Klappsitz-Katastrophe: Stechert in Wilhermsdorf ist pleite

6.10.2017, 20:35 Uhr
Die Hoffnungen auf eine Rettung von Stechert - hier Werk 1 in Wilhermsdorf - haben sich vorerst  nicht erfüllt.

© Heinz Wraneschitz Die Hoffnungen auf eine Rettung von Stechert - hier Werk 1 in Wilhermsdorf - haben sich vorerst nicht erfüllt.

In einer Betriebsversammlung am Freitagmittag haben Insolvenzverwalter und Geschäftsleitung den Mitarbeitern mitteilen müssen, dass sie schon ab Montag arbeitslos sind. Stechert beschäftigt inzwischen nur noch 150 Mitarbeiter an den fränkischen Standorten in Wilhermsdorf und Trautskirchen. Sie sind nun auf das Insolvenzgeld der Arbeitsagentur angewiesen.

Noch im Februar schien das Unternehmen nach dem Einstieg eines Investors gerettet. Dabei handelt es sich um die Z & B Beteiligungsgesellschaft aus Berlin, hinter der der Sanierer und heutige Mit-Geschäftsführer von Stechert, Jörg Löser, steht. Er hatte beteuert, das Unternehmen wieder auf gesunde Beine stellen zu wollen.

Mitarbeiter haben massive Zweifel

Die Mitarbeiter haben jedoch massive Zweifel, dass dies noch gelingt. Viele konnten in den vergangenen Wochen und Monaten nur sporadisch im Werk antreten, weil kein Geld für den Materialeinkauf da war. Seit drei Monaten warten sie zudem auf Lohnzahlungen.

Eine ehemalige Mitarbeiterin berichtete gegenüber den Fürther Nachrichten, sie habe ein Jahr lang verspätet ihr Gehalt bekommen, Fristen seien ausgereizt worden, nur Teile der Summe überwiesen. Ab Juni floss dann gar kein Lohn mehr.

Anfangs hatte die Stechert-Gruppe dem Vernehmen nach noch eine Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Doch die Richter am Amtsgericht Fürth hatten dies abgelehnt. Die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, wie lebensfähig das Unternehmen ist, das 1954 in einer Garage in Wilhermsdorf gegründet worden war.

Hack äußert sich nicht

Auch bei Fußball-Zweitligist SpVgg Greuther Fürth dürfte man die schlechten Nachrichten aus Wilhermsdorf mit Sorge verfolgen. Nicht nur, dass die Sitze im Ronhof aus der Produktion von Stechert stammen – das Unternehmen gehört zu einer Handvoll großer Sponsoren des Vereins. Das mittlerweile abgebaute VIP-Gebäude nannte sich zuletzt "Stechert Business- und Tagungszentrum". Auch die neue Haupttribüne firmiert unter diesem Namen.

Nach Informationen unserer Redaktion belief sich das jährliche Engagement von Stechert auf rund eine halbe Million Euro. Da die Fußball-GmbH und Co. KG einen Jahresumsatz von rund 25 Millionen Euro ausweist, ist diese Summe nicht unerheblich.

Das Unternehmen aber hat die Zahlungen im Sportsponsoring gestoppt. Kleeblatt-Präsident Helmut Hack bat um Verständnis, sich auf Anfrage der FN derzeit generell noch nicht zur Thematik zu äußern.

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