Kriminalität: Landkreis Fürth ist der sicherste in Mittelfranken

1.5.2017, 21:00 Uhr
Kriminalität: Landkreis Fürth ist der sicherste in Mittelfranken

© Foto: Julian Stratenschulte/dpa

"Mit der Aufklärungsquote von 64 Prozent werden zwei von drei Straftaten geklärt, das", so Küspert, "ist ein sehr guter Wert." Schwankungen, die man ausmachte, etwa mehr Laden- und Fahrrad-Diebstähle in Stein oder Körperverletzungsdelikte und Urkundenfälschungen im Kontext der Erstaufnahmeeinrichtung Zirndorfs bewegten sich im üblichen Bereich.

Wenngleich gerade im Bereich der Straßenkriminalität, also der Straftaten im öffentlichen Raum, die das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger besonders beeinträchtigten, ein dem mittelfrankenweiten Trend entsprechend deutlicher Anstieg von 420 auf 492 Fälle zu verzeichnen sei, "ist doch nichts dabei, wo wir uns groß Sorgen machen müssten", so Küspert. Zu 50 Prozent sei dieser Anstieg Sachbeschädigungen, allen voran zerkratzten Autos oder Graffiti-Schmierereien an Fassaden geschuldet. "Wir sind dran, doch diese Kreise halten dicht." Zeugen seien meist nicht auszumachen. Entsprechend gering ist die Aufklärungsquote. Sie liegt bei 20 Prozent.

Beängstigend hingegen seien Wohnungseinbruchsserien, wie sich erst kurz vor Ostern in Oberasbach wieder eine ereignete. Martina Sebald, Leiterin der Kripo Fürth, zufolge wurden 29 Versuche angezeigt, nur in zwei Häuser drangen die Täter tatsächlich ein. 110 Euro erbeuteten sie, der Sachschaden, den sie verursachten, dagegen war enorm. Dafür verantwortlich macht die Kripo eine estnische Tätergruppe. Zehn der 15 Tatverdächtigen, die die Kripo 2016 ermittelte, sind nicht-deutscher Staatsbürgerschaft und meist organisierten Banden osteuropäischen Ursprungs zuzuordnen.

Angesichts der Steigerung von 56 auf 61 Wohnungseinbrüche in 2016 versicherte Sebald, "keinesfalls im Bemühen nachzulassen, diese Delikte einzudämmen". Allerdings sei man dabei auf die Unterstützung der Bevölkerung angewiesen. Sie riet, "lieber einmal öfter die Polizei anzurufen, wenn sich Unbekannte im Viertel rumtreiben oder auffällige Fahrzeuge beobachtet werden und vielleicht doch ein paar Euro in die Absicherung von Haus- oder Terrassentür zu investieren".

Verkehrsunfall aus Verzeiflung

Positiv vermerkte Sebald, dass sie im Bereich der Gewaltverbrechen vergangenes Jahr in keinem Mordfall ermitteln musste, allerdings kam es zu zwei Fällen versuchten Totschlags. Als Tat der Verzweiflung bezeichnete Sebald den von einem 74-Jährigen absichtlich herbeigeführten Verkehrsunfall, bei dem der Mann seiner schwerkranken Frau deren Sterbewunsch erfüllte: Sie kam ums Leben, ihr Gatte wurde des Totschlags angeklagt.

Die Zunahme der Sexualstraftaten um 108 Prozent von 24 auf 50 Fälle ist dem Exhibitionisten anzulasten, der um die Jahreswende 2015/16 sein Unwesen in Zirndorf trieb. Als im Januar ein 34-jähriger Bulgare festgenommen wurde, endete die Serie. Zwischenzeitlich wurde er zu einer Geldstrafe verurteilt. "Wir hoffen", so Sebald, "dass er jetzt abgeschreckt ist."

Den drastischen Anstieg der Raubdelikte von 7 auf 19 Fälle haben zwei Cadolzburger, 18 und 21 Jahre jung, zu verantworten. Auf Onlineplattformen boten sie im Homosexuellen-Milieu ihre Dienste an und lockten die vermeintlichen Freier an abgelegene Orte, wo sie sie ausraubten. Aufgrund des "delikaten Sachverhalts" geht die Polizei davon aus, dass es mehr als die zwölf Opfer gab, die Anzeige erstatteten.

Im ganzen Landkreis keine Brennpunkte in puncto Unfallgeschehen vermeldete Jürgen Steiger, bei der PI Zirndorf verantwortlich für den Verkehr. Der Anstieg der Verkehrsunfälle um 7 Prozent auf 2160 entspreche exakt der Steigerung der zugelassenen Fahrzeuge. Auf anhaltend hohem Niveau liegen die Wildunfälle, 356 mal kollidierte Blech mit Reh, Wildsau & Co., seit 2012 eine Steigerung um 17,5 Prozent. "Wie wir diesem Phänomen beikommen können, haben wir noch nicht herausgefunden", so Steiger.

Sechs Verkehrstote

418 Personen kamen 2016 auf den Straßen zu Schaden, sechs ließen ihr Leben. Und dabei paarten sich Unachtsamkeit beziehungsweise Missachtung der Regeln mit der Verkettung unglücklicher Umstände. Wie etwa bei der 81-Jährigen, die in Stein direkt vor einem 38 Tonnen schweren Sattelzug über die Hauptstraße wollte. Der Fahrer, zwei Meter über ihr in der Fahrerkabine, fuhr an, als ihm die Ampel grün signalisierte. Er konnte die Frau überhaupt nicht wahrnehmen. Passanten stoppten ihn, doch da hatte er die Fußgängerin bereits mehrfach überrollt. "Bei solchen Vorfällen sind uns die Hände gebunden, da können wir präventiv überhaupt nichts tun", so Steiger.

Bedenklich stimmt PI-Chef Roland Meyer die Steigerungsrate um 63 Prozent von 19 auf 31 Unfällen unter Alkoholeinfluss, bei denen 21 Menschen verletzt wurden und einer zu Tode kam. Vor diesem Hintergrund kündigte er "höheren Kontrolldruck" und Aufklärungsaktionen an. Letztere soll es auch zum Gefährdungspotenzial von Handys am Steuer geben. Auch die Anzahl darauf zurückzuführender Unfälle habe sich erhöht. Völlig unverständlich für Meyer: "Die Leute fahren teure Autos mit Freisprechanlage, trotzdem haben sie das Handy am Ohr."

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