Kreis Fürth: BBV trommelt Bio-Bauern zusammen

4.10.2017, 13:00 Uhr
Kreis Fürth: BBV trommelt Bio-Bauern zusammen

© Daniel Karmann

((Platzhalter))Im Landkreis gibt es etwa 31 Bio-Betriebe, die rund 900 Hektar, das sind vier Prozent der Fläche, bewirtschaften. Das entspricht dem Bundesdurchschnitt. Geht da nicht mehr?

Norbert Tresch: Für uns sind Prozentzahlen nicht entscheidend. Wichtig ist die Entwicklung. Als ich meinen Hof 2009 umgestellt habe, gab es im Landkreis gerade acht Bio-Betriebe. Wir wollen aber auch den Discountern nicht die Regale füllen, sondern direkt ab Hof vermarkten. Bio heißt für mich immer: regional mit kurzen Wegen.

Peter Köninger: Die Sache ist im Fluss. Es gibt Kollegen, die umstellen, aber ich weiß nicht, wie viele es sind.

 

Es fehlt also an Informationen?

Tresch: Da sind wir beim Punkt, deshalb brauchen wir den Arbeitskreis. Ich kenne von den 31 Bio-Betrieben gerade mal drei oder vier. Das läuft aber mehr über die persönliche Schiene.

 

Was soll der Arbeitskreis darüber hinaus bewirken?

Köninger: Einen Erfahrungsaustausch. Was ist zu beachten, wenn ich auf Bio umstellen will? Welche Fehler kann ich vermeiden? Im Vordergrund steht, die Leute zusammenzubringen.

Tresch: Auf dem Weg zum Bio-Hof braucht es sicher eine gute Beratung. Aber Erfahrungsaustausch bringt viel — mehr als jede Lektüre.

Was, Herr Tresch, war für Sie der Grund, auf ökologische Landwirtschaft zu setzen?

Tresch: Damals, in den Jahren 2008/2009, waren die Preise schlecht. Ich habe mir gedacht, entweder mache ich etwas anderes oder ich höre auf. Ich habe mir ein halbes Jahr Zeit gelassen, die Situation überdacht, und dann schließlich den Schritt gewagt. Aber ich hatte gewisse Befürchtungen.

 

Wovor?

Tresch: Ich baue unter anderem Kartoffeln an, das ist sehr arbeitsintensiv. Unkraut muss ich mechanisch bekämpfen, das heißt, ich gehe mit der Hacke übers Feld. Für einen Hektar bin ich eine Woche draußen. Der Kollege, der konventionell wirtschaftet, fährt in einer Stunde mit der Spritze durch. Bio-Landbau steht und fällt mit der Bodenbearbeitung.

 

Was waren für Sie die größten Probleme bei der Umstellung?

Tresch: Generell braucht man mehr Flächen und hat weniger Ertrag. Die Fruchtfolge ist eine andere. Ich darf nur organischen Dünger verwenden. In schlechteren Zeiten kann ich im Vergleich zu einem konventionellen Betrieb nicht so flexibel auf bestimmte Situationen reagieren, etwa bei Nässe auf das Unkraut. Und obwohl ich jetzt schon meine Erfahrungen gemacht habe, ist immer etwas dabei, was nicht gelingt.

 

Sie, Herr Köninger, sind Milchviehhalter. Haben Sie schon einmal daran gedacht, Ihren Betrieb auf die Bio-Schiene zu bringen?

Köninger: Ich müsste meinen Vieh-Bestand reduzieren, meine Ställe umbauen und bräuchte mehr Futter-flächen. Und gibt es hier mal einen Engpass, kann ich nicht einfach zum Nachbarn gehen und Silomais kaufen. Wenn ich aber nichts habe, wird mir der nächste Bio-Landwirt auch nichts abgegeben können. Für mich ist das kein Thema, zumal mein Sohn ebenfalls keine Ambitionen hat.

Tresch: Eines ist klar: Man muss sich mit der Sache auseinandersetzen und die Umstellung wollen. Wer meint, er macht das wegen des Geldes, der kann es vergessen.

 

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt will die ökologische Landwirtschaft fördern. Tut der Staat dafür genug?

Köninger: In Bayern können wir uns nicht beschweren. Es gibt zwei Jahre lang eine Umstellungsprämie, die liegt bei 350 Euro pro Hektar. Diese finanzielle Unterstützung brauchen die Betriebe in dieser Phase aber auch. Denn im ersten Jahr baut man zwar ökologisch an, hat also geringere Erträge, darf aber nur konventionell, das heißt zu normalen Preisen, vermarkten. Allerdings sollte der Staat auch nicht mehr Geld hineinbuttern, das führt sonst nur zu Verwerfungen am Markt.

 

Worunter die Landwirte leiden würden, die herkömmlich wirtschaften. Wie ist das Verhältnis zwischen den zwei Gruppen, Herr Tresch?

Tresch: Es ist nicht mehr so wie früher, dass man schräg angeschaut wird. Die Probleme sind ohnehin für alle irgendwo gleich, und wir brauchen beide — ökologisch und konventionell arbeitende Betriebe.

Arbeitskreis Biolandwirtschaft, 15. November, 20 Uhr, Café Siebener, Langenzenn-Horbach.

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