Ist noch jemandem ööbel vom Heidelbeerwein?

11.6.2014, 11:00 Uhr
Ist noch jemandem ööbel vom Heidelbeerwein?

© Gerd Axmann

Der Plot ist altbekannt: Eine illustre Herrenrunde schwelgt bei einer Feuerzangenbowle in Erinnerungen an längst vergangene Schultage. Mit dabei ist auch der junge und erfolgreiche Schriftsteller Dr. Johannes Pfeiffer, der allerdings kaum etwas zu erzählen hat. Grund: Nie besuchte er eine Schule, stattdessen erhielt er stets Privatunterricht. Aus einer Laune heraus beschließen die alten Herren, dass Pfeiffer all das Versäumte auf einem kleinstädtischen Gymnasium nachholen muss.

„Wir haben uns in dieser Saison für etwas Lustiges entschieden“, sagt Hans-Peter Seichter, 2. Vorstand der „Hans-Sachser“. Und lustig ist dieser laue Sommerabend allemal. Was die Theatergruppe hier nach den Aufführungen des „Brandner Kaspar“ in den vergangenen beiden Jahren und dem „Watzmann-Musical“ im Winter auf die Bühne gestellt hat, ist famos.

Kurzweilig, spritzig und voller überraschender Einfälle ist diese Inszenierung; abermals führt Jürgen Peter, der schon den „Watzmann“ künstlerisch verantwortete und der Bezirksspielleiter Franken im Verband bayerischer Amateurtheater ist, Regie in Langenzenn. Bereits nach wenigen Minuten verblassen die Erinnerungen an die legendäre, in allen Köpfen präsente Verfilmung des Stoffs mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle. Das Klassenzimmer wird kurzerhand „wegen Umbau“ in den Schul-, pardon: Kulturhof verlegt – ein Seitenhieb auf die noch andauernden Umbauarbeiten im angrenzenden Kinosaal.

Felix Reimann, dessen Eltern 1996 die Hans-Sachs-Spielgruppe als eigenständigen Verein mitbegründeten, spielt Hans Pfeiffer rundum überzeugend. Viel Gelächter ernten die gnadenlos überzeichneten Lehrerfiguren, wie der gutmütige Professor Bömmel (Klaus Roscher) oder der durch seine spleenige Aussprache von seinen Schülern wenig respektierte Professor Crey, den Rudolf Kelchner kongenial verkörpert. Das Publikum biegt sich vor Lachen bei der berühmten Heidelbeerwein- Szene, als der gravitätische Crey den Streichen seiner scheinbar stockbetrunkenen Pennäler auf den Leim geht und naiv fragt: „Ist noch jemandem ööbel?

Spielfreudiger Nachwuchs

Kelchner, der im wahren Leben selber Lehrer war, zeichnet neben seiner Schauspielrolle verantwortlich für diese fränkische Fassung der „Feuerzangenbowle“. Ausgezahlt hat sich für die Hans-Sachs-Spielgruppe auch die rührige Nachwuchsarbeit. Die gut 20 Rollen der Oberstufen-Pennäler und Sextanerinnen konnten ausnahmslos aus dem eigenen Nachwuchs rekrutiert werden — und der spielt, was das Zeug hält. Dieses jugendliche Temperament an der Seite alter Theaterhasen, ergänzt durch ein kulinarisches Rahmenprogramm vor und nach der Vorstellung, lassen die aktuelle Inszenierung zu einem gelungenen Theaterabend werden. Darauf ein kräftiger „Schlöck“, wie Crey zu sagen pflegt.

„Die Feuerzangenbowle“: Kulturhof Langenzenn (Hindenburgstraße 32). Weitere Termine: 21. Juni, 16./27. Juli (19 Uhr), 27. Juni, 4./5./11./12./18./19. Juli (20 Uhr). Vor allen Aufführungen gibt es ab 18 Uhr kleine Speisen und Getränke. Resttickets: 18 Euro (Kinder bis 14 Jahre 12 Euro

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