Kein Anfang vom Ende des Bargelds in Sicht

12.2.2016, 06:00 Uhr
Kein Anfang vom Ende des Bargelds in Sicht

© Foto: Athina Tsimplostefanaki

Dass die organisierte Kriminalität und der Terrorismus mit solchen Beschränkungen wirksam bekämpft werden können, bezweifelt nicht nur Juwelier Christoph Kuhnle. Deren internationalen Geldströme und die Geldwäsche ließen sich so nicht eindämmen. Als Eingriff in die Privatsphäre verurteilt Gerd Wagner als Sprecher des Fürther Einzelhandels das 5000-Euro-Limit. Für Kuhnle kommt es einer Entmündigung gleich, auch wenn es nur die Wohlhabenden trifft.

Dass allein bargeldlosem Zahlungsverkehr die Zukunft gehört, glauben Kuhnle und Wagner nicht. Vor allem bei Kleinbeträgen lohne der Aufwand elektronischer Buchungen kaum, sagt Geschenkartikelhändler Wagner. In diese Kerbe schlägt auch Bäcker-Obermeister Karl Gräf aus Seukendorf: „Vor Jahren hat mein Vater ein Lesegerät für Geldwertkarten angeschafft. Es verstaubte dann mangels Nachfrage der Kundschaft. Wir haben es schließlich wieder abgeschafft, weil es zu teuer war.“

Er selbst bezahle nur Einkäufe über 100 Euro mit Karte, sagt Gräf und begründet dies damit, dass er für Unvorhergesehenes immer genug Bargeld in der Tasche haben möchte. Für Wagner und Kuhnle spricht auch der Sicherheitsaspekt gegen den unbegrenzten Einsatz von Scheckkarten. Vor Hackern sei man schließlich nicht gefeit, sagt Wagner und Kuhnle sieht bei elektronischen Transaktionen die Gefahr totaler Überwachung. Es bestehe keine Notwendigkeit, alle Abläufe transparent zu machen.

Bargeld als Herzenssache

Als „Herzensangelegenheit“ verteidigt Gräf das Bargeld. „Es macht technisch unabhängig“, sagt Wagner. Und Kuhnle gibt zu bedenken, dass es – abgesehen von der fehlenden Akzeptanz – Generationen dauern dürfte, bis sich ein bargeldloser Zahlungsverkehr durchsetzen könnte.

Bei Discountern und im Möbelhandel gehören bargeldlose SB-Kassen inzwischen zum Alltag. Die Erfahrungen damit sind jedoch unterschiedlich. Bei Ikea werden sie zur Zeitersparnis gerne angenommen, bei Saturn trennte man sich nach einem kurzen Probelauf in der Eröffnungsphase wieder von dem Automaten, weil er sich als zu teuer erwiesen hatte und zu wenig angenommen wurde.

Die Bargeld-Obergrenze von 5000 Euro hält Saturn-Filialleiter Dirk Huffer für Quatsch. Der Kunde solle machen dürfen, was er wolle.

Einen Verzicht auf Ein- und Zwei-Cent-Münzen hält Sparkassenchef Hans Wölfel für viel sinnvoller als eine Obergrenze. In ihr sieht er den Beginn einer vollständigen finanziellen Überwachung der Menschen. Zudem seien die sicherheitstechnischen Risiken elektronischer Zahlungswege nicht zu unterschätzen. Im nordrhein-westfälischen Kleve testet der Handel gerade, wie ein Alltag ohne die Ein- und Zwei-Cent-Münzen funktioniert, die viel Arbeit bescheren können.

Keine gute Perspektive ist es für den Fürther Sparkassenvorstand, dass eine konsequente Umstellung auf sogenanntes Plastikgeld auch den Weg für Negativzinsen ebnet. Wölfel rechnet nicht damit, dass man sich in absehbarer Zeit das Füttern der Geldautomaten sparen könnte. Er kann dies mit eindrucksvollen Zahlen belegen. So wurden in Stadt und Landkreis im vergangenen Jahr 715 Millionen Euro in Scheinen bis 100 Euro aus den Sparkassenautomaten gezogen. Immerhin 44 Millionen Euro mehr als 2014. Eine Steigerungsrate, die schon länger anhält und für die Beliebtheit des Bargelds steht.

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