Kriminaler, der König und ein Wahlkämpfer

16.9.2013, 22:00 Uhr
Kriminaler, der König und ein Wahlkämpfer

© Iannicelli

Über ein volles Haus freute sich nicht nur Fürths ehemaliger Polizeichef Wilfried Dietsch, der eine Autorenlesung in dem von ihm mitbetreuten Kiminalmuseum in den Rathaus-Katakomben organisiert hatte. Hier sorgten Sabine Fink aus Erlangen , Gunnar Schobert aus Nürnberg und Josef Rauch aus Fürth für Gänsehaut, während es ihnen Tessa Korber mit einer weiteren Krimilesung im Stadtmuseum gleichtat.

Kriminaler, der König und ein Wahlkämpfer

© Seilkopf

Hofgesänge mit Countertenor Johannes Reichert im Bogenhof, der auch Kulisse einer Projektionsshow war, und Musik in der Auferstehungskirche wie im Kunstkeller trug dem Veranstaltungsmotto „Großstadtsymphonien Rechnung. Dabei gab der Fürther Librettist und Rezitator Michael Herrschel dem Endspurt des Landtagswahlkampfs originelle Akzente. In der Auferstehungskirche ließ er zusammen mit Organistin Sirka Schwartz-Uppendiek und Bläser Lorenz Trottmann in einer kabarettistische Fantasie König Ludwig II auftreten und bei einem Stadtrundgang den Münchner Oberbürgermeister Christian Ude.

Jutta Scheuerlein vom Verein Geschichte für Alle hatte die Rolle einer Interviewerin übernommen. Die Idee für den kabarettistischen Interview-Spaziergang unter dem Titel „Ein Münchner in Fürth“ war beim Bier am Rande einer Arbeitssitzung geboren worden und machte dem Premierenpublikum offenbar ebenso viel Spaß wie den Akteuren.

In Gestik und Bewegungen eher steif, in Wortwahl und -witz aber ausgesprochen schlagfertig, trat Herrschel einen „Wahlkampfabend-Erholungsspaziergang“ durch Fürth an. Immer auf der Suche nach Parallelen zur Landeshauptstadt ließ er den SPD-Mann den Hallplatz — ein Teil trägt den Namen des CSU-Urgesteins Franz Josef Strauss loben, „weil hier neben den Parkplätzen überhaupt noch Raum für Grün“ geblieben sei.

Am abgerissenen Geburtshaus von Jakob Wassermann tönte der Münchener mit Ambitionen auf den Ministerpräsidentensessel, dass er das des Autors von Stücken wie „Kaspar Hauser oder die Trägheit des Herzens“ oder „Mein Weg als Deutscher und Jude“ nicht zugunsten des City Centers hätte abreißen lassen.

Auch das Rathaus fand er bemerkenswert. Weil der Architekt Bürklein auch den Münchner Bahnhof und das Maximilianeum geplant hat, waren schnell Parallelen zwischen der Isarmetropole und der Kleeblattstadt gefunden. Dass in beiden das Bier geschätzt wird, freute den Besucher besonders. Aus seinem Rucksack kramte er als „Notfallset“ einen Bierkrug samt Flaschenöffner, um mit Fürther Bier auf beide Städte anzustoßen.

Dem Duo dieser ausgesprochen kurzweiligen Führung gelang es spielend, auf alle Anregungen aus dem Publikum und dem Umfeld einzugehen. Herrschel und Scheuerlein schlossen eine Wiederholung oder den Ausbau des kabarettistischen Rundgangs nicht aus.

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