Jüdisches Museum: Anbau wurde mit Festakt eingeweiht

13.5.2018, 19:30 Uhr
Jüdisches Museum: Anbau wurde mit Festakt eingeweiht

© Foto: Giulia Iannicelli

"20 Jahre lang hat die Stadt auf diesen Bau gewartet": Museumschefin Daniela Eisenstein, die 2003 nach Fürth kam, weiß im Mai 2018 endlich, was nun alles geht auf jenen 900 Quadratmetern Nutzfläche.

Endlich sind im Unter- und Erdgeschoss, wo ein ausgeklügeltes Kunstlichtkonzept das fehlende Tageslicht ersetzt, Wechselausstellungen möglich. Endlich gibt es Platz für ein in Bayern einzigartiges Konzept: Antisemitismus-Workshops für Schulen soll es geben, auf dass Lehrer wie Schüler, wichtigste Zielgruppe des Hauses, antisemitische Tendenzen erkennen und damit umzugehen lernen. Endlich hat Eisensteins Team, acht Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, genug Entfaltungsmöglichkeiten fürs Forschen. Die Überarbeitung der Dauerausstellung im "alten" Haus ist das Großprojekt der kommenden fünf Jahre.

Positive Konnotationen

"Wir wollen", so Eisenstein beim Festakt in der Stadthalle vor zahlreichen jüdisch-fränkischen Familien und vor Politprominenz aus Freistaat und Bund, "ein Jüdisches Museum mit positiven Konnotationen sein". Zuvor hatte Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden, geäußert, das Judentum sei "etwas anderes als die Shoah und der Nahost-Konflikt". Das Fürther Haus bilde mit den Museen in Berlin und Frankfurt einen kostbaren historischen Schatz.

"Dass sich Juden in Deutschland wieder wohlfühlen, sollte unser aller Ziel sein." Dazu trage das Museum mit seiner Arbeit entscheidend bei. Am späten Nachmittag, als die Festakt-Besucher den Neubau in Augenschein nahmen, schritt Rabbi Jochanan Guggenheim zur Tat. Mit der Anbringung der Mesusa (Chanukkat ha-bajit) bekam das Haus auch sein geistliches Geleit.

Drei Jahre Bauzeit waren für das Fürther 6,2-Millionen-Euro-Großprojekt nötig, sie waren ein Ritt auf der Klinge. Unter anderem war bei komplizierten Bohrarbeiten Beton in die Mikwe im „alten“ Museumsbau geraten.

"Dieser Bau tut Fürth gut"

Und dass die Außenhülle des Hauses anno 2018 nicht aus Sandstein ist, hat Gründe. Sandstein kostet. Deutlich mehr als verschlämmter Klinker, der Jerusalems Klagemauer zitiert und spontan nicht jedem Fürther gefiel. Selbstverständlich wisse er, sagt Architekt Ulrich Manz, dass sein Ansatz umstritten sei, aber: „Ich glaube, dieser Bau tut Fürth gut, er steht selbstbewusst und zeitgemäß.“ Und er verblüfft innen mit großzügigem Raumgefühl.

Aktuell und bis Mitte Oktober zu sehen ist die vom Berliner Jüdischen Museum übernommene Schau "Cherchez la Femme", die sich mit Fotografien, Cartoons, Skulpturen, Videos und Installationen den weiblichen Kopfbedeckungen der drei monotheistischen Religionen widmet. Gesellschaftspolitisch brisante Themen aufgreifen, soll stärker als zuvor zum Markenzeichen des Museums werden.

Das Jüdische Museum Franken in der Königstraße 89 eröffnet am Montag um 10 Uhr, ab 11 Uhr gibt es Führungen im Zwei-Stunden-Takt.

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