Junge Fürther Streichhölzer: Vollbad in Klängen

19.9.2017, 10:00 Uhr
Junge Fürther Streichhölzer: Vollbad in Klängen

© Foto: Thomas Scherer

Beethovens Violinkonzert opus 61 nimmt in seinem Schaffen eine besondere Stellung ein, weil es neben den fünf Klavierkonzerten sein einziges Instrumentalkonzert ist. Beim Symphoniekonzert am vergangenen Sonntag wurde diese Einzigartigkeit durch den Interpreten Michael Bochmann noch gesteigert.

Zum einen hat er seit 20 Jahren mit dem Kammerorchester KlangLust im Rahmen der Langenzenner Neujahrskonzerte eine große Zahl von Orchesterwerken erarbeitet, zum anderen im Jahr 1990 auf einer Tournee durch die USA und Kanada mit dem Geiger Yehudi Menuhin, einem der bedeutendsten Instrumentalisten des 20. Jahrhunderts, das Doppelkonzert von Johann Sebastian Bach gespielt. Für die Streichhölzer war die Begegnung ein besonderes Ereignis. Und sie erwiesen sich unter Leitung ihres Chefdirigenten Bernd Müller als beeindruckender Partner.

Akzente gesetzt

Schon in der langen Orchestereinleitung setzten sie, eingeleitet von den vier Paukenschlägen, interpretatorische Akzente. Und dann der nahtlose Übergang zum Einsatz der Solovioline, den Bochmann mit vollendeter Klangschönheit in homogenem Zusammenspiel mit dem Orchester gestaltete. Und auch in den folgenden orchestralen Zwischenspielen gelangen eindrucksvolle Passagen.

Mit tiefem Ausdruck interpretierte Bochmann den etwas ruhigeren Mittelteil, die Übergänge zwischen Solo- und Orchesterpassagen zeugten von intensiver Probenarbeit. In der Kadenz von höchstem Schwierigkeitsgrad, gespickt mit Doppelgriffen und rhythmischen Raffinessen, aber auch in den lyrischen Passagen mit zarten Pianotönen bot der Solist eine brillante Leistung.

Auch im Larghetto beeindruckte das Orchester mit einer ausdrucksvoll verinnerlichten Orchestereinleitung, in homogenem Zusammenspiel wurde die ausladende Melodik ausgekostet. Beschwingt, fast tänzerisch in forschem Tempo folgte das abschließende Rondo mit einem grandiosen Schlussteil.

Eine Rarität

Die Hinführung zu diesem großartigen Werk von Ludwig van Beethoven übernahm das Vor- und Nachwuchsorchester mit einer Rarität, dem Allegrosatz aus dem Konzert g-Moll für zwei Violoncelli und Orchester von Antonio Vivaldi. Und hier zeigten die beiden Solistinnen Eva Hofmann und Cosima Fischer von Mollard mit virtuosem und auch ausdrucksvollem Spiel, welch großen Stellenwert bei den Streichhölzern die Nachwuchsarbeit hat.

Nach der Pause die 2. Sinfonie D-Dur op. 73 von Johannes Brahms, ein orchestrales Glanzlicht der Romantik. Celli und Kontrabässe im Pizzicato bringen das Hauptthema als Erste zu Gehör, dessen sehnsüchtig-ausladende Melodie immer mehr ausgebreitet wird, bis im fülligen Orchesterklang mit dem gewaltigen Blechbläserapparat der klangliche Höhepunkt erreicht ist. Im Adagio scheint sich der Komponist einen Weg durch das Notendickicht zu suchen, bis in üppigem Streicherglanz die Melodik entfaltet wird. Es folgt ein steter Wechsel zwischen dramatischen und lyrischen Passagen, ehe der Satz ruhig und sanft verklingt. Graziös und anmutig, dann mit einem fetzigen Mittelteil wird das Scherzo serviert, ehe in forschem Tempo mit viel Dramatik und Spannung das abschließende Allegro anhebt, eine kompakte Wiedergabe mit einem fulminanten Orchesterklang, grandiosen Steigerungen in perfekter Homogenität und einem fetzigen Schlussteil – eine beeindruckende Glanzleistung von Bernd Müller und seinen Streichhölzern. Als Zugabe gibt es einen Ungarischen Tanz von Johannes Brahms mit viel Schmalz, Verve und Schmiss in der St. Johanneskirche.

Beim Schlussbeifall outet sich Dirigent Bernd Müller dann als perfekter Charmeur, indem er seinen Blumenstrauß der attraktiven Solohornistin überreicht.

Verwandte Themen


Keine Kommentare