Junge Schlosserin setzt sich in Männerdomäne durch

15.8.2018, 11:00 Uhr
Junge Schlosserin setzt sich in Männerdomäne durch

© Foto: Armin Leberzammer

"Wie exakt alles angefertigt sein muss, ist mir erst während der Arbeit daran aufgefallen", sagt Jasmin Sauer, wenn sie über ihr prämiertes Werk, einen aus einem Stück gefertigten Schlüsselkasten, spricht. Doch gerade die Schwierigkeit und die hohe Qualität der Ausführung trugen dazu bei, dass sie nicht nur mit der Note 1 bewertet, sondern auch Kammersiegerin der nordbayerischen Innungen wurde.

Dabei hätte sie es sich auch einfacher machen können. Einen abschließbaren Schlüsselkasten mit Ablage sollten die Prüflinge in der vorgegebenen Zeit von 50 Arbeitsstunden herstellen. Bestimmte Größen- und Gewichtswerte durften nicht unterschritten werden. Dass der Kasten – mit Ausnahme einiger Beschläge – allerdings aus einem zwei Meter langen Stahlträger nur durch biegen, formen und schneiden entstehen sollte, war Jasmin Sauers Idee.

Eine Komplexität, die ihr erst während des Prozesses wirklich bewusst wurde, "sonst hätte ich es vielleicht gar nicht so gemacht". Selbst die Prüfer waren skeptisch, ob ihr Plan überhaupt umsetzbar sein würde.

Er war es und hat nun zu Recht eine Auszeichnung erhalten, findet auch Sauers Lehrmeister und Arbeitgeber Thomas Hürner. In seiner Schlosserei in Cadolzburg hat die 23-Jährige die Lehre im Metallbau Fachrichtung Metallgestaltung – so die genaue Bezeichnung – vor zwei Jahren begonnen.

"Ich bin nicht zartbesaitet"

"Als erste Frau überhaupt", wie Hürner betont. Toll ins Team eingefügt habe sie sich und wusste sich auch, gegen die eine oder andere Spitze der männlichen Kollegen zu wehren. "Ich bin nicht zartbesaitet", sagt Sauer selbstbewusst. "Natürlich herrscht hier eine andere Atmosphäre als in einer Schulklasse, aber wir haben untereinander ein super Verhältnis."

Frauen bringen andere Perspektiven ins Geschäft, findet Hürner, der einräumt, anfangs etwas skeptisch gegenüber einem weiblichen Lehrling gewesen zu sein. Bedenken, die der Azubi rasch beiseite schieben konnte. "Sie hat sich von Anfang an mit eigenen, kreativen Ideen eingebracht", so Hürner, "besser geht’s nicht." Auch künftig wolle er ihr Talent fördern, selbst wenn sich ihre Wege irgendwann trennen. "Ihr stehen viele Türen offen", sagt der Schlossermeister.

Da Sauer vom Gymnasium mit dem Zwischenhalt Bundesfreiwilligenjahr zu Hammer und Amboss kam, könnte sie dank Abitur auch sofort zu studieren beginnen.

Eine Vorstellung, die der derzeit noch eher praktisch-handfest veranlagten Frau widerstrebt. Ausschließen wolle sie zwar nichts, aber aktuell kämen nur Fort- und Weiterbildungen, kein Hochschulstudium in Frage.

"Der Meister soll folgen", sagt sie über ihre Zukunftspläne, "und irgendwann werde ich vielleicht einen eigenen Betrieb eröffnen", gemeinsam mit ihrem Freund, einem Schreiner. Kreative Ideen dazu hat sie bereits jetzt im Kopf.

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