Klartext im bayerischen Originalton

21.1.2019, 19:30 Uhr
Klartext im bayerischen Originalton

© Foto: Romir

Das Gastspiel von „Hundling“ beginnt mit einer Überraschung - und das schon, bevor der erste Ton gespielt ist. Statt es sich wie gewohnt vor Beginn mit Bier und Essen im Konzertraum gemütlich zu machen, steht das Publikum noch nach dem offiziellen Starttermin im kalten Treppenhaus Schlange und wartet, dass die Türen sich öffnen. Der Grund dafür: Die Band steckte im Stau und kam erst kurz vorher an.

Wobei "Band" etwas hoch gegriffen ist. Neben Höcketstaller alias Hundling selbst ist nur noch Klaus Reichert auf der Bühne: "Aber der spielt Keyboards, Pedal Steel, Mandoline und singt — zusammen kann man das als Band zählen", scherzt Höcketstaller.

Auch so wirkt vieles improvisiert. Sänger und Gitarrist Hundling vergisst schon mal einen Vers, setzt zu früh ein oder schickt den Bandkollegen nach hinten um ein Kapodaster aus der "kleinen grauen Tasche zu holen".

Brotlose Kunst

Dieser leicht anarchische Touch hat aber durchaus Sinn und Methode. Denn "Hundling" setzt sich damit bewusst von der Vergangenheit der Musiker in diversen glatten Cover-Bands ab: "20 Jahre habe ich Musik gemacht", erinnert sich Höcketstaller. "Ich stand auf großen Bühnen aber habe nie Geld verdient. Schließlich musste ich einen Job als Hotelpage annehmen, weil ich sonst die Miete nicht zahlen konnte. Wenn mir dann ein Scheich einen 50er in die Hand drückte, habe ich mehr verdient als an einem Abend in der Reggae-Band." Eine Zeitlang wollte er den Bass (sein eigentliches Instrument) schon an den Nagel hängen und die Musik aufgeben — wagte dann aber einen neuen Anlauf: Als Liedermacher mit Gitarre.

Ein Glück! Denn seine Songs erweisen sich als echte Ohrwürmer. Etwa die aktuelle Video-Single "Wofür?" mit ihrem "Hey Jude"-ähnlichen Mitsing-Chorus "I Sing, weil i sing, weil i so gern sing".

Überhaupt schafft Hundling es stets sehr gut, bayerische Texte und Inhalte mit amerikanischem Klang zu verbinden. So wird zur Pedal Steel über die Berge und das Bier geschwärmt. Überhaupt spielt Alkohol eine große Rolle: "Ich habe viele Volkslieder analysiert und herausgefunden, dass sie zu 80 Prozent von Bier handeln. Der Rest geht über Mädchen und Wilderei." Über Mädchen hat er auch etwas im Repertoire, wenn auch zumeist bissiges: "Du bist no ned so lang fort, doch scho gehts mir wieder gut . . ."

Gut geht es auch dem Publikum in der Kofferfabrik, nicht nur, weil es nun drinnen wieder auftauen kann, sondern weil es an diesem Abend auch einen leicht schrägen, aber sehr dynamischen Tourauftakt mit zwei talentierten und sympathischen Musikern erleben konnte.

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