Kick-off für Bürgerentscheid

21.2.2019, 19:03 Uhr
Kick-off für Bürgerentscheid

© Foto: Schülbe

Eigentlicher Anlass für Hartmanns Besuch, der auch die Fürther Grünen-Landtagsabgeordnete Barbara Fuchs nach Roßtal lockt, ist das Top-Ergebnis des Landkreises Fürth beim Volksbegehren für den Artenschutz. Mit 25,4 Prozent Unterstützung seitens der Wahlberechtigten fuhr der Landkreis das viertbeste Ergebnis aller Landkreise Bayerns ein. Das soll am Montag ab 19 Uhr im Gasthaus Kapellenhof gefeiert werden.

Aus lokalpolitischer Sicht überlagert wird die Veranstaltung allerdings vom Protest der Buchschwabacher gegen die großformatige Ansiedlung des Logistikunternehmens dataform dialogservices. Damit es seine drei Standorte in der Region im Gewerbegebiet vor Ort konzentrieren kann, soll das bislang nur im Flächennutzungsplan verankerte Erweiterungsareal mit einem Bebauungsplan zur Baureife gebracht werden. Den entsprechenden Grundsatzbeschluss hat der Marktgemeinderat, wie berichtet, in seiner jüngsten Sitzung gefasst.

Ludwig Hartmann selbst war Sprecher des Volksbegehrens "Damit Bayern Heimat bleibt — Betonflut eindämmen", das vergangenes Jahr letztlich nicht zugelassen wurde. Mit der Gründung einer Bürgerinitiative (BI), die die nötigen Unterschriften sammeln will, die es braucht, um in Roßtal einen Bürgerentscheid gegen die großflächige Versiegelung von Ackerland auf den Weg zu bringen, soll dieses Anliegen auf die kommunale Ebene heruntergebrochen werden. Initiatoren sind Grünen-Ortssprecherin Sarah Friedrich-Bernhardt, selbst Buchschwabacherin, sowie Knut Schalldach vom Bund Naturschutz Roßtal.

Dass die Anlieger mitbestimmen wollen, wer sich in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft niederlässt, hatte sich bereits in Wortmeldungen Betroffener bei der Marktgemeinderatssitzung abgezeichnet. Dort hatte Friedrich-Bernhardt mitgeteilt, an nur zwei Nachmittagen bereits 92 Unterschriften gegen die Ansiedlung in dem Dorf gesammelt zu haben und darum geworben, nicht nur auf die zu hören, die sich lautstark in der vorangegangenen Bürgerversammlung geäußert hätten, sondern auch die Zurückhaltenderen in der Bevölkerung zu beachten. Alte Menschen etwa oder junge Familien, die alle massiv unter der Verkehrssituation in Dorf litten.

"Autobahn im Dorf"

Friedrich-Bernhardt ist Neubürgerin, sie lebt seit zwei Jahren in Buchschwabach an der Hauptstraße. "Das ist kein Dorf", sagt sie, "sondern eine Autobahn mit ein paar Häusern drumherum." Die Menschen seien sehr belastet, "ich kann kaum fassen, was hier für ein Krach ist". Für Schulkinder gebe es nicht einmal ein Bushäuschen an der B 14, das sie schütze, mit Kinderwagen passiere sie die Straße regelmäßig im Laufschritt. "Und dann noch mehr Lkw und die Fahrzeuge von bis zu 250 Mitarbeitern?" Für sie "unvorstellbar".

Immens sei auch der Flächenverbrauch mit zehn Hektar, die die Firma auf einen Schlag beanspruche. Ein Unternehmen, dessen Geschäftszahlen "sehr schwankten" und in deren Gewinnabschöpfung sie ebenfalls wenig Vertrauen habe. "Ob da so viel Gewerbesteuer hängenbleibt", ist für die grüne Ortssprecherin fraglich. "Wir haben hier in Buchschwabach kein gutes Gefühl, wenn so ein Industriebetrieb eine so große Fläche beansprucht." Vorgesehen gewesen sei ursprünglich lokales, nachhaltiges und kleinteiliges Gewerbe mit möglichst vielen Ausbildungsplätzen.

Mit der Gründungsversammlung der BI werden offiziell Unterschriften für ein Bürgerbegehren gesammelt. Etwa 800 Roßtaler, zehn Prozent aller Wahlberechtigten, müssten sich eintragen, damit es zu einem Bürgerentscheid kommt.

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