Jazz-Einser für Qualität und Spaßpotenzial

18.2.2018, 12:09 Uhr
Jazz-Einser für Qualität und Spaßpotenzial

© Foto: Draminski

Das umfangreiche Starterfeld stellte auch die Jury um den in Nürnberg lehrenden Jazzprofessor Steffen Schorn vor Probleme, zumal keine der – zum Teil extra für den Wettbewerb gegründeten, zum Teil aber auch schon länger zusammenspielenden – Formationen ein nennenswertes Qualitätsgefälle im Vergleich zu ihren Mitbewerbern zeigte.

Beim Preisträgerkonzert im Kulturforum durften dann die drei Siegerbands, die mit Geldpreisen von 3000, 2000 und 1000 Euro nach Hause gingen, ihre Kunst im Kleinen Saal vor Publikum zeigen. Am ungewöhnlichsten fiel wohl die Performance der drittplatzierten "Jimmy Giuffre’s Dream Band" mit Sängerin Linda Mund, Stromgitarrist Max Heimler und Schlagzeuger Flo Fischer aus. Eine flinkzüngige Vokalistin und ein hochvirtuoser Saitenspezialist scatten, gurren und quietschen sich gegenseitig etwas vor, inszenieren wortlose Dialoge, die sich zu artifiziellen Streitgesprächen steigern.

Dada-Performance

Dass Linda Mund derweil eine Nähmaschine traktiert und gelbe Stoffbahnen zu undefinierbaren Gebilden vernäht, sorgt für erste Heiterkeitsanfälle im Publikum. Der eigentliche Joker ist freilich Flo Fischer, denn der denkt gar nicht daran, seinem Handwerk als Rhythmusgeber nachzukommen, sondern schraubt aus einer Vielzahl zunächst kaum zuzuordnender Einzelteile etwas zusammen, das sich gegen Schluss der dadaistischen Performance als goldlackiertes Urinal entpuppt. Aus dem sprüht der quirlige Percussion-Mann als Schlussgag grüne Flüssigkeit auf seine Mitspieler – tosendes Gelächter.

Deutlich ernster geht es bei "à demain" mit dem kubanischen Posaunisten Cuni Rodriguez, dem Gitarristen Hannes Stegmaier und dem Saxofonisten Martin Köhrer zu. Bestechend satte, perfekt getimte Bläsersätze suggerieren, dass hier kein Trio, sondern ein deutlich größerer Klangkörper auf der Bühne steht. Leichte Anklänge an den Nachkriegsjazz verraten, dass hier ein postmodernes Interpretationsideal herrscht. Es geht hier weniger darum, Giuffre-Standards nachzuspielen. Im Fokus steht eher der ganz eigene Tonfall des Komponisten Giuffre, den "à demain" traumwandlerisch sicher trifft.

Die Wettbewerbskrone hat sich das "James Peter Quartet" mit Lukas Diller (Saxofon), Florian "Flo" Müller (Gitarre), Isabel Rößler (Kontrabass) und Jan F. Brill (Schlagzeug) redlich verdient. So punktgenau und hochenergetisch, so lässig und entspannt hat sich keine andere Teilnehmerband präsentiert. Giuffre-Themen werden zu etwas Neuem synthetisiert und so ins Hier und Jetzt geholt. In der Schule würde so etwas "Transferleistung" genannt. Und dafür gibt es natürlich eine Eins.

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