Fürther Kläranlage: Neubauten nehmen Form an

20.10.2017, 11:00 Uhr
Fürther Kläranlage: Neubauten nehmen Form an

© Foto: André De Geare

Der Weiterentwicklung hat man allerdings bereits die Tür geöffnet. Denn wie der Technische Betriebsleiter Herbert Belian auf Anfrage der Fürther Nachrichten erläutert, wurden die neuen, größeren Nachklärbecken – auch zu Lasten der angrenzenden Kleingartenanlage – so weit an den Rand des Betriebsgeländes gerückt, dass im Bereich der alten genug Platz für Neubauten bleibt. "Es macht keinen Sinn, jetzt schon mit dem Bau von Reinigungsstufen für Mikroverunreinigungen zu beginnen", sagt Belian mit Verweis auf die noch fehlenden Vorgaben der Regierung hinsichtlich der Grenzwerte.

In Weißenburg wird jetzt landesweit erstmals getestet, wie gut sich mit Ozon als Oxidationsmittel Arzneirückstände und Hormone im Abwasser unschädlich machen und dann mit Aktivkohle und Sand herausfiltern lassen. Auch Mikroplastikteilchen, die in zunehmendem Maße das Wasser belasten, sollen dabei auf der Strecke bleiben.

Drei Millionen Euro werden im 18.000 Einwohner zählenden Weißenburg in die neue Technik investiert. In Fürth mit seinen gut 120.000 Einwohnern wird das kaum reichen. Schon die Erneuerung der mechanischen Reinigungsstufe schlägt mit 33 Millionen Euro zu Buche. Und für das neue Betriebsgebäude sind weitere 19 Millionen Euro fällig. Allein die drei neuen Nachklärbecken haben 18 Millionen Euro gekostet.

Doch auch die jetzige Runderneuerung sorgt in Fürth für eine deutliche Verbesserung der Reinigungskraft. Zum Beispiel mit neuen Rechen. Belian: "Die Stäbe der bisherigen mechanischen Reinigungsstufe haben einen Abstand von 20 Millimeter, die der neuen nur noch einen von sechs Millimeter." Klar, dass damit wesentlich mehr Partikel aus dem Abwasser herausgefiltert werden können.

Die Kehrseite der Medaille: dadurch verlangsamt sich zugleich der Wasserabfluss, weshalb wesentlich größere Stauräume benötigt werden. Sorgen bereitet dem Technischen Betriebsleiter die enorme Auslastung der Baufirmen. Weil es in Zeiten der Hochkonjunktur derzeit so viele Großbaustellen gibt, kommt es zwangsläufig auch in der Fürther Kläranlage immer wieder zu Hängepartien. Von einem Baustopp blieb das Großprojekt bislang immerhin verschont.

Einzug Mitte nächsten Jahres

Die Rohbauten wurden längst abgeschlossen. Jetzt sind die Innereien dran. Dazu gehören etwa die neuen Rechen der mechanischen Reinigung, die außerhalb von Fürth gefertigt werden. Mit Technik vollgestopft ist auch das neue zentrale Betriebsgebäude, das auch die Arbeitssituation der Klärwerker wesentlich verbessern soll. Denn ihre bisherigen Umkleiden und Sanitärräume entsprechen längst nicht mehr dem technischen Standard. Der Innenausbau ist in vollem Gange. Mitte nächsten Jahres soll der Komplex bezogen werden.

Selbst außerhalb der Hauptkläranlage wird die Zukunft der Abwasserreinigung vorbereitet. Dazu gehört die für Ende 2018 geplante Schließung der veraltete Kläranlage Nord in Vach. Derzeit wird dort ein Pumpwerk errichtet, das die Schmutzwasserfracht zur Hauptkläranlage weiterleitet. Vor genau einem Jahr erst hat der kommunale Abwasserreinigungsbetrieb an der Erlanger Straße sein hundertjähriges Jubiläum gefeiert. Dabei reichen die Anfänge der Fürther Kanalisation bis ins Jahr 1840 zurück. Und die erste einfache Kläranlage war 1911 im Wiesengrund an der Einmündung des Käppnerwegs in die Vacher Straße errichtet worden.

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