Statistik: Fürther Land ist sicherster Landkreis Mittelfrankens

7.4.2019, 10:00 Uhr
Statistik: Fürther Land ist sicherster Landkreis Mittelfrankens

© Sven Hoppe (dpa)

Die Häufigkeitszahl von 2301 Verbrechen auf 100.000 Einwohner brach Meyers Steiner Kollege Horst Küspert auf eine greifbarere Dimension herunter: Bezogen auf 100 Landkreisbürger, werden 2,3 Menschen Opfer von Straftaten. In der Stadt Fürth liege dieser Wert mit 4,2 fast doppelt so hoch - und dennoch so niedrig wie in keiner anderen deutschen Großstadt. Jeder dritte der 1593 im Landkreis ermittelten Tatverdächtigen ist Nicht-Deutscher, ein überproportional hoher Anteil, so Küspert, der Ausländeranteil liegt im Landkreis bei 6,5 Prozent.

Im Blick auf die verschiedenen Gruppen an Straftaten für Küspert das Erfreulichste: 679 Diebstähle wurden angezeigt — der niedrigste Wert seit zehn Jahren. Darunter finden sich 60 Wohnungseinbrüche, womit sie um 40 Prozent zurückgingen.

Den Polizisten schlug Hass entgegen

Bestimmend waren für Meyer und Küspert sowie Martina Sebald von der Kripo Fürth zwei Ereignisse: Der Zusammenstoß zweier Busse bei Ammerndorf, der, nachdem bereits wiederholt thematisiert, nicht mehr ausführlich erörtert wurde, sowie ein Phänomen, von dem sich Meyer bislang im Landkreis verschont sah: Übergriffe auf Kollegen, zu denen es beim Maifest in Veitsbronn kam.

Erschüttert zeigte sich der Zirndorfer Inspektionsleister "von dem Hass, der uns entgegenschlug". Als erste Zeltveranstaltung im Jahr lockte das Fest viele junge Menschen von außerorts, die teils heftig aneinander gerieten. "Wir sahen uns gezwungen, massiv aufzumarschieren." Mit bis zu zehn Beamten und drei Hundeführern war die Polizei vor Ort. 21 Vergehen wurden registriert.

Die Auseinandersetzungen gipfelten in Angriffen gegen die Einsatzkräfte. "47-Jähriger schlug auf Polizisten ein" lautete eine Schlagzeile, die sich Veitsbronn in Zukunft ersparen möchte, wie Bürgermeister Marco Kistner erklärte. Mit einem Schankverbot hat der Gemeinderat der Festivität heuer die Grundlage entzogen. Von der Body-Cam (Körperkamera), mit der die Inspektionen im Fürther Land voraussichtlich im Herbst ausgestattet werden, erhofft sich Meyer präventive Wirkung zum Schutz seiner Kollegen.

Drogenkonsum: Mehr Fälle registriert

Weiter im Fokus behalten will die Polizei den illegalen Drogenkonsum. Die Fallzahlen steigen weiter an, was allerdings gezielten Kontrollen an Treffpunkten und im Umfeld von Schulen geschuldet ist. "Wenn man da reinstochert, wird man auch fündig", so Meyer. 221 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz notiert Sebald. Mit 76 Prozent steht der Konsum von Cannabisprodukten an der Spitze. Für hoch problematisch hält Sebald die so genannten Legal Highs, Kräutermischungen mit nicht kontrollierbarer Wirkung. Aus dem Fürther Klinikum weiß sie, dass jede Woche mindestens ein junger Mensch dort eingeliefert wird, weil er nach dem Konsum kollabierte.

Brennpunkte seien nicht auszumachen, allerdings, zeigte sich Meyer überzeugt, "dass es an jeder Schule Drogen gibt". Als Gegenstrategie setzt Landrat Matthias Dießl weiter auf "Information, Prävention und Repression". Mit einem neuen Projekt unter dem Titel "Sauber bleim", das unter anderem in München bereits läuft, will die Polizei ab Mai dagegenhalten. Lehrkräfte an weiterführenden Schulen werden als Mediatoren geschult. Zweitägige Workshops sind für die Schüler vorgesehen.

Mehr Unfälle, mehr Schwerverletzte

Dem überregionalen Trend entsprechend öfter gekracht hat es auf den Straßen. Die Unfallzahlen stiegen um sechs Prozent auf 2311 Fälle. Wenngleich insgesamt acht Prozent weniger Verletzte zu verzeichnen waren, vermeldet Meyer eine massive Zunahme bei der Anzahl Schwerverletzter.

Zu Tode kamen mit acht Menschen fünf mehr als im Vorjahr, "das tut uns weh". Zu hohes Tempo sowie Unaufmerksamkeit am Steuer werden als ursächlich betrachtet. "Oft genug finden wir in einem Unfallwagen das Handy im Fußraum", so Meyer. "Doch zwischenzeitlich haben wir ein paar gute, erhöht liegende Punkte ausgemacht, von denen aus wir auch sehen können, wenn der Fahrer unterm Lenkrad am Handy daddelt."

Internet-Kriminalität und Enkel-Trick

In puncto Internet-Kriminalität sei der Klassiker die Bestellung, die nie geliefert wird, berichtet Sebald, "aber wir haben das im Griff". Nicht nachlassend sei der Betrug über Call-Center, derzeit oft von der Türkei ausgehend. Falscher Polizist, Enkeltrick und vor allem Gewinnversprechen am Telefon ziehen nach wie vor. Fünf Fälle, bei denen die Opfer in die Falle tappten, sind der Polizei bekannt, der Schaden: 50.000 Euro.

Frappierend für Meyer ist die Überzeugungskraft der Betrüger. Eine 87-jährige Ammerndorferin, der ein sechsstelliger Betrag versprochen wurde, wenn sie 4870 Euro zahlt, ließ sich auch von Beamten in Uniform nicht davon überzeugen, dass sie betrogen wird. Zur Geldübergabe am Marktplatz haben sie Zivilbeamte begleitet. Zwei Männer und eine Frau aus Norddeutschland wurden festgenommen. Ihnen konnten fast 200 Straftaten in ganz Bayern nachgewiesen werden.

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