Kloster statt Sport

9.3.2015, 13:00 Uhr
Kloster statt Sport

© Foto: privat

Das Schiff der evangelischen St. Laurentius Kirche ist bis auf den letzten Platz gefüllt mit Menschen. Etwa 50 bis 100 Besucher hatte Pfarrer Jörn Künne erwartet – gekommen sind über dreihundert, um den prominenten Gast zu hören.

Teresa Zukic, Buchautorin und katholische Ordensschwester, sitzt warm eingemümmelt in der Mitte des Gotteshauses. Auch eine kleine Bronchitis hielt sie nicht ab, an diesem Abend nach Roßtal zu kommen und über ein Thema zu sprechen, das ihr besonders am Herzen liegt: Den Umgang mit Menschen – und zwar besonders mit solchen, die nerven. Und das kann eigentlich jeder sein: „Jeder von uns hat Schattenseiten. Normal sind Leute nur von weitem. Sobald man sie kennt, ist jeder seltsam.“

Schwester Teresa erzählt offen und freimütig, mit vielen Beispielen aus ihrem wahrlich bewegten Leben: „Ursprünglich sollte ich Leistungssportlerin werden“, erinnert sich die 50-Jährige. „Schon von klein auf hat meine Familie die Weichen dafür gestellt: Training und Erfolg waren alles für mich – bis ich dann mit 18 die Bibel entdeckte. Die Worte Jesu in der Bergpredigt haben mich tief im Innersten berührt, sodass ich den Sport aufgab und in ein Kloster eintrat.“ Dennoch konnte sie ihre sportliche Ausbildung gut gebrauchen, als sie in einem Vorort von Frankfurt als Jugendbetreuerin eingesetzt wurde: „Da halfen mir fromme Sprüche nichts – aber dass ich Fußballspielen und Skateboard fahren konnte schon.“

Durch einen Auftritt bei Schreinemakers wurde sie als unkonventionelle „Skateboard-Nonne“ deutschlandweit bekannt. Die Folgen für ihr Leben beschreibt sie einerseits in lustigen Anekdoten: Vom Auftritt in Pilawas Quizshow bis zum Treffen mit dem „Verband der Hersteller selbstklebender Etiketten“. Doch andererseits spürte sie auch schnell die Schattenseiten, denn zeitgleich mit der Bekanntheit traten die Neider auf den Plan: „Anscheinend gebe ich manchen Menschen schon durch drei Tatsachen Anlass, gegen mich zu sein: Ich bin eine Frau, ich bin eine dicke Frau und ich bin eine erfolgreiche dicke Frau!“

Dass Menschen deshalb sie und ihre Projekte (etwa die Gründung der „Kleinen Kommunität der Geschwister Jesu“) angegriffen haben, hat sie tief verletzt: „Ich brauchte einige Zeit, um das zu verstehen und zu lernen, wie ich nicht mehr gekränkt werden kann. Das ist auch der Grund, warum ich jetzt diesen Vortrag halte.“

Ihr zentraler Ratschlag: „Die anderen Menschen kann ich nicht ändern, aber ich kann lernen, anders zu denken. Denn was wir denken, das fühlen wir auch.“ Wenn also der Chef das nächste mal motzt, soll man sich nicht denken, „Was habe ich wieder Dummes getan?“ , sondern eher „Was ist ihm heute Schlimmes zugestoßen?“ Zudem betont Schwester Teresa den Wert von Selbstvertrauen und Humor bei der Vermeidung von Kränkungen.

Klingt alles wie aus einem aktuellen Lebenshilfe-Ratgeber – steht aber teilweise schon in der Bibel: „Jesus sagt zu Konflikten: Geh‘ hin und sprich mit der Person unter vier Augen, mit der Absicht, dich zu versöhnen.“

Veranstaltet wurde der Abend von der Stiftung der Kirchengemeinde, die einmal im Jahr zu einer Veranstaltung einlädt. Der Eintritt ist dabei frei, die Spenden werden für die Renovierung des Gotteshauses verwendet.

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