Kampf gegen Neubaugebiet

13.2.2010, 00:00 Uhr

Im vollen Saal des Forsthaus-Hotels machten die Vereinssprecher deutlich, dass es ihnen nicht um die Pfründe einer exklusiven Wohnlage geht. Es sei auch kein Ausdruck des Floriansprinzips, wenn sie auf weniger problematische Baulandreserven wie das nahe Reichsbodenfeld hinwiesen. Rückendeckung bekamen sie von den Stadträten Günter Witzsch (SPD) und Herbert Schlicht (CSU) sowie vom Bund Naturschutz (BN).

Der Stadt, die große Teile des von Südwesttangente, Stadtwald und Main-Donau-Kanal begrenzten Areals besitzt, wird wirtschaftliches Eigeninteresse an der Vermarktung vorgehalten, das keine Rücksicht auf die tatsächlichen Bedürfnisse nimmt. Denn die Nachfrage sei nicht absehbar. Was in Oberfürberg erschreckt, ist die vorgesehene Verdopplung des Stadtteils und das befürchtete Chaos bei der geplanten Verkehrserschließung über die Verlängerung der Straße Am Europakanal.

Die Projektkritiker sehen keine Notwendigkeit zur Ausweisung eines derart großen und schlecht angebundenen Neubaugebiets. Da die Stadt in zunehmendem Maße über nicht genug Arbeitsplätze verfüge, würden Neubürger zwangsläufig zu Pendlern. Das sei ökologisch ebenso widersinnig wie das Versiegeln einer wertvollen Freifläche am Stadtwald.

Ein 15 Meter hoher Erdwall soll das Neubaugebiet gegen den Lärm der Südwesttangente und Bahnlinie abschirmen. Dass Oberfürberg angesichts des zunehmenden Binnenverkehrs durch das Abschotten nicht ruhiger wird, befürchtet Vereinsvorsitzende Marion Crozat. Zudem seien die Straßen in einem schlechten Zustand.

«Ein Waterloo für Fürth» befürchtet Vereinsmitglied Herbert Mederer wenn mangels Nachfrage die Rechnung für die Grundbesitzer nicht aufgeht. Sie verkaufen ihren Boden einer privaten Entwicklunggesellschaft, die anstelle der Stadt das Gelände neu parzelliert, Straßen und Wege anlegt. Wie Rechtsanwalt Dr. Rainer Heimler erläutert, werden die öffentlichen Verkehrsflächen dann der Stadt überlassen. Für die Erschließung der Parzellen verlange der Entwickler 73 Euro pro Quadratmeter. Die Planung schlage mit 250 000 Euro zu Buche, Ingenieurhonorar mit 900 000 Euro.

Die Grundstücksverkäufer können die vom Acker- zum Bauland umgewandelten Flächen zwar wieder zurückkaufen, tragen jedoch das Risiko der Vermarktung selbst. Da das Areal über mehrere Jahre hinweg sukzessiv besiedelt werden soll, müssen sie die Entwicklungskosten möglicherweise jahrelang vorfinanzieren.

Das bestätigt auf Nachfrage der Fürther Nachrichten auch Baureferent Joachim Krauße. Der Erschließungsbeitrag sei zwar erst dann fällig, wenn das Grundstück für baureif erklärt wird, bebaut werden könne es jedoch nur im Zuge des Fortschritts der Besiedlung. Die Bebauung des Reichsbodenfeldes hält der Baureferent für ungleich problematischer, weil die normalerweise nach Südwesten orientierten Gebäude dort zur Lärmquelle Südwesttangente ausgerichtet sind. Krauße: «Man kann die Häuser nicht einfach nach Norden umdrehen.»

Die Entwicklung im Norden Oberfürbergs biete sich schon deshalb an, weil alle Grundbesitzer verkaufsbereit sind. BN-Kreisvorsitzender Reinhard Scheuerlein beklagt, dass die Appelle der Ministerien zum Flächensparen von der Stadt Fürth ignoriert würden. Sorge bereitet in Oberfürberg auch, dass zusätzlich zum Neubaugebiet eine 6000 Quadratmeter große Fläche neben dem Kindergarten am Rennweg zur Bebauung freigegeben werden soll.

Es handelt sich um ein Grundstück, das der Adalbert-Stifter-Schule abgezwackt wird. Der Verkauf ist nach den Worten von Schulreferent Markus Braun mit der Schulleitung abgestimmt. Die Einnahmen aus dem Grundstücksverkauf (der Quadratmeterpreis wird mit 310 Euro angegeben) sollen wiederum der Schule zugute kommen.