Unternehmer aus München, zweimal hat man sich bisher getroffen. Donhauser will vor allem von der Erfahrung des Älteren profitieren: „Ich habe bisher in drei Märkten gearbeitet. Über Sedat erhalte ich Einblicke in weitere Märkte.“

Dieses Wissen kann Donhauser im Arbeitsalltag gut gebrauchen. Beim E-Center Schmitt ist er für die Präsentation der Ware, für Kundenberatung und Warenbestellung zuständig. Da der Supermarkt fast die Hälfte seines Obsts und Gemüses von Bauern aus der Region bezieht, steckt jede Menge Organisation dahinter. „Gerade jetzt in der Erdbeer- und Spargelzeit müssen täglich etwa zehn regionale Lieferanten bearbeitet werden“, sagt Center-Inhaber Schmitt. Donhauser geht mit Begeisterung an die Sache: Schon während der Ausbildung habe er sich freiwillig weitergebildet und sich viel über Anbau, Geschmack und Behandlung von Lebensmitteln angelesen.

So hat er es geschafft, der aktuell einzige Franke bei „Geh deinen Weg“ zu werden. Und einer der wenigen Berufstätigen – denn in dem Programm, das sich an 16- bis 29-Jährige wendet, sind momentan über 80 Prozent Studenten. Sie erhalten über ihren Mentor erstmals Einblick in das Wirtschaftsleben. Den braucht Robert Donhauser zwar nicht mehr, dennoch sagt er: „Ich bin erst 22 und sehe noch viel mehr Potenzial in mir.“

Bis 31. Juli kann man sich für Runde 2 des Programms bewerben: www.geh-deinen-weg.org

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