Jugendliche zechen in den Fürther Grünanlagen

27.3.2010, 00:00 Uhr
Jugendliche zechen in den Fürther Grünanlagen

© Roland Fengler

Das Muster ist immer das gleiche: Bevorzugt an Freitagabenden rotten sich Horden von Jugendlichen vor Fürther Innenstadt-Supermärkten zusammen und stürmen zum Entsetzen der Kundschaft fast überfallartig die Geschäfte. Ihr Ziel: Die Regale mit Hochprozentigem, aus denen sie sich reichlich bedienen; vor allem billiger Wodka, mit dem sie sich anschließend in Parks zudröhnen, steht hoch im Kurs. Weil es die Minderjährigen damit oft nicht durch die Kassen schaffen, suchen sie Helfershelfer - und finden sie fast immer: Erwachsene, die die Pullen bereitwillig für sie kaufen und hinterher das Geld kassieren.

Vor allem dieser Aspekt wurmt Karlheinz Machowetz. »Das ist eine Grauzone, da kann auch der Supermarkt nichts machen», sagt der Leiter der Jugendarbeitsgruppe (JAG) bei der Fürther Polizei. Diese eigens formierte Einheit kümmert sich speziell um junge Klientel, die mit dem Gesetz in Konflikt kommt.

Wird der Strohmann freilich erwischt, muss er teuer bezahlen: Mindestens 400 Euro Bußgeld berappt ein Erwachsener, der Alkohol für Jugendliche beschafft. Damit das immer öfter der Fall ist, greifen die Ordnungshüter nun rigider durch. Die Kontrolle der vergangenen Woche führte das nur fünfköpfige JAG-Team nicht mehr allein durch, weil man sonst von der hohen Zahl der Fälle schlichtweg »überrannt» werde, wie Machowetz sagt. Mit von der Partie waren deshalb 20 Kollegen der Bereitschaftspolizei, die im Lauf des Abends in den großen Grünanlagen fündig wurden.

Rund 100 Jugendliche beobachteten sie zunächst, als sie sich auf dem Gehsteig vor einem großen Einkaufsmarkt sammelten und sich dann mit Stoff versorgten. Vor allem im Südstadtpark, aber auch im Stadtpark kreiste anschließend die Flasche, und die jungen Zecher kommen laut Machowetz aus allen Schichten der Bevölkerung. Für ihn zeigt das: Die »Mode» des Saufens in großen Gruppen und manchmal bis zum Abwinken ist ein gesamtgesellschaftliches Problem; es könne nicht mit einem Schulterzucken allein den schwierigen sozialen Milieus zugeordnet werden. Nach Machowetz Beobachtung hat sich das Phänomen zudem »auf einem kontinuierlich hohen Stand» etabliert. Bei den 12- bis 17-Jährigen nehmen Statistiken zufolge 17 Prozent wöchentlich Alkohol zu sich, die erste Erfahrung macht der durchschnittliche Deutsche im Alter zwischen 13 und 14.

»Wir sind da»

Was anders ist als früher: Der Konsum ist exzessiver, er findet außerdem zunehmend in der Öffentlichkeit statt und springt deshalb ins Auge. Immer mehr »Rückmeldungen aus der Bevölkerung» gibt es, berichtet Machowetz. Von Anwohnern oder Passanten, die dem oft lautstarken Treiben der jungen Leute nicht mehr tatenlos zusehen wollen. Machowetz weiß: »Wenn wir jetzt nichts dagegen machen, verfestigt sich das». Und deshalb handeln er und seine Mitstreiter aus der JAG. »Die sollen wissen, dass wir da sind und schauen.»

Noch häufiger wird das in den wärmeren Monaten des Jahres nötig sein, wenn auch noch die Vorortkirchweihen anstehen und das Problem verschärfen. Die Brauchtumsveranstaltungen werden - wie mehrfach berichtet - von Jugendlichen gern zum Anlass für Saufgelage im Umfeld der Festplätze genommen; strenge Kontrollen und starke Polizeipräsenz sind mittlerweile an der Tagesordnung.

Jugendbeamten wie Karlheinz Machowetz macht immerhin Hoffnung, dass die herbeigerufenen Eltern inzwischen nicht mehr verständnislos oder gar aggressiv reagieren, wenn sie ihre betrunkenen Sprösslinge von der Polizeistation abholen müssen. »Da findet anscheinend ein Prozess des Umdenkens statt», meint Machowetz.