Konflikte treiben Kosten im Landkreis in die Höhe

31.1.2015, 13:00 Uhr
Konflikte treiben Kosten im Landkreis in die Höhe

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Zwar erhöhen sich auch die Einnahmen um 45,7 Prozent, dennoch bleiben am Ende rund 8,1 Millionen Euro als Eigenanteil beim Landkreis hängen, nach zuletzt 6,2 Millionen. Die Aufgabe, „Licht ins Dunkel der Zahlen zu bringen“, so Landrat Matthias Dießl, übernahm Jugendamtsleiterin Ute Hallenberger im zuständigen Ausschuss.

Mehrere Gründe treiben die Entwicklung an, die auch auf Bundesebene festzustellen ist. Diese führen zu auf hohem Niveau bleibenden oder sogar steigenden Fallzahlen. Knackpunkt ist das zunehmende Konfliktpotenzial in den Familien: Eltern, die sich nach Trennung oder Scheidung mit der Erziehung überfordert fühlen, psychisch erkrankt sind oder mit Suchtproblemen kämpfen. Bei Kindern und Jugendlichen stellen die Experten sowohl vermehrt psychische Auffälligkeiten, aber auch Störungen im Sozialverhalten fest. Der erhöhte Erwartungs- und Leistungsdruck zählt unter anderem zu den Ursachen.

Mehr Hinweise auf Probleme

Auch ein positiver Effekt treibt die Zahlen nach oben: Das Thema Kinderschutz genießt in der Bevölkerung eine immer höhere Aufmerksamkeit, weshalb in stärkerem Ausmaß Missstände in Familien beim Jugendamt gemeldet werden.

Hallenberger führte dem Jugendhilfeausschuss in einer Präsentation eine Reihe von Punkten vor, die zeigen, warum mehr Geld benötigt wird. So müssen beispielsweise heuer mehr Kinder und Jugendliche in einem Heim untergebracht werden als noch 2014. 50 000 Euro kostet ein Heimplatz jährlich, um rund 350 000 Euro muss der Etatansatz deshalb erhöht werden. Gestiegen ist auch die Zahl der Volljährigen, die in einem Heim betreut werden, 130 000 Euro mehr sind dafür eingeplant.

160 Kinder werden momentan im Landkreis von Tagesmüttern betreut. Deren Bezahlung wird der Landkreis deutlich anheben. Benachbarte Städte und Landkreise haben dies bereits in die Tat umgesetzt oder beabsichtigen es. In Zahlen ausgedrückt heißt das, etwa 150 000 Euro mehr, die aus der Kreiskasse kommen müssen.

Zu Buche schlagen auch ambulante und teilstationäre Eingliederungshilfen: Schulbegleiter, die Mädchen und Jungen mehrere Stunden am Vormittag oder sogar während des gesamten Unterrichts begleiten müssen; aber auch Kinder, die untertags in Einrichtungen betreut werden – Maßnahmen, die zusammen heuer eine Steigerung von 120 000 Euro erfordern.

Bleibt ein Trost: Von den knapp 18 800 Minderjährigen im Landkreis ist weniger als ein Prozent in Heimen oder Pflegefamilien untergebracht, beziehungsweise seelisch behindert oder davon bedroht. „Zum Glück“, wie der Landrat betonte, aber auch kleine Zahlen bedeuten große finanzielle Auswirkungen.

Bei der Fülle an Arbeit benötigt das Jugendamt mehr Personal. Zusätzlich 240 000 Euro werden für Gehälter fällig. Ausgaben, die insbesondere auf die rasant gestiegene Zahl der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge zurückzuführen sind, die infolge der weltweit lodernden Krisen und Konflikte in den Landkreis kommen. Zählte man 2013 noch 41 Kinder und Jugendliche, die das Jugendamt in Obhut nehmen musste, erfasste die Statistik zwischen dem 1. Januar und dem 17. Dezember vergangenen Jahres schon 183 Personen. Enorm ist der Verwaltungsaufwand. Rechnungen und Krankenscheine seien beispielsweise zu bearbeiten, und zwar für jedes einzelne Flüchtlingskind, erläuterte Ute Hallenberger.

Im Haushaltsansatz bedeutet das: eine Erhöhung von 1,2 Millionen Euro. Sachkosten werden dem Landkreis allerdings vom Freistaat zu 100 Prozent erstattet, unterschiedlich wird das jedoch bei den Personalkosten gehandhabt. Der Landkreis hat „alles kostendeckend drin“, wie Dießl sagte. Dies stelle jedoch „ein nicht unbedeutendes Risiko“ für den Haushalt dar.

Im Ausschuss gab es von allen Seiten viel Lob für die Arbeit des Jugendamtes. Einhellig stimmte das Gremium dem Etat-Entwurf zu und empfahl dem Kreistag die Übernahme in den Gesamthaushalt.

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