Jahn tritt in Roßtal ein schweres Erbe an

22.12.2012, 18:18 Uhr
Jahn tritt in Roßtal ein schweres Erbe an

© Brigitte Grüner

Die SMS erreichte Handball-Abteilungsleiter Gernot Winkler in der Nacht von Montag auf Dienstag um 0.32 Uhr. Darin teilte Carsten Peine mit, dass er wegen fehlenden Vertrauens seitens der Abteilungsleitung seinen Rücktritt als Trainer einreiche, und dass er die Art und Weise, wie zuvor mit ihm umgesprungen worden sei, nicht nachvollziehen könne. Die viereinhalb Jahre währende Zusammenarbeit zwischen Peine und dem TVR, sie endete mit einem Paukenschlag.

Rückblende: Am 5. Dezember saßen Abteilungsleitung und Mannschaft ohne Trainer, aber mit dessen Wissen zusammen. Der Landesligist hatte zuvor viermal in Folge verloren. Laut Peine hat ihm die Mannschaft den Rücken gestärkt: „Es gab ein klares Votum für mich.“

Winklers Version von der Stimmungslage bei der Zusammenkunft klingt anders: „Einige Spieler zeigten offen ihre Abneigung, unter dem Trainer weiterzuspielen. Einige verhielten sich neutral, andere standen voll zum Trainer.“ Winklers Fazit: „Es bestand noch kein zwingender Handlungsbedarf.“ Doch die Grundlage für den Bruch war gelegt. Das nächste Spiel gegen Gerolzhofen gewann der TVR mit elf Toren Differenz, am vergangenen Wochenende gab es gegen die HG Ansbach noch ein 27:27. Für die Abteilungsleitung – Winkler und Stellvertreter Jochen Sichermann – bestand nun Handlungsbedarf. „Die weitere sportliche Entwicklung und das Unentschieden gegen Kellerkind Ansbach, das Peine selbst als „gefühlte Niederlage“ bezeichnete, waren für uns ein Grund, nochmals das Gespräch mit dem Trainer zu suchen“, sagt Sichermann.

Winkler rief Peine am Montagabend an. Der Abteilungsleiter bat den Trainer, für Dienstag vor dem Training zu einem Gespräch. Peine fragte, worum es gehe. Winkler wurde nicht konkret. Peine empfand das als Vertrauensbruch. „Zehn Tage vorher hatte man noch keine Veranlassung gesehen, über mein Engagement zu sprechen, und jetzt verhält man sich plötzlich so.“

In der Tat bestätigte Winkler gegenüber den FN, dass er in dem angedachten Gespräch auch die Möglichkeit einer Trennung in Betracht gezogen habe. „Wir wollten aber vor allem klären, wie Peine, dem wir ja auch eine erfolgreiche Zeit zu verdanken haben, sich die künftige Arbeit vorstellte und wie es mit der Mannschaft weitergehen sollte.“ Der Abteilungsleiter hatte außerdem nach eigener Aussage bereits am Montag Kontakt mit Jahn aufgenommen. „Das war eine prophylaktische Anfrage, offizielle Kontakte hat es vorher nicht gegeben.“

Peine kann diese Aussagen nicht nachvollziehen. „Ich war nicht erfolglos, wir hatten aus den letzten zwei Spielen drei Punkte geholt. Deshalb kann ich nicht verstehen, warum man meine Demontage schon vor dem Gespräch parallel betrieben hat.“ Jahns Anwesenheit beim Spiel gegen Gerolzhofen, gut eine Woche vor dem großen Knall, komplettiert für den Ex-Trainer das Bild. „Das war Zufall“, sagt Winkler, „und von unserer Seite nicht initiiert.“

„Die Chemie stimmte“

Einig waren sich Trainer und Abteilungsleitung indes darüber, dass Trainingsbeteiligung und Engagement von Teilen der Mannschaft zuletzt zu wünschen übrig ließen. Doch die „Spannungen zwischen Spielern und dem Trainer“, die Winkler diagnostiziert, dementiert Peine heftig. „Die Chemie stimmte.“ Die Mannschaft ist nach übereinstimmender Aussage von Peine und der Abteilungsleitung von der Entwicklung überrascht worden.

Nun soll Klaus Jahn diese Mannschaft durch die Rückrunde führen. Dem Lehrer war im März vom damaligen Bayernligisten SV 08 Auerbach mitgeteilt worden, dass man nicht mehr mit ihm plant - und zwar als feststand, dass er mit den Oberpfälzern den Aufstieg in die dritte Liga geschafft hatte. Der 63-Jährige ist in der hiesigen Handballszene kein Unbekannter. So trainierte er bis 2011 die Männer des MTV Stadeln in der Landesliga, ehe er dort durch Peter Kral ersetzt wurde, nachdem er seinen Weggang nach Auerbach angekündigt hatte. „Für mich ist die Situation völlig neu. Ich bin noch nie während der Saison Trainer einer Mannschaft geworden“, sagt Jahn.

Bis zum nächsten Spiel sind noch vier Wochen Zeit. „Natürlich bot es sich an, jetzt zu handeln. Im Februar oder März hätte das alles wenig Sinn gemacht“, sagt TVR-Abteilungsleiter Winkler.

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