Junge Hotels in Oberasbach und Stein setzen auf besonderes Ambiente

20.2.2017, 06:00 Uhr
Junge Hotels in Oberasbach und Stein setzen auf besonderes Ambiente

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Geölte Holzflächen, helle Sandsteinwände und dunkle Schieferböden schaffen im "Bio-Hotel Kunstquartier" eine behagliche Atmosphäre. Doch das, was laut den beiden Inhabern zur Zertifizierung als erstes Bio-Hotel in der Metropolregion Nürnberg geführt hat, sieht der Besucher nicht gleich. "Wir haben nur die Hälfte des CO2-Ausstoßes eines herkömmlichen Hotels unserer Größe", berichtet Professor Dr. Jutta Heller, die zusammen mit ihrem Mann Siegfried Hochstein das Haus führt.

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© Foto: Hans-Joachim Winckler

"Die Energie wird über Solar, Photovoltaik, eine Luft-Wärme-Pumpe und eine Gastherme produziert", erläutert Helmut Reck. Sein Ingenieurbüro Reck + Reck in Möhrendorf im Landkreis Erlangen-Höchstadt hat die Sanierung des Gebäudes von 1861 und den kürzlich fertig gestellten Anbau realisiert. "Die planerische Lösung war nicht einfach", resümiert Reck. "Die Herausforderung war, eine Lösung zu finden, in dem Ortskern und in Verbindung mit der Nachbarschaft, dem Friedhof, der Kirche."

4,3 Millionen Euro investiert

4,3 Millionen Euro haben Heller und Hochstein in das Anwesen in den vergangenen fünf Jahren investiert. Die Hotelchefs sprechen nun von einer "architektonischen Perle", die das Alte aufnehme und mit neuen baubiologischen und energetischen Materialien kombiniere. Unweit der Herberge liegt der Landhof "Neuwerk" des Paares, auf dem vom Aussterben bedrohte Haustierrassen leben, wie Soyaschafe und Augsburger Hühner. Von dort kommen etwa Eier, Brotaufstriche, Marmeladen, Fleisch und Wurst für das Frühstücksbuffet im Bio-Hotel, berichtet Hochstein. Die restlichen Lebensmittel und Getränke werden ebenso wie die Kosmetik und Reinigungsmittel von Bio-Herstellern zugekauft. Der österreichische Verein Bio Hotel, der das Siegel vergibt, habe alle Bezugsquellen durch die staatlich zugelassene Bio-Kontrollstelle Abcert überprüfen lassen und auch das nachhaltige Energiekonzept des Hauses sei von unabhängiger Stelle zertifiziert, berichtet Betriebsbetreuerin Carola Portenlänger.

Junge Hotels in Oberasbach und Stein setzen auf besonderes Ambiente

© Foto: Astrid Löffler

Wie Hochstein, der ehemalige Leiter der Akademie Faber-Castell, zur Hotellerie kam und dann auf die Bio-Schiene, ist eine längere Geschichte. "Als ich noch Akademieleiter war, waren die 8000, von der Einrichtung generierten Übernachtungen im Jahr das Nadelöhr", erinnert sich der Unternehmer. "Wir konnten nicht weiter wachsen, weil es keine Übernachtungsgelegenheiten mehr gab." So habe er 2011 kurzerhand selbst ein Hotel aufgemacht — mit anfangs drei Zimmern als Versuchsballon.

Junge Hotels in Oberasbach und Stein setzen auf besonderes Ambiente

© Foto: Löffler

Es sei gut angelaufen, weitere drei Zimmer kamen hinzu. "Wir hatten eine Auslastung von 70 Prozent", erinnert sich Hochstein. Heute hat das Hotel 20 Zimmer, 23 sollen es demnächst werden. Die Gäste seien zu 70 bis 80 Prozent Geschäftsreisende, die die hochwertige Ausstattung, die persönliche Betreuung durch das neunköpfige Team und das ökologische Konzept schätzten, skizziert Hochstein. "Ich bin am Land aufgewachsen, habe später im Management gearbeitet", berichtet der Landwirt. "Der Bio-Gedanke ist ,back to the roots‘."

Dabei sei er vor seinen ersten Gesprächen mit dem Verein Bio Hotel obgleich vermeintlicher "Birkenstock-Groupies" durchaus skeptisch gewesen, sagt der Kunstsammler, der das komplette Hotel mit Originalgemälden dekoriert hat. Doch die anfänglichen Zweifel seien schnell verflogen, reiche das Spektrum des aktuell 90 Häuser zählenden Zusammenschlusses doch von Bauernhöfen mit Ferienwohnungen bis hin zum exquisiten Fünf-Sterne-Hotel in Rom.

Auf immerhin vier Sterne bringt es das im April 2015 eröffnete Hotel Bomonti in Oberasbach. Es ist damit das erste seiner Art im Landkreis, wie Landrat Matthias Dießl (CSU) herausstellt. Binnen eines Jahres habe es das Haus unter die Top 25 auf großen Internet-Hotelportalen geschafft und sich dort auch gehalten, berichtet Murat Erdoðan, der fürs operative Geschäft zuständige Geschäftsführer.

Personal im Zentrum

Sein Erfolgsrezept: "Wir sind ein individuelles Hotel, das einen sehr persönlichen Charakter hat. Ausschlaggebend dafür ist unser Personal." Die 15 Mitarbeiter könnten viel selbst gestalten, etwa ihre Dienst- und Urlaubspläne oder wie sie übertragene Aufgaben erledigen. "Zusammen mit einer überdurchschnittlichen Bezahlung führt das zu einer hohen Arbeitszufriedenheit", erklärt Erdoðan. Die sonst oft beklagte Problematik, Fachkräfte zu finden, kenne er darum nicht. So hätte er auf eine kürzlich zu besetzende Stelle im Frühstücks-Service 20 qualifizierte Bewerbungen erhalten.

Anders als in vielen großen und Kettenhotels sind im Bomonti die Reinigungsarbeiten nicht an einen externen Dienstleister übertragen. "Das ist der härteste Job im Hotel, weil er die geringste Wertschätzung erfährt", sagt der Geschäftsführer. Von der Kür eines Mitarbeiters des Monats oder ähnlichen Aktionen hält er indes nichts: "Das ist nur punktuell und erzeugt Druck." Auch eine Unternehmensberatung könne er sich sparen: "Ich frage lieber meine Mitarbeiter." Schließlich würden die ihren Arbeitsplatz am besten kennen und hätten täglich mit den Gästen zu tun. Ähnlich wie im Bio-Hotel in Stein sind auch im Bomonti der Großteil der Kunden Geschäftsreisende.

"Zu Ostern, an Pfingsten, von Mitte Juli bis August und an Brückentagen kommen auch viele Familien, die den nahe gelegenen Playmobil Fun Park besuchen", schildert der Oberasbacher. Durchschnittlich blieben die Gäste drei bis vier Tage im Bomonti, das mit Möbeln in gedeckten Farben und historischen Aufnahmen von Nürnberg, Fürth und Oberasbach Retro-Charme ausstrahlt. Vergangenes Jahr registrierte das Vier-Sterne-Hotel 30 000 Hausgäste und eine Auslastung von 77 Prozent.

"Man muss eine gemischte Gästestruktur aufbauen", resümiert Erdoðan. Mit dieser Strategie hat es auch Hotelchef Alexander Peters geschafft, das vor neun Jahren schwächelnde NH Hotel Forsthaus wieder auf Kurs zu bringen. Individualreisende, Reisegruppen, Tagungsgäste, Sportmannschaften und Geschäftsreisende bildeten dort nun einen gesunden Mix und sorgten für eine gute Auslastung der im Grünen gelegenen 111 Zimmer, die bis zu 250 Personen beherbergen können.

"Wir haben keine low season mehr wie früher nach Weihnachten oder in den Ferien", bilanziert Peters, der kürzlich wie berichtet zu einem anderen Arbeitgeber in ein Hotel am Starnberger See gewechselt ist. Im NH Fürth-Nürnberg, das Peters ebenfalls leitete, kämen indes vor allem die Fußläufigkeit zu Stadt wie Öffentlichem Nahverkehr und die renovierten 118 Zimmer gut an. Großes Drumherum gibt es dort nicht, was sich auch im Personalschlüssel spiegelt: Während das Forsthaus 30 Angestellte zählt, sind es in dem Stadthotel zwölf.

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