Kita-Plätze: Fürth muss auf Online-Portal warten

7.1.2019, 10:56 Uhr
Kita-Plätze: Fürth muss auf Online-Portal warten

© Foto: Monika Skolimowska/dpa

Jahr für Jahr wiederholen sich die Szenen: Aus Angst, keinen Betreuungsplatz zu bekommen, wenden sich Eltern an einen Kindergarten nach dem anderen, melden ihr Kind vorsichtshalber mehrfach an - und treten von Verträgen zurück, wenn es schließlich doch noch in einer wohnortnäheren Einrichtung aufgenommen werden kann. Einen Überblick über den tatsächlichen Bedarf und freie Kapazitäten hat so lange niemand.

Überall in Deutschland arbeiten Städte daran, dieses Trauerspiel zu beenden: mit Hilfe von Online-Portalen, die den Anmeldeprozess transparenter und verlässlicher machen. Eltern erkennen dort auf einen Blick, ob in ihren Wunschkitas noch Plätze frei sind. Etliche Anmeldegespräche werden ihnen (und den Kita-Leitungen) erspart. Nehmen sie nach einer Zusage den Platz an, werden sie automatisch auf sämtlichen anderen Wartelisten gelöscht - ein Riesenvorteil für die Kitas, die somit keine "Phantom-Anmeldungen" mehr haben.

In München sammelt man seit einigen Jahren Erfahrungen damit, Regensburg legte 2016 los, und Nürnberg startet voraussichtlich Ende Januar mit einer ersten Version. Zunächst sollen Anmeldungen für Krippen möglich sein, ab 2020 dann auch für Kindergärten und ein Jahr später zusätzlich für den Hortbereich.

Ein "Kita-Planer" steht seit langem auch auf der Wunschliste von Fürths Jugendamtsleiter Hermann Schnitzer. In den letzten Jahren haben sich seine Mitarbeiter und er immer wieder mit dem Thema befasst. Nur: Richtig vorangekommen sind sie in der Sache noch nicht. Das Personal und das Geld fehlten bisher, sagt Schnitzer. Kritik kam deshalb bereits 2017 vom Netzwerk Kinderfreundliche Stadt: Die Kleeblattstadt müsste längst weiter sein, hieß es, der Fokus der Stadtspitze liege zu sehr auf der Wirtschaft und zu wenig auf der Sozialpolitik.

Obwohl sich die Software, die auf dem Markt ist, verbessert hat, sei die Einführung weiter mit einem enormen Aufwand verbunden, sagt Schnitzer. Damit das Portal nämlich für alle Seiten gewinnbringend ist, müsse die Übersicht über das Platzangebot vollständig sein und das System an die örtlichen Gegebenheiten angepasst werden. Das heißt: Auch die freien Träger - mit all ihren unterschiedlichen Buchungs-, Belegungs- und Vergabestrukturen - müssen mit ins Boot geholt werden und die Plattform zuverlässig pflegen. Der Aufwand wird mit mehr Planungssicherheit belohnt.

Weniger Vorbehalte

Grundsätzlich seien die Träger heute offener dafür, beobachtet Tobias Thiem, der seit kurzem die Abteilung Kindertageseinrichtungen im Fürther Jugendamt leitet. In Nürnberg etwa müssen rund 500 Kitas von mehr als 170 Trägern eingebunden werden; die Vorbereitungen laufen seit Jahren, die Nachbarstadt rechnete mit Kosten in Höhe von 500.000 Euro allein für die Einführung.

Für 2019 haben sich Schnitzer und sein Team vorgenommen, den Software-Markt zu sondieren - und Gespräche mit den Kollegen in Erlangen und Schwabach zu führen. Schnitzer fände es sinnvoll, die Herausforderung "Kita-Planer" mit ihnen zusammen anzupacken und Synergien zu nutzen. Schließlich arbeite Fürth mit beiden Städten bereits im IT-Bereich eng zusammen, gemeinsam wird man vom Dienstleister KommunalBit betreut.

Die Liste an Vorteilen, die Schnitzer sieht, ist lang. Das Online-Portal würde der Stadt ermöglichen, den Betreuungsbedarf frühzeitig zu erkennen und beispielsweise auch die Rundrufe erübrigen, mit denen sie sich aktuell regelmäßig einen Überblick über die freien Plätze verschafft.

Fürth würde familienfreundlicher werden: Eltern hätten weniger Stress, wenn sie von zuhause aus auf eine verlässliche Warteliste zugreifen könnten. Und den Kita-Leitungen blieben nicht nur manche Gespräche mit aufgewühlten Eltern erspart, sondern auch unschöne Doppelbuchungen, wenn Familien sich nicht "abmelden", und der aufwendige Abgleich mit den anderen Einrichtungen im Stadtteil.

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