Junge Fürther fordern ein selbstverwaltetes Zentrum

23.1.2019, 16:00 Uhr
Ein selbstverwaltetes Zentrum gehörte bereits zu den Wünschen, mit denen die „Aktion Protestgarten“ die Stadtspitze im Garten des Jugendhauses Catch Up konfrontierte.

© Hans-Joachim Winckler Ein selbstverwaltetes Zentrum gehörte bereits zu den Wünschen, mit denen die „Aktion Protestgarten“ die Stadtspitze im Garten des Jugendhauses Catch Up konfrontierte.

Fürth wächst. Fürth hat Potenzial. Und grundsätzlich findet man in der Stadt eine hohe Zufriedenheit mit dem Lebensumfeld. Den Eindruck jedenfalls hat die "Aktion Protestgarten" gewonnen. Mit einer Protestwoche im Sommer ist diese Gruppe junger Fürther bekannt geworden – sie hat dabei auch deutlich gemacht, was die Kleeblattstadt ihrer Ansicht nach nicht gut hinbekommt: junge Menschen zu begeistern, ja, ihnen überhaupt ausreichend Möglichkeiten zur Entfaltung zu bieten. Die Stadtspitze versprach schnell erste Verbesserungen, wie einen zweiten Grillplatz.

"Fürth ist zwar die sicherste Großstadt Bayerns, aber sicher auch die langweiligste", heißt es nun in dem mehrseitigen Plädoyer für ein "selbstverwaltetes soziokulturelles Zentrum", in das die Verfasser spürbar Mühe gesteckt haben. Sie sind überzeugt: Das muss nicht so bleiben.

Elf Frauen und Männer haben das Konzept erarbeitet, das sie auch an die Stadtspitze und die Stadtratsfraktionen geschickt haben. Sie stellen fest: "Die Fürther Großveranstaltungen sind, mit wenigen Ausnahmen, nicht besonders ansprechend für Jugendliche und junge Erwachsene. Auch der alltägliche kulturelle Betrieb repräsentiert nicht die vielfältige, aktive Subkultur in Fürth."


Kultur und Nachtleben: So soll das Zentrum aussehen


Die Verfasser sprechen aus Erfahrung; sie selbst oder Freunde von ihnen sind kreativ tätig. Am Konzept haben unter anderem Tim Steinheimer, Gründer der Band "Deine Mutter", und Jens Schmidt, Teil der Bands "Houseparty" und "Folk’s Worst Nightmare", mitarbeitet.

In Fürth laute die Botschaft an junge Menschen leider: "Ihr habt die Schulen und die öffentlich verwalteten Jugendzentren. Zum Feiern gibt’s die Kirchweih und wenn ihr im Stadtpark nicht zu laut seid (. . .), habt ihr ein bisschen Grünfläche." Freie Entfaltung, wie sie gerade die alternative Szene sucht, werde in den Untergrund gedrängt. Viele Freunde seien schon nach Berlin, Leipzig, Dresden oder Hamburg gezogen. . .

Entfremdung von der eigenen Stadt

Ein selbstverwaltetes Zentrum, so die Autoren, würde der Entfremdung von der eigenen Stadt entgegenwirken – und auch der Politikverdrossenheit und dem Populismus. Weil man mitgestaltet und Verantwortung übernimmt. "Wer im Kleinen die Möglichkeit hat, sich einzubringen, wird auch gewillt sein, diese Erfahrung im größeren Maßstab zu wiederholen." Und weiter: "Was die Kofferfabrik für die Generation unserer Eltern sein wollte, soll ein selbstverwaltetes soziokulturelles Zentrum für die jüngere Generation werden."

Als Zielgruppe sehen die Verfasser vor allem Menschen zwischen 15 und 30. Sie sollen sich in den Räumen "frei von gesellschaftlichem und ökonomischem Druck" und "frei von Diskriminierung" ausprobieren können. Es soll ein Kulturort sein, aber auch ein Ausgeh-Ort. "Gerade im Bereich der Tanzveranstaltungen gibt es in Fürth klaffende Lücken", heißt es. "Für ein junges, alternatives Publikum gibt es bisher de facto kaum Ausgehmöglichkeiten."

Wichtig werde es daher sein, dass ein Ort gefunden wird, an dem regelmäßig ein Programmangebot bis 5 Uhr möglich ist. Der Club "Frieda" im Untergeschoss des Carrées Fürther Freiheit zeige, dass dies keine unüberwindbare Hürde ist.

Träger des Zentrums soll ein gemeinnütziger Verein sein, den die Aktivisten gründen wollen. Er werde parteipolitisch unabhängig sein und sich auch für eine Vernetzung zwischen Kulturschaffenden in Fürth stark machen. Für den Betrieb wiederum scheinen neben großem ehrenamtlichem Engagement einige bezahlte Teilzeitkräfte nötig, die sich etwa ums Programm und die Gastronomie kümmern. In Sachen Miete hofft die "Aktion Protestgarten" auf großzügige Unterstützung durch die Stadt.

Ein konkretes Gebäude hat die Gruppe noch nicht in Aussicht. Sie selbst fände das Eichamt ideal – allerdings ist das Haus genauso wie die Feuerwache bei verschiedenen Initiativen begehrt.

4 Kommentare