Kreativschub mit sozialem Anspruch

20.7.2015, 11:00 Uhr
Kreativschub mit sozialem Anspruch

© Foto: Walter Grzesiek

Am frechsten, aber auch am griffigsten, fasste das Ziel des Frauen-Engagements der Wortakrobat Oliver Tissot zusammen: „An der Sprache hängt alles, damit verdiene ich sogar mein Geld!“ Wer den Menschen, die in Deutschland stranden, die Sprache beibringt, hilft ihnen beim Start in ein neues Leben – ob in Deutschland oder eines Tages zurück in der Heimat. Kleine Opfer, so Tissot, müsse man da halt einkalkulieren: „Vor elf kommen Sie hier nicht raus, denn die wollen Ihr Geld!“ Die Schlussfolgerung, dass viele Zuschauer dann lieber ihr Geld da ließen und in einen lauen Biergarten flüchteten, teilte das Publikum aber nicht.

Schließlich boten die rührigen Veranstalter eine breite Palette internationaler Kultur auf – meist made in Fürth, oder zur Not in Nürnberg: Das Fürther Lehrerorchester unter Benedikt Ofner präsentierte festlich-gediegen Mozart. Die Jüngsten vom Ballettstudio Arabesque marschierten – international gemischt – für den Radetzkymarsch von Johann Strauß so verschmitzt auf, dass es schon als Persiflage durchging. Die Schüler von Julia Vitez zeigten in weiteren Nummern aber auch erhebliches darstellerisches Potential.

Sabri Yaman entführte zu melancholischen Klängen seiner Saz, Elizabeth Whitehouse zu Kurt Weill, Anja Hackel zu Marylin Monroe. Die Damen von Talking Feet steppten unter der Choreografie von Manu Collins quer über den Broadway. Andrea Grüner brachte den andalusischen Flamenco nahe. Dass hier Menschen guten Willens versammelt waren, zeigte der spontane Beifall für „die Griechen“: Bevor Valantis und Pantellis überhaupt Gitarre und Bouzouki erklingen ließen, war ihnen die Sympathie des Publikums schon gewiss. Und so zog sich eine Botschaft durch den ganzen, von Karin Schubert professionell moderierten Abend: Die Vielfalt der Kulturen der Welt ist letztlich bereichernder als politische Differenzen und Sorgen um den eigenen Status quo. Neugier auf das Fremde lohnt mehr als Angst. Sozialreferentin Elisabeth Reichert, Vorsitzende des Fürther Ablegers von Soroptimist (die besten Schwestern), einem weltweiten Verband berufstätiger Frauen, hatte eingangs Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung zitiert: „Seien wir dankbar, dass wir Flüchtlinge aufnehmen dürfen und nicht selbst Flüchtlinge sind.“ Soroptimist wollte, im Verbund mit Lions und Rotariern, mit dem Abend dazu helfen, den Deutschunterricht für alle rund 1000 derzeit in Fürth lebenden Asylsuchenden zu finanzieren. Wer bei den Frauen mitmachen will: Sie treffen sich regelmäßig in der Gemeinde Heilig Geist auf der Hardhöhe.

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