Kompromisslose Farbigkeit

11.4.2013, 10:19 Uhr
Kompromisslose Farbigkeit

© Hans-Joachim Winckler

Ein auf den ersten Blick entsetzliches Farbchaos aus Rot, Gelb, Blau und Grün tummelt sich auf dem großformatigen Acrylgemälde. Obwohl dermaßen dick aufgetagen, dass die Farbknoten sich plastisch vom Bildträger emporheben, gewinnt doch keine Farbe die Oberhand. Von Ordnung ist nirgends die Rede, dafür sorgt die Farbe Weiß für einen einschneidenden Eingriff: eine weiße Linie mäandert in wilden Schlingen, Knoten und Verdickungen durchs Chaos und etabliert so etwas wie eine Figur.

Soll das Merkels schneidender Protest in der Finanzdebatte sein? Auf direkte Aussagen will sich Elmar Maria nicht festlegen: „Stehen zehn Betrachter vor einem meiner Bilder, ergeben sich zehn Meinungen“, gibt der Maler, Jahrgang 1981, zu Protokoll. Die obige Deutung des Gemäldes ist also nur eine unter vielen, und sie stellt keinen Anspruch auf Letztgültigkeit. Übrigens heißt das Bild „Lucy in the Sky“. Da denkt man an „Sgt. Pepper“ der Beatles. Bloß, wo sind dann die Diamanten? Viellecht doch als Wertanlage in Sicherheit gebracht?

Gegenpol Ordnung

Aber Chaos ist nur ein Pol in Elmar Marias Malerei. Der Gegenpol besteht in der Ordnung von Rasterbildern wie „Toskana“. In nur einem oder zwei Farbtönen mit verschiedenen Nuancierungen gehalten, bewirken senkrechte und horizontale Farbreliefs Struktur und Organisation. Dieses Spiel treibt Elmar Maria mit „Camouflage blanc“ und „Camouflage noir“ auf die Spitze: in reinem Weiß bzw. totalem Schwarz gehalten, muss sich der Betrachter schräg vor den Gemälden platzieren, um durch den Lichteinfall dann die Hervorhebungen und Schatten der halbreliefartigen Muster zu erkennen.

Auch die Abklatsch- und Farbschliertechnik lotet der Maria, der in die Auswahl der NN-Kunstpreisträger 2012 geriet, bis an ihre Grenzen aus. „Der Faun“ erinnert in seiner Technik an manche Experimente von Max Ernst. „Supernova“ hingegen, ein kolossales Ungetüm aus dunklen Farbschlieren, Abtupfungen, Weißhöhungen und Glutnestern mutet wie eine kosmische Nebelwolke an, in der sich neue Sonnen und Galaxien zusammenbrauen.

Bis 30. April in der Hypo-Vereinsbank, Blumenstraße 5, zu den üblichen Geschäftszeiten.

 

9 Kommentare