Killerkommando im Klinikum

25.5.2014, 13:00 Uhr
Die Lesung fand im Innenhof der ehemaligen Kinderklinik statt.

© Tim Händel Die Lesung fand im Innenhof der ehemaligen Kinderklinik statt.

Bevor jedoch die rund 50 Gäste - überwiegend Frauen – mit den Mord-Fantasien der Schriftsteller konfrontiert wurden, klärte sie Kamran Salimi, Pressesprecher des Klinikums, beim Rundgang durch das Haus über die „Leichen im Keller“ auf.

Die frühere Kinderklinik dient weitgehend als Lager: Die Krankengeschichte jedes Patienten wird hier 30 Jahre lang aufgehoben. Stirbt ein Patient, wird seine Akte nach zehn Jahren vernichtet. Was die weitere Nutzung des Gebäudes an der Jakob-Henle- Straße 1 betrifft: Ein Neubau komme inzwischen billiger als eine Renovierung mit allen geforderten Auflagen, teilte Salimi mit.

Wenige Stunden zuvor statteten zahlreiche Autoren, die an der Criminale 2014 in Nürnberg und Fürth teilnehmen, einer Gruppe von Pathologen,  Unfallchirurgen und Apothekern im Fürther Klinikum einen Besuch ab. Thema des lockeren Gesprächs: „ Wie bringt man am besten jemanden um?“ Dazu Salimi: „Die Ärzte zeigten sich erstaunt und überrascht, wie sachgerecht und fundiert die Autoren ihre Frage stellten.“

Bei der Lesung im Innenhof trug der Schweizer Sunil Mann die Geschichte „Winterkalt“ vor, die ausschließlich in Fürth spielt. Es geht um Geschehnisse in der ehemaligen Kinderklinik Anfang der 70er Jahre.

Während der Auftragskiller seinem Opfer – einem älteren Mann – unauffällig durch die Kleeblattstadt folgt und es dabei immer enger umkreist, bemerkt er, wie viele dieser damaligen Ereignisse mit ihm zu tun haben. Er stellt fest, dass er selbst als Kind in dieser Klinik gelegen hat.

Recherche in Fürth

Für seine Recherchen hielt sich Mann 2013 drei Tage lang in Fürth auf. „Ich fand die Stadt friedlich und schön. Für den Inhalt der Geschichte überlegte ich einige Zeit, aber dann schrieb ich sie in zwei Tagen nieder.“ Beeindruckt zeigte er sich vom Stadtpark und vom Stadttheater, aber auch von den hausgemachten Tapas in der Bistro Galerie in der Gustavstraße. „Winterkalt“ erscheint in der Anthologie mit dem Titel „Nicht nur der Hund begraben … “ Manns neuester Roman heißt „Faustrecht“.

Nicht minder spannend unterhielt die Hamburgerin Eva Almstädt mit ihrem Beitrag aus dem  Thriller „Dornteufel“. Es geht um finstere Machenschaften in den Laboratorien der Kosmetikindustrie. Die 48-Jährige schrieb schon immer gern Krimis, „weil man da alles aus dem Leben reinpacken kann“. Seit 2001 ist sie als Autorin tätig und hat Erfolg mit ihrer Reihe um die Kriminalkommissarin Pia Korittki.  Almstädt absolvierte eine Ausbildung zur Raumausstatterin, unter anderem in den Ateliers des Studio Hamburg. Es folgte ein Innenarchitektur-Studium an der Fachhochschule für Kunst und Design in Hannover. Anschließend arbeitete sie fünf Jahre lang in einem Möbelhaus. Alle ihre Bücher haben den Ostseeraum als Hintergrund.

Christiane Höhmann aus Paderborn schreibt mit Vorliebe Weserkrimis. Sie las eine Geschichte um einen Kindsmord vor. Höhmann arbeitete nach ihrem Germanistik- und Anglistikstudium 20 Jahre lang als Gymnasiallehrerin. Die Pädagogin hat Sachbücher, Kurgeschichten, Essays und Romane veröffentlicht und erhielt 2007 den „Akademiepreis Wolfenbüttel“ in der Sparte Literatur. Heute ist sie als Autorin, Dozentin und Coach in Paderborn tätig. Ihr neuer Roman trägt den Titel „Untervörde“.  Die Besucher waren vom Leseabend begeistert, die Autoren mussten zahlreiche Autogramme geben. Salimi: „Das leer stehende Haus wurde  für kurze Zeit reanimiert.“                     

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