Krebs bei Frauen: "Ein steter Strom an Verbesserungen"

18.2.2017, 21:00 Uhr
Krebs bei Frauen:

© Foto: obs/Viviane Wild

Herr Prof. Hanf, was macht den Eierstockkrebs so tückisch?

Hanf: Das Problem ist, dass man das Ovarialkarzinom in frühen Phasen praktisch nicht erkennen kann, sondern fast immer erst im fortgeschrittenen Stadium. Anders als beim Brustkrebs gibt es hier keine Früherkennung.

Sie haben im Vorgespräch schon betont, dass die Entscheidung für den richtigen Operateur geradezu lebenswichtig ist. Warum?

Hanf: Die weltweite gynäkologische Gemeinschaft hat 2009 erstmals erkannt, dass man den Tumor, auch wenn er im gesamten Bauchraum schon sehr ausgedehnt ist, komplett entfernen muss. Das ist absolut entscheidend, und kann nur in einem interdisziplinären Team funktionieren. Wir haben rund 30 OPs im Jahr. Wenn beispielsweise die Milz oder ein Teil der Bauchspeicheldrüse oder Darmanteile entfernt werden müssen, brauchen wir auch einen Viszeralchirurgen, je nach Fall manchmal auch einen Urologen. Immer dabei sein müssen natürlich Anästhesisten, Intensivmediziner und sehr erfahrene Gynäkologen. Eierstockkrebs-OPs sind so große OPs, die sollte man nur in Krankenhäusern durchführen, die als gynäkologische Krebszentren zertifiziert sind. Und das sind wir hier in Fürth.

Wie kommt es dann, dass Patientinnen, die im Internet nach einer Klinik suchen, nicht immer auch gleich auf Fürth stoßen?

Hanf: Unser gynäkologisches Krebszentrum ist seit 2014 zertifiziert. Von daher lässt sich das vielleicht damit erklären, dass nicht alle Register auf dem neuen Stand sind. Es gibt in der Region übrigens drei zertifizierte gynäkologische Krebszentren, das sind die Uniklinik Erlangen, das Klinikum Nürnberg und wir.

Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei Frauen und auch der Krebs, an dem die meisten Frauen sterben. . .

Hanf: Ja, aber hier gibt es noch viel mehr als bei anderen Krebsarten einen steten Strom an Verbesserungen durch neue Medikamente. Kommt es beim Eierstockkrebs ganz auf den Operateur an, so kommt es hier ganz auf die möglichst frühe Diagnose an. Und durch das Mammografiescreening können wir Brustkrebs so früh erkennen, dass wir meist eine Heilung fast garantieren können.

Was leisten hier Arzneimittel?

Hanf: Es gibt nicht das eine Medikament, das den Durchbruch bringt. Es gibt aber viele und immer bessere Medikamente, die den Tumor von allen Seiten angreifen, sich ihm gewissermaßen immer wieder woanders in den Weg stellen und sein Wachstum hemmen. Wenn Metastasen da sind, ist Heilung zwar unwahrscheinlich, aber Überlebenszeit und -qualität lassen sich erheblich verbessern.

Von welchen Zeiträumen sprechen Sie?

Hanf: Es gibt Verläufe über viele, viele Jahre.

Wie oft können Sie in Fürth bei einer OP die Brust erhalten?

Hanf: Wir haben etwa 250 Brustkrebs-OPs im Jahr und versuchen immer, die Brust zu erhalten. In circa 20 Prozent der Fälle schaffen wir das leider nicht.

Beim Symposium geht es heute auch um die Fürther Konzepte zur Implantat-Rekonstruktion. Was ist damit gemeint?

Hanf: Das ist nichts Revolutionäres. Im Grunde bevorzugen wir hier wie viele andere Kliniken auch den schrittweisen Wiederaufbau der Brust mit Silikon-Implantaten gegenüber der Verpflanzung von körpereigenem Gewebe. Denn Letzteres bedeutet immer aufwendige Operationen, und große Narben in Bauch, Po oder Rücken lassen sich oft nicht vermeiden – auch dann nicht, wenn Chirurgen mit sehr geschickten Händen am Werk sind. Wir kooperieren hier mit einem plastischen Chirurgen und treffen dann in Absprache Einzelfallentscheidungen.

Frauen fragen sich natürlich, was sie selbst tun können, damit es gar nicht erst zu Brust- oder Eierstockkrebs kommt. Was empfehlen Sie ihnen?

Hanf: Bei Brustkrebs sollen sie bitte dem Mammografiescreening vertrauen. Bei Eierstockkrebs kann ich nur empfehlen, gut auf sich zu achten. Wenn eine Frau spürt, dass es zwickt und zwackt im Unterleib und sie das Gefühl hat, dass ihr Bauch dicker wird, obwohl sie ihren Essgewohnheiten treu bleibt, sollte sie sofort zum Arzt gehen.

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