Kritiker der Steiner Keimzelle machen mobil

23.3.2019, 21:00 Uhr
Kritiker der Steiner Keimzelle machen mobil

© André De Geare

Rund 100 Menschen drängten sich am Ende der Gerasmühler Straße – kurz vor dem Rednitzgrund zusammen —, um ihr Missfallen gegenüber dem Projekt Steiner Keimzelle auszudrücken. Wenige Meter weiter konnten sie auf einer frisch einbetonierten Informationstafel der Stadt lesen, was deren Absichten sind.

Das Wort "Informationstafel" ist dabei verniedlichend für das auf zwei Stahlstützen montierte, mächtige Schild. Nein, sagt Steins Bauamtsleiter Wolfgang Schaffrien, Absicht sei das nicht gewesen, dass man die Tafel kurz vor der Protestkundgebung aufgestellt hat. Das Schild existiere schon seit vergangenem Herbst, doch erst jetzt in der frostfreien Periode habe man es montieren können.

Was die Bürgerinitiative Pro Wiesengrund (BI) auf die Beine gestellt hatte, wirkte dagegen improvisiert. Auf einem Privatgrundstück an der Gerasmühler Straße hatten sie zwei kleine Schilder platziert, einen Biertisch für Infomaterial und eine Mikrofonanlage. Das Gelände, um das es bei der Veranstaltung ging, durften die Bürger nicht betreten. Es war mit rot-weißen Baken von der Stadtverwaltung abgesperrt Der Grund: gefährliche Holzfällarbeiten.

Zur Erinnerung: Die Stadt Stein möchte im Rednitzgrund auf einer 30 000 Quadratmeter großen kommunalen Fläche ein besonderes Naturerlebnis aus verschiedenen Elementen schaffen. Bislang wurde ein Großteil des Areals landwirtschaftlich genutzt. Damit soll es nun vorbei sein: Blühwiese, zu pachtende Gemüsebeete, ein Hain mit klimaresistenten Bäumen, ein grünes Klassenzimmer und ein Weinberg sollen auf dem Gelände Erlebnisse im Grünen ermöglichen. Die Untere Naturschutzbehörde beim Landratsamt befürwortet das Vorhaben und sieht darin eine Aufwertung des Landschaftsschutzgebietes.

"Von den Vätern übernommen"

Den Kritikern erschließt sich der Sinn des Projektes nicht, dessen Kosten auf 300 000 Euro geschätzt werden. Gerd Herbst spricht für die BI. Als Vermessungsingenieur komme er viel im Land herum. Keine Stadt, hat er festgestellt, habe in ihrer Mitte eine solche naturbelassene Grünfläche zu bieten. Viel Applaus bekommt er, als er sagt: "Wir haben das von unseren Vätern übernommen und sollten es erhalten." Er spricht von Übernutzung des Areals und auch von Verbitterung der Bürger, denn: "Ein Mitspracherecht gibt es nicht."

Noch deutlicher wird Arno Pfeifenberger vom örtlichen Bund Naturschutz: Zu beobachten sei eine in Beton gegossene Machtdemonstration, die nur eines sage: "Auf Bürgermeinung geben wir nichts." Gegen eine Blühwiese oder Urban Gardening auf versiegelten Flächen habe niemand etwas, aber dieses Vorhaben sei mit seinen einzelnen Elementen nur ein "Publicity-Gag".

Elf Stadträte, allesamt Befürworter der Keimzelle, hörten die Protestrufe, Bürgermeister Kurt Krömer war nicht anwesend. Die Forderung der BI: Die aktuelle Planung stoppen und einen runden Tisch mit den Bürgern einzurichten.

Als "Egoisten" und "kinderfeindlich" wollen sie sich nämlich nicht länger diffamieren lassen, sondern ihre Vorschläge einbringen. Vorsichtshalber werden für ein Bürgerbegehren schon Unterschriften gesammelt.

Zu beschwichtigen versuchte auf der Veranstaltung Wolfgang Schaffrien. Man sei in einem sehr frühen Stadium des Verfahrens. Bedenken der Bürger könnten noch eingearbeitet werden. Das Informationsschild und die Pressemitteilungen der Stadt, die für Urban Gardening werben, sprechen da allerdings eine andere Sprache.

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