Kein Ausbildungsplatz ohne den Quali?

17.4.2015, 11:00 Uhr
Kein Ausbildungsplatz ohne den Quali?

© Archivfoto: Bösl

Obwohl Veit Bronnenmeyer um die Probleme weiß, die junge Menschen mit niedrigem oder gar keinem Schulabschluss haben, muss er kurz lachen, als er auf die neue Studie angesprochen wird. „Ich frage mich schon, warum für derlei Untersuchungen immer noch viel Geld ausgegeben wird“, wundert sich der Leiter des städtischen Projektbüros Schule und Bildung, das sich bemüht, Jugendlichen einen Ausbildungsplatz zu verschaffen. Nicht immer ist das leicht – aus verschiedenen Gründen.

„Wer einen qualifizierenden Hauptschulabschluss hat, hat in jedem Fall bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt“, sagt Bronnenmeyer. Den so genannten „Quali“ erreicht, wer in den Haupt- sowie einigen Nebenfächern noch eine spezielle Abschlussprüfung macht und diese besteht. Etwa die Hälfte der rund 400 Fürther Hauptschüler haben diese Zusatzqualifikation und damit, laut Bronnenmeyer, durchaus die Aussicht auf eine Ausbildung beispielsweise zum Heizungsbauer, zur Arzthelferin oder für einen Job im Einzelhandel. Schwieriger wird es für diejenigen, die lediglich den Mittelschulabschluss vorweisen können; ganz prekär wird die Lage für Jugendliche, die nach der Schulzeit keine Ahnung haben, in welche Richtung ihre Berufswahl gehen könnte.

Um dem vorzubeugen, bietet das Projektbüro Schule und Bildung ein ganzes Paket an Projekten, Kursen und Praktika zur Berufsorientierung an, die von der siebten Klasse bis über die Schulzeit hinaus reichen. Diese Maßnahmen sollen den Mittelschülern helfen, den für sie passenden Job zu finden, und sie auf dem Weg dorthin unterstützen, etwa beim Schreiben von Bewerbungen.

Für Georg Ruf, Obermeister der Fürther Bauinnung und Inhaber eines Bauunternehmens in Langenzenn, steht das Praktikum an erster Stelle bei der Azubi-Wahl. „Ich suche nicht unbedingt Lehrlinge mit Quali oder sehr guten Noten, wichtiger sind mir das Interesse an der Ausbildung und der Wille, sie abzuschließen“, sagt er. Über ein Praktikum sei es möglich, herauszufinden, ob ein angehender Lehrling und sein Unternehmen zueinanderpassen.

Auch Peter Sendelbeck setzt bei der Suche nach Azubis gerne auf das Praktikum. Sechs Jugendliche bildet er momentan in seinem Betrieb für Sanitär- und Heizungstechnik aus. Für seine Tätigkeit als Lehrlingswart der Sanitär- und Heizungsinnung sitzt er zudem seit zwölf Jahren quasi an der Schnittstelle zwischen Azubis, Lehrern und Betrieben. Dabei beobachtet er zunehmend, dass die Ausbildungsreife bei vielen Jugendlichen fehlt, was er aufs Elternhaus und das soziale Umfeld zurückführt. Es mangele an Tugenden wie Pünktlichkeit, Respekt oder Zuverlässigkeit.

Diesen Eindruck hat auch Christian Hertlein, Obermeister der Friseurinnung. Er ist der Meinung, dass man sich bereits im Kindergartenalter um die künftigen Azubis kümmern müsste: „Programme, die erst nach der Schulzeit greifen, kommen viel zu spät.“ Hertlein besteht bei seinen Lehrlingen auf den Quali — und eine gewisse Motivation.

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