Gesundheit: Defizite bei Kindern und Senioren

20.1.2018, 06:00 Uhr
Gesundheit: Defizite bei Kindern und Senioren

© Archivfoto: Hans Winckler

Wissenschaftler der Wilhelm-Löhe- Hochschule haben bei ihrer Analyse der bisher vorliegenden Gesundheits- und Sozialstrukturdaten der Stadtbevölkerung herausgefunden, dass vor allem Kinder und Jugendliche in prekären Lebenslagen gesundheitlich benachteiligt sind. Entwicklungsstörungen und psychosoziale Probleme treten bei ihnen häufiger auf als bei besser situierten Altersgenossen.

Um ihnen gezielt helfen zu können, wird eine stärkere Vernetzung der Institutionen angeregt, deren jeweilige Zuständigkeit als zu begrenzt für die meist sehr komplexen Problemlagen eingeschätzt wird. Wie sich bei der Untersuchung gezeigt hat, ist das Risiko von Nachteilen in Haushalten Alleinerziehender besonders hoch. Geringes Einkommen kommt hier oft noch erschwerend hinzu.

Mangelnde Barrierefreiheit

Diese spezielle Problemlage haben die an der Studie beteiligten Gesundheitswissenschaftler Stefanie Richter, Jürgen Zerth und Sebastian Müller bei einem Workshop mit Vertretern von zwölf Institutionen der Jugendpflege im vergangenen Sommer in den Räumen der Fürther Hochschule ermittelt. Dabei wurde auch deutlich, dass es bereits Ansätze gibt, den Defiziten zu begegnen. Dazu zählt Richter das Projekt Tandem des Jobcenters und des Jugendamtes. Es unterstützt sowohl Eltern im Erwerbsleben als auch deren Kinder, die einer besonderen Förderung bedürfen.

Als zweite Bevölkerungsgruppe, die in Fürth besonders unter Gesundheitsproblemen leidet, haben die Forscher Alleinstehende über 65 Jahre in den Fokus genommen. Hier lieferte eine groß angelegte Befragung Aufschlüsse über den Handlungsbedarf.

Beim Auswerten von 1430 Fragebögen wurde deutlich, dass fast die Hälfte der Senioren mit niedrigem Einkommen gleich an mehreren chronischen Erkrankungen leidet und dass mangelnde Barrierefreiheit vor allem in der Südstadt und der Innenstadt das Sturzrisiko erhöht. Fast 30 Prozent der Befragten gaben an, im letzten halben Jahr mindestens einmal gestürzt zu sein.

Zur Vorbeugung wird regelmäßige Bewegung und Sport empfohlen. Doch knapp die Hälfte der Senioren treibt selten oder nie Sport. Diesem Manko begegnet seit einigen Monaten ein kostenloses Bewegungsangebot in der Südstadt. Die Resonanz ist so gut, dass es bereits verlängert wurde. Den Erfolg führt Bürgermeister Markus Braun auf das niederschwellige Konzept zurück. So werden keine Teilnahmegebühren erhoben, auch eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Vorzüge, die Sportvereine in der Regel nicht bieten.

Als ebenso wichtig wie den sportlichen Aspekt stuft der Bürgermeister die soziale Komponente ein. Auch die Geselligkeit dürfe nicht außer Acht gelassen werden. Besondere Unterstützung brauchen laut Studie in Fürth Senioren mit Migrationshintergrund. Wie in den deutlich gewordenen Problembereichen konkret geholfen werden kann, damit sollen sich nun die kommunalen Gremien befassen.

Um die Entwicklung der Gesundheit in Fürth besser einschätzen zu können als bisher, soll die von der AOK geförderte Studie darüber hinaus fortgesetzt werden. Im nun vorliegenden ersten Ergebnis sieht Braun einen "Meilenstein". Gerade beim Sportangebot für Senioren sei noch reichlich Luft für Verbesserungen.

Einen Überblick über die Fürther Gesundheitslandschaft soll eine Messe am 3. und 4. März im Sportpark Ronhof geben. Bei freiem Eintritt gibt es neben Informationsständen auch Vorträge und Mitmachaktionen.

Keine Kommentare