Klo-Explosion in Fürth: LKA tappt im Dunkeln

12.1.2017, 06:00 Uhr
Klo-Explosion in Fürth: LKA tappt im Dunkeln

© Foto: News5

Als in der Nacht zum 18. Dezember ein Unbekannter oder Unbekannte in der Waldstraße ein Baustellen-WC in die Luft jagten, soll der Knall ohrenbetäubend und sogar in Vach zu hören gewesen sein. Es dürfte vor allem der Tatzeit geschuldet sein, mitten in der Nacht gegen 1.15 Uhr, dass niemand verletzt wurde.

In den Tagen danach wandte sich die Polizei zweimal mit Aufrufen über die Medien an die Bevölkerung. Sie hoffte, auf diesem Weg noch mehr wertvolle Hinweise zu erhalten - beispielsweise über zwei bis drei Personen, die Zeugen zufolge unmittelbar nach der Explosion Richtung Karolinenstraße geflüchtet sein sollen, oder über einen davonfahrenden dunklen Kleinwagen, der offenbar ein Bruchstück der zerstörten Toilette mitschleifte.

Die Polizei hatte im Dezember bereits die Information, dass sich im Nightliner-Bus der Linie N18, der in jener Nacht am Tatort vorbeifuhr, sechs Fahrgäste befanden. Haben diese Leute möglicherweise wichtige Beobachtungen gemacht? Die Polizei hatte auch herausgefunden, dass sich zum Zeitpunkt des Knalls beim nahen Lieferservice "Pizza 24" an der Kreuzung Waldstraße/Flößaustraße mehrere Personen aufhielten. Haben sie irgendetwas etwas Verdächtiges wahrgenommen?

Bis heute gibt es keine Antworten auf diese Fragen. Der Grund: Beide Aufrufe verhallten ungehört. LKA-Sprecher Ludwig Waldinger sagte jetzt: "Es hat sich kein einziger Zeuge gemeldet." Solange das so bleibt, konzentrieren sich die Ermittlungen auf die Frage, welcher Sprengstoff nun eigentlich in der Waldstraße zum Einsatz kam.

"Es gibt unglaublich viele Arten von Sprengstoff", erklärte Waldinger, "selbst hergestellte, militärische oder gewerbliche, die beispielsweise in Steinbrüchen oder bei Abbrucharbeiten verwendet werden". Im Kriminaltechnischen Institut des LKA in München arbeiteten Chemiker gegenwärtig an einem Gutachten zur Sprengstofffrage. Ob sie herausfinden, welche Substanz die Zerstörung in Fürth verursacht hat, bleibt abzuwarten. Waldinger spricht von zeitintensiven Analysen. Sollten die Chemiker zu einem Ergebnis kommen, lässt das möglicherweise Rückschlüsse auf den oder die Täter zu.

Keine Kracher-Reste

Fest steht nach den Worten des LKA-Sprechers unterdessen nur: Prinzipiell kann zwar eine entsprechende Menge illegaler Kracher, beispielsweise so genannter Polen-Böller, die skizzierte Sprengkraft entwickeln. Aber: Es fanden sich davon keine Überreste in der Waldstraße. "Sehr unwahrscheinlich" ist laut Waldinger andererseits auch, dass die Toilette mit Gas gesprengt wurde. Zwar werde Gas oft für kriminelle Zwecke eingesetzt, doch spreche im Fürther Fall das Schadensbild dagegen. Aller Erfahrung nach hätte es "örtlich begrenzter" sein müssen.

Zu einem möglichen Motiv machte Waldinger keine Angaben. Wegen der Nähe zu einem türkischen Kultur- und Bildungszentrum mit Moschee stand unmittelbar nach der Explosion die Frage im Raum, ob es sich um einen fremdenfeindlichen Anschlag gehandelt haben könnte. Dazu passte allerdings nicht, dass die Toilette auf der anderen Straßenseite in die Luft flog.

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