Kein Mega-Treibhaus: Obermichelbach atmet auf

15.7.2016, 11:00 Uhr
Kein Mega-Treibhaus: Obermichelbach atmet auf

© Archivfoto: Armin Leberzammer

Obwohl der Brief am Tag der Gemeinderatssitzung im Rathaus einging, beschäftigten sich die Kommunalpolitiker dennoch mit Punkt 4 der Tagesordnung, dem Bürgerbegehren, das 600 Obermichelbacher unterstützt hatten. Wie berichtet, sollten auf einem Acker an der Straße „Am Pfannenfeld“ insgesamt acht Hektar Grund, das sind 80 000 Quadratmeter, unter einem Mega-Treibhaus aus Glas verschwinden.

Eine nicht gesicherte Erschließung oder eine Beeinträchtigung der öffentlichen Belange – das wären Gründe gewesen, um den Bauherren das Baurecht abzusprechen. Ersteres war nicht gegeben, den zweiten Grund sah die Mehrheit im Obermichelbacher Gemeinderat nicht, weshalb dessen Mitglieder im Juni das sogenannte gemeindliche Einvernehmen zur Bauvoranfrage signalisierten. Man habe keine Möglichkeiten gehabt, das Vorhaben zu verhindern, betonte Bürgermeister Herbert Jäger (FW) gegenüber unserer Redaktion jetzt noch einmal.

Große Diskussionen im Gremium gab es in der jüngsten Sitzung nicht. Den Antrag auf einen Bürgerentscheid lehnte der Rat mit 13 Stimmen und zwei Enthaltungen – wegen persönlicher Betroffenheit – ab. Damit hatten die Politiker einen von zwei möglichen Wegen beschritten. Der Bürgermeister hatte zuvor in der Sache mit der Rechtsaufsicht im Landratsamt gesprochen.

Folgende Alternativen wären gegeben gewesen: So hätte die Bürgerinitiative ihren Antrag auf einen Bürgerentscheid zurückziehen können. Mit dem Verzicht der Landwirte auf ihr Projekt war das Ansinnen ohnehin obsolet geworden. In der Kürze der Zeit sei das aber nicht machbar gewesen, erläuterte Jäger gegenüber den FLN. Also blieb nur die zweite Variante, die Ablehnung durch den Gemeinderat.

Doris Biegel, Sprecherin der Bürgerinitiative (BI), meinte nach dieser Entscheidung zur Entwicklung: „Gott sei Dank, wir sind erleichtert.“ Trotzdem bleibe die BI bestehen, da der Gemeinderat den Flächennutzungsplan am Pfannenfeld überarbeiten will. Auch Barbara Bauernschmidt von der BI ist zufrieden: „Die Ereignisse zeigen: Mit Bürger-Engagement kann man durchaus etwas Vernünftiges erreichen.“

Die Nürnberger Gemüsebauern wollten sich zu ihrem Schritt nicht weiter äußern. Nach Kenntnis von Herbert Jäger sind die Landwirte aber inzwischen bei einer Kommune in Oberfranken fündig geworden, wo sie, so der Bürgermeister, mit offenen Armen empfangen worden seien.

Der Obermichelbacher Gemeinderat wird sich nun mit einem Teilflächennutzungsplan beschäftigen und diesen überarbeiten. Ziel sei es, so Bürgermeister Jäger, „das Thema Gemüseanbau für Obermichelbach verträglich zu regeln“. Jäger glaubt nämlich, dass trotz des nun gescheiterten Vorhabens ein Gewächshaus kommen wird. Schließlich bräuchten die Landwirte Flächen, die es zwischen Nürnberg und Fürth nicht mehr gibt.

Tritt dieser Fall ein, will die Gemeinde gewappnet sein. Bei den Überlegungen gehe es darum, „Auswüchse zu vermeiden“, sagt Jäger. Muss ein Gewächshaus derartige Dimensionen haben? Kann ein solches Projekt eventuell an einer anderen Stelle als der ursprünglich vorgesehenen entstehen? Diese Fragen sind unter anderem zu klären. Zwei Dinge stellt Jäger aber vorab schon einmal klar: „Wir wollen nicht das Knoblauchsland zwei werden, aber auch keine Verhinderungsplanung betreiben.“

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