Kreativer mit unbekanntem Poten

27.7.2007, 00:00 Uhr
Kreativer mit unbekanntem Poten

© Wolfgang Zink

Zum Ende der vergangenen Saison gab es eine Zeit, in der durften einige künftige Angestellte der SpVgg Greuther Fürth die Hoffnung in sich tragen, bei einem Fußball-Zweitligisten unterschrieben zu haben, aber bei einem Erstligisten anzukommen. Als der Traum endgültig platzte, am letzten Spieltag in Unterhaching, war Leonhard Haas live dabei. Er sah wie die Elf um Kapitän Thomas Kleine in Rückstand geriet, zum Ausgleich kam - und trotz Überzahl doch noch verlor. Haas meint: «Die Fürther hätten damals nicht so statisch weitermachen dürfen, es wusste jeder, dass die nur über die Flügel kommen.»

Mehr als zwei Monate später kristallisiert sich der 25-jährige Rosenheimer im Trainingslager im Schwarzwald als einer der Spieler im Konzept des neuen Cheftrainers Bruno Labbadia heraus, der maßgeblich daran mitwirken soll, dass die SpVgg nicht mehr so leicht auszurechnen ist. Haas steht in dem Ruf, ein kreativer Mittelfeldspieler zu sein. Beim FC Augsburg, seiner vorigen Station, fungierte er als zentraler Spielgestalter hinter den Spitzen, in Fürth soll er vorwiegend auf der linken Angriffseite für Überraschungsmomente sorgen. So lautet der Plan.

Bislang präsentierte sich der Niederbayer mit einem Faible für Tattoos auf dem Platz noch etwas zu verhalten. Dennoch ist kaum anzunehmen, dass Labbadia auf dieser Position dem aus der eigenen U 23 zu den Profis beförderten Nicolai Müller den Vorzug gibt. Für die SpVgg ist Haas der typische Neuzugang: ein Talent, dessen tatsächliche Begabung noch nicht endgültig vermessen ist. Er wechselte von der Realschule direkt in die Nachwuchsabteilung des FC Bayern München, trainierte mit Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger. Als der bei den Bayern nicht den direkten Sprung von der Reserve ins Starensemble schaffte, versuchte er sein Glück beim Hamburger SV.

Doch auch dort blieb ihm der Durchbruch nach ganz oben verwehrt. «Wenn man in der Regionalligareserve spielt», sagt Haas, «ist der Sprung ins Bundesligateam schon sehr, sehr schwer.» In Augsburg agierte er in der vergangenen Rückrunde (fünf Tore in 13 Spielen) immerhin so auffällig, dass nicht nur die SpVgg auf ihn aufmerksam wurde. Wie in anderen Fällen auch, müssen Cheftrainer Bruno Labbadia und Vereinspräsident Helmut Hack in den Vorgesprächen sehr überzeugend gewesen sein. «Ich hatte das Gefühl, dass mich Fürth am ehesten weiterbringt», sagt Haas. «Natürlich begreift auch er die SpVgg hauptsächlich als Durchgangsstation auf dem Weg in Liga eins. Ein Profi in seinem Alter muss so denken», meint auch Labbadia: «Das darf für uns alle nicht die Endstation sein.»

Heute Abend hat Haas im Testspiel gegen den Oberligisten TSG Hoffenheim II die nächste Gelegenheit, seine Ambitionen zu unterstreichen. Es ist die erste Begegnung im Rahmen des Kaiserstuhl-Cup. Morgen, zum Abschluss des Trainingslagers, kommt es zum Aufeinandertreffen mit dem Ligakonkurrenten SC Freiburg. Ein erster Härtetest, auch für Haas.