Klänge erzählen die Geschichte der Cadolzburg

2.5.2017, 13:00 Uhr
Klänge erzählen die Geschichte der Cadolzburg

© Foto: Bayerische Schlösserverwaltung

Der berühmte Burgenforscher Bodo Ebhardt schrieb Ende des 19. Jahrhunderts begeistert über die Cadolzburg: "Möge dieses Denkmal stets die ehrfurchtsvolle Pflege finden, die es verdient, so dass es noch lange eine machtvolle Sprache spreche zu unserem und den kommenden Geschlechtern." Ebhardt sah eine weitgehend intakte Burganlage, bei der sogar noch der hochmittelalterliche Altbestand von 1250 ablesbar war.

Am 17. April des Jahres 1945 änderte sich dies. Als Folge eines Scharmützels zwischen Nationalsozialisten und nach Nürnberg ziehenden amerikanischen Truppen ging die Burg in einem furchtbaren Schwelbrand in Flammen auf. Das Neue Schloss blieb über Jahrzehnte eine Ruine ohne Dach, ohne Zwischendecken und Innenwände. Zur statischen Sicherung wurden großflächig Stahlbetoneinbauten eingezogen. In der Hochphase des rekonstruierenden Wiederaufbaus in den 1990er Jahren wurden zwar die Raumstrukturen des gegenüberliegenden Alten Schlosses wiederhergestellt, das Neue Schloss blieb jedoch als riesige, nicht unterteilte Halle bestehen.

Wie also sollte man diesen eindrucksvollen, aber nichtsdestoweniger erklärungsbedürftigen Raum des Neuen Schlosses im Museum "HerrschaftsZeiten! Erlebnis Cadolzburg" bespielen? Die Kuratoren der Ausstellung entschieden sich für eine Variante, die die Spuren der Zerstörung im Raum sichtbar lässt und ihn – zusammen mit dem skulpturalen neuen Treppenbau – selbst zum architektonischen Mahnmal erhebt. Man wird hier zu jeder vollen Stunde den Raum in einem zwölfminütigen Klangkunstwerk neu erleben können.

Der renommierte Augsburger Künstler Gerald Fiebig bringt die Geschichte der Burg zum Klingen. In seiner Installation wechseln sich Musik und Geräusche ab. Zusammen bilden sie gleichsam eine akustische Zeitleiste. Musikzitate aus verschiedenen Epochen symbolisieren wichtige Momente in der Geschichte der Cadolzburg und ihrer Burgherren.

Aus der vermeintlich typisch mittelalterlichen Geräuschkulisse mit Schwerterrasseln, Hundegebell und Pferdegetrappel schälen sich nach und nach seltsame Geräusche heraus, bis zuletzt nur noch das für menschliche Ohren hörbar gemachte Gezirpe von Fledermäusen übrigbleibt. Jene sind tatsächlich die letzten Bewohner des Neuen Schlosses in der Jetztzeit.

Im neuen Museum der Bayerischen Schlösserverwaltung hat auch eine solche Installation mit zeitgenössischer Kunst ihren berechtigten Platz. Geschichte und Kunst können ein Erlebnis sein, nicht obwohl, sondern gerade weil sie zum Nachdenken und zur intensiven Auseinandersetzung anregen.

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