Jugendforum: Fürth will von jungen Menschen lernen

1.1.2018, 20:52 Uhr
Jugendforum: Fürth will von jungen Menschen lernen

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Um ein Missverständnis gleich auszuschließen: Die 16 Regionen und Städte in Deutschland, die sich "jugendgerechte Kommunen" nennen dürfen, sind keineswegs schon ein Paradies für junge Menschen. Sie müssen bisher noch nicht einmal als besonders fortschrittlich in dieser Hinsicht aufgefallen sein – aber sie sind entschlossen, sich zu "jugendgerechten Kommunen" zu entwickeln.

Für das Programm des Bundesfamilienministeriums wurden Orte ausgewählt, die in dem Prozess unterschiedlich weit sind, unterschiedliche Ansätze und Voraussetzungen haben. Sie teilen das Ziel, Jugendlichen mehr Chancen, mehr Freiräume und mehr Gehör zu geben und dafür zu sorgen, dass sie sich entfalten können (siehe Text links). Ihr Weg wird dokumentiert, auch als Orientierungsangebot für andere Kommunen.

Fürth ist als einzige Stadt in Bayern dabei. Schlüssel war das Projekt "Echt Fürth", bei dem die kommunale Jugendarbeit mit dem Stadtjugendring kooperiert. Es ermöglicht jungen Fürthern, ihre Ideen einzubringen und umzusetzen: unter anderem über die Veranstaltungsreihe "Wortwechsel", bei der sie mit Lokalpolitikern ins Gespräch kommen, über den Jugendbeirat, über soziale Netzwerke oder auch über "Echt Geld" (ein Zuschuss von je 500 Euro, den junge Menschen unbürokratisch für ihre Projekte bekommen können).

"Es läuft schon viel", sagt Jutta Küppers, Leiterin der Abteilung Jugendarbeit im städtischen Jugendamt. Aber vieles eben auch noch nicht. Kleinere Projekte, wie die legale Graffitiwand auf der Hardhöhe, konnten zwar verwirklicht werden, doch "Vorhaben mit komplexen bürokratischen Strukturen scheitern". Es sei bisher schwer, "mit den zuständigen Ämtern in einen Arbeitsprozess zu kommen", bedauert Küppers. "Viele haben einen Tunnelblick." Und bei Entscheidungen in Sachen Stadtentwicklung werde noch nicht grundsätzlich bedacht, was sie für Jugendliche bedeuten.

Grundsätze sind in Arbeit

Unter den 16 Kommunen ordnet sie Fürth "im vorderen Mittelfeld" ein. Zu den Erfolgen zählt sie, dass eine befristete Teilzeitstelle für "Beteiligungsmanagement" durchgesetzt werden konnte. Und das Maßnahmenpaket, das der Stadtrat im Oktober einstimmig beschloss, um Jugendlichen mehr Gewicht in der Kommunalpolitik zu geben. "Das ist eine wichtige Grundlage, damit städtische Institutionen endlich aktiv werden", findet auch Jugendbeirätin Corinna Kruckenberg. Die Verwaltung erhielt dabei den Auftrag, "Grundsätze der Jugendgerechtigkeit" zu erarbeiten.

Das "erste Fürther Jugendforum" am 1. März gehört ebenfalls zu dem Paket, weitere Foren (mindestens alle zwei Jahre) sollen folgen. Mitwirken können dabei Schüler ab der achten Klasse.

Einen Eindruck davon, welche Wünsche es gibt, vermittelte 2016 eine Online-Umfrage von "Echt Fürth", an der 436 Menschen im Alter von 10 bis 27 Jahren teilgenommen haben. Besonders begehrt: mehr Freizeittreffpunkte, vor allem Diskotheken, Grillplätze und selbst verwaltete Orte.

Austausch mit der Stadtspitze

Das Jugendforum soll nun helfen, mehr Personen zu beteiligen und der Zielgruppe einen größeren Einfluss zu geben. Gewünscht wird, dass Lehrer das Thema in zwei Unterrichtseinheiten behandeln und die Klassen je zwei Vertreter entsenden. Bei der Veranstaltung in der Stadthalle können diese dann ihre Anliegen mit dem Oberbürgermeister, Vertretern der Stadtspitze und Amtsleitern diskutieren.

Um Jugendliche dauerhaft einzubeziehen, wird außerdem erwogen, eine spezielle Internetplattform einzurichten. Dort sollen sie Fürther Themen, die sie interessieren, hochranken können – mit der Perspektive, dass sich der Stadtrat ab einer bestimmten Bewertung damit auch beschäftigt.

Klassen können sich bis 19. Februar anmelden. Informationen und Unterrichtsmaterial gibt es unter www.jugendforum-fuerth.de

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