Kobolde schauen in Zirndorf vorbei

23.4.2016, 14:00 Uhr
Kobolde schauen in Zirndorf vorbei

© Foto: Fiedler

Wilfried Kohl, im Landratsamt Leiter der Gesundheitsförderung, hatte Papilio auf einer Fachtagung kennengelernt und sich spontan dazu entschlossen, das Theaterstück im Landkreis zu zeigen. In der Geschichte geht es um Trauer, Zorn, Angst und Freude. Und auch darum, dass Gefühle nichts Schlechtes sind und stark variieren können.

Das Kindergartenkind Paula trifft auf dem Dachboden in Großmutters Haus auf vier Kobolde. Und jeder dieser Kobolde ist seinem Gefühl ausgeliefert: So jammert und weint der traurige Heulibold bei jeder Kleinigkeit, Zornibold geht vor Wut ständig in die Luft, Bibberbold ist so ängstlich, dass er sich kaum aus seinem Versteck wagt. Einzig Paula und der Kobold Freudibold verhalten sich unverkrampft und optimistisch.

Gefühle zeigen

Am Ende nehmen die Kobolde von Paula die Botschaft mit, dass die verschiedenen Gefühle etwas ganz Normales sind, und dass auch Wut und Zorn sein dürfen, dass man Angst überwinden und das Heulen bleiben lassen kann.

Doch was will Papilio mit diesem Kindertheater erreichen? Heidi Scheer, Trainerin und Vorstandsmitglied bei Papilio, und Wilfried Kohl stimmen überein: „Mit Gefühlen umgehen lernen, ist ein ganz wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem positiven Selbstwertgefühl.“ Und damit sei ein Grundstein für die gesunde Entwicklung der Kinder gelegt.

Zum Papilio-Programm gehört nicht nur das Theaterstück. Es basiert auch auf einem Trainingsprogramm für pädagogisches Personal. Spieleinheiten sollen variiert und die Kinder zur Eigeninitiative angeregt werden. Spielerisch werden soziale Regeln und deren Einhaltung gelernt.

Zuletzt gehört auch die Einbindung der Eltern dazu. Es existiert sogar der Papilio-Elternclub. Wer sich über die Herausforderungen der Erziehung austauschen will, hat hier die Chance dazu.

Ein Beispiel, wie Kinder den konstruktiven Umgang mit ihren Gefühlen lernen können, beschreibt Heidi Scheer anhand der Kobold-Pinnwand. „Auf ihr ist auch Platz für die Fotos der Kinder. Wer an diesem Tag wütend ist, knallt das Foto zu Zornibold und räumt nicht mehr unter lautem Getöse den Tisch ab.“ So geschehen in einem Kindergarten. „Das ist ein anderer Umgang mit Angst, Wut, Trauer und Freude“, beschreibt die Papilio-Mitarbeiterin die Facetten der Anwendbarkeit, sie verhelfe oft den Erzieherinnen zu einem besseren Verhältnis zu schwierigen Kindern.

Letztendlich, und das wurde durch eine mehrjährige Studie der Freien Universität Berlin belegt, reduziert Papilio nicht nur erste Verhaltensauffälligkeiten. Es stärkt die sozial-emotionale Kompetenz von Kindern und ist damit ein gutes Rüstzeug, um im späteren Leben Gefahren, wie Gewalt und Sucht, abzuwehren.

Auch Lehrer sind überzeugt

Inzwischen haben auch Lehrer Erfahrungen mit dem Papilio-Programm gemacht. Nicht unmittelbar, aber sie beobachten in den ersten Klassen, dass Kinder, die in den Genuss des Programms gekommen sind, viel besser mit unterschiedlichen Klassenkameraden klarkommen.

„Der engagierte Auftritt von Paula und den Kistenkobolden zielt vor allem darauf, weitere pädagogische Fachkräfte in der Region für Papilio zu gewinnen“, hofft Wilfried Kohl. Denn zweifelsfrei sei, das habe die Studie der FU Berlin gezeigt, dass Sucht und Gewalt zwar meist erstmalig im frühen Jugendalter auftreten. Aber früh erkennbare Risiken seien bereits im Vorschulalter erkennbar.

Die Bürgermeister der Landkreiskommunen, darunter Zirndorfs Rathauschef Thomas Zwingel und der stellvertretende Landrat Franz X. Forman, wollen sich jedenfalls für Papilio engagieren. „Obwohl“, so Forman, „im Landkreis durch den Verein 1-2-3 schon ein sehr gutes schulisches Präventionsprogramm im Einsatz ist, sehen wir für Papilio breiten Nutzen in den Kindergärten.“

Die Aufführungen der Augsburger Puppenkiste werden von „Sternstunden“, der Benefizaktion des Bayerischen Rundfunks, gefördert. Seit 2009 unterstützt die Barmer GEK Bayern die landesweite Umsetzung von Papilio.

Die Leitungen von Kindergärten wenden sich bei Interesse für das Papilio-Programm an Wilfried Kohl, Telefon (09 11) 97 73 18 67. Eltern fragen vor Ort nach.

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