Jetzt also doch: Fürther Volksbücherei bleibt Volksbücherei

24.4.2014, 19:01 Uhr
Jetzt also doch: Fürther Volksbücherei bleibt Volksbücherei

© Thomas Scherer

Der Vorstoß von Büchereileiterin Christina Röschlein hatte hohe Wellen geschlagen. Dies vor allem wegen ihrer Begründung, dass der altmodische und volkstümliche Name als fragwürdiges Alleinstellungsmerkmal in der bundesweiten Bibliothekenlandschaft ein antiquiertes Image vermittle; überdies lasse er in keiner Weise erwünschte Assoziationen mit dem im Nationalsozialismus negativ geprägten Volksbegriff zu.

Der über die Idee, vom alten Namen abzurücken, zuvor nicht informierte SPD-Stadtrat Günter Witzsch fühlte sich als Büchereipfleger übergangen und hielt eine bessere Ausstattung des Hauses für wichtiger als einen neuen Namen. In dieses Horn stieß auch CSU-Stadtratsfraktionschef Dietmar Helm.

Kritiker der Umbenennung merkten an, dass der Begriff "Volk" durch die "Wir sind das Volk"-Bewegung in der DDR einen fortschrittlichen Akzent bekommen habe. "Eine Namensgebung sollte idealerweise von breiter Zustimmung und Konsens getragen sein und eben möglichst nicht in einer Abstimmung mit knappen Mehrheiten entschieden werden", begründet Braun den Rückzieher. Das Thema einer Umbenennung sei für ihn und die Beschäftigten der Bücherei zwar nicht endgültig vom Tisch, habe aber derzeit keine Priorität.

"Zum Teil überzogene Diskussion"

Nachdem Stimmen aus dem Stadtrat laut geworden sind, dass Ausstattung und Gebäude der Bücherei deutlich optimiert werden müssten, hofft der Bürgermeister, dass nun auch Taten folgen. Dies sei, so Braun, das für die Volksbücherei vordringlichere Thema. Das Büchereiteam werde weiterhin innerhalb enger finanzieller Rahmenbedingungen versuchen, das Bestmögliche für die rund 12.650 Nutzer zu erreichen. Die konkrete Arbeit vor Ort sei wichtiger als eine nach Brauns Ansicht "zum Teil überzogene Diskussion" über einen neuen Namen.

Der Weg zur Umbenennung ist bereits vor einiger Zeit freigemacht worden, als die dem Stadtarchiv im Schloss Burgfarrnbach angeschlossene Bücherei einen neuen Namen bekam: Aus der "Stadtbibliothek" wurde die "Wissenschaftliche Bibliothek", um den Charakter der Einrichtung klarer zum Ausdruck zu bringen. Die bis in die 1990er Jahre im Berolzheimerianum angesiedelte städtische Volksbücherei hat neben ihrer Zentrale in der Fronmüllerstraße vier Filialen mit insgesamt 20 Mitarbeitern.

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