Kontinuität statt Überraschungspaket

22.2.2012, 13:00 Uhr
Kontinuität statt Überraschungspaket

© Hans-Joachim Winckler

„Ich glaube, die Leute haben mich in den vergangenen sechs Jahren gut kennengelernt“, meint Thomas Zwingel selbstbewusst. So selbstbewusst sogar, dass der Jahresempfang der Sozialdemokraten aus dem Landkreis nur ein kleines Quäntchen Zirndorfer Wahlkampf enthält. Egal, ob SPD-Kreisvorsitzender Harry Scheuenstuhl, Juso-Vorsitzende Theresa Mandel, Dritte Bürgermeisterin Sandra Hauber oder der Ehrengast aus Nürnberg, Oberbürgermeister Ulrich Maly, alle scheinen überzeugt: Viel Werbung braucht ihr Genosse nicht.

Scheuenstuhl erinnert sich an seine erste Wahl, damals kürten ihn die Wilhermsdorfer mit einem hauchdünnen Vorsprung von sieben Stimmen zum Bürgermeister. Das hat Thomas Zwingel bei seiner ersten Wahl 2006 schon besser gemacht: 1702 Wähler mehr als sein stärkster Konkurrent holte er 2006.

„Gerne Bürgermeister“

Und sechs Jahre später? Arrogant tritt er nicht auf, aber er müsse sich auch nicht verstecken, meint der 48-Jährige. „Ich bin gerne Bürgermeister“, ist sein Mantra und man glaubt es ihm. Innerhalb der vergangenen Jahre konnte er punkten, meint er, mit einer herausgeputzten Innenstadt, mit Investitionen in den Bereichen Schulen und Kinderbetreuung, mit vielen großen und kleinen kulturellen Ereignissen in der Stadt: „Unser Städtchen hat sich gewaltig entwickelt.“

Und wie bei seinem ersten Anlauf wiederholt er, er stehe für Visionen, die realisierbar sind, aber nicht für Hirngespinste.

Von großen Zusagen hält Zwingel nichts. Wer große Investitionen oder den radikalen Schuldenabbau verspreche, der werde dies nicht halten können, ist er überzeugt. Stattdessen wolle er den bisher eingeschlagenen Kurs fortführen. Wer für Zwingel votiert, bekommt garantiert kein Überraschungspaket, sondern Kontinuität.

Ganz der Franke, zeigt Zwingel seiner Freude am bisher Geleisteten nicht mit großen Worten und Gesten, doch wer genau hinsieht und die Zwischentöne erhascht, spürt seine Zufriedenheit. Klar, dass er dann auch beim SPD-Jahresempfang nicht mit einer langen Erfolgsliste aufwartet, er holt sich lieber den Zwischenapplaus des Publikums, als er sein Redemanuskript mit den Worten „Lass mers“ wegpackt und frei von der Leber weg spricht.

Als Kommunikator sieht er sich sowieso, jeder könne in sein Büro ins Rathaus kommen, um sein Anliegen vorzutragen und „ich versuche, so gut es geht, jedem zu helfen.“ Deshalb hält er auch nichts vom üblichen Wahlkampf-Marathon durch die Ortsteile oder gar von Haustür zu Haustür. „Nicht dass ich die Bürgerversammlungen als Wahlkampfveranstaltungen missbrauchen würde, ich informiere ganz sachlich über die Rathausarbeit.“ Von der Rolle des Bürgermeisters in die Rolle des Wahlkämpfers wechseln und nochmals von Anwanden bis Weinzierlein überall Präsenz zeigen, das hält er für überflüssig. „Ich werde dafür bezahlt, dass ich meine Arbeit im Rathaus mache“, meint er. Und wenn schon Marathon, dann ist ihm der sportliche lieber. Der 48-Jährige hat sich in den vergangenen Jahren äußerlich erstaunlich gewandelt und ist zum begeisterten Läufer geworden.

Nur ein Wermutstropfen Kritik fällt aus seiner Sicht auf die sechs Jahre seiner Geschäftsführung: der drastisch gestiegenen Schuldenstand der Stadt. „Ja, die Schulden sind gestiegen“, räumt er unumwunden ein. Und wird dann überraschend detailliert: Die Rückführung des Bibertbades an die Stadt, die höhere Kreisumlage, die Investitionen für die Kinderbetreuung und die Umstellung der Haupt-auf die Mittelschule — all das koste nun mal Geld. „Wir schaffen damit aber auch bleibende Wert für unsere Stadt“, betont er.

Ein Wahlkampf-Helfer wie Ulrich Maly ist genaue der richtige. Maly erklärt nämlich, dass Bürgermeister, egal wie klein oder groß ihre Kommune ist, ihre Bürger immer mit einer Mischung aus Zumutungen und Wohltaten konfrontieren müssen. Wir haben eine tolle Kinderbetreuung, aber dafür mussten wir Schulden machen, lautet die Rechnung.

Und was nach dem Schlussstrich zählt, sei am besten beschrieben mit dem Wort „Heimat“, so der OB der großen Nachbarstadt. Das sei weniger ein geografischer Ort, sondern eher die Familie, der Fußballverein, der Dialekt, das Essen. Heimat ist eben da, wo das Herz ist. Womit wir wieder bei Zirndorf im Herzen wären.

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