Kunden garantieren Abnahme der Ernte

25.11.2016, 21:00 Uhr
Im Hofladen kann man frisches Gemüse einkaufen.

© Uli Deck (dpa) Im Hofladen kann man frisches Gemüse einkaufen.

Die Förderung der SoLaWi haben sich Bayerns Grüne bei ihrer Landesversammlung auf die Fahnen geschrieben. Nun verbreiten ihre Mitglieder diese Idee. Wie SoLaWi praktisch läuft, schildern in Wilhermsdorf mehrere Menschen vom SoLaWi-Team des Biolandhofs Karl Dollinger aus Offenbau (Landkreis Roth).

Der Betrieb bewirtschaftet seit über 25 Jahren 60 Hektar nach den Prinzipien des ökologischen Landbaus. Und zwar bewusst „vielseitig, mit Ackerbau, Milchviehhaltung, Rinderzucht, Gemüsebau, Verarbeitung und Direktvermarktung“, wie Bäuerin Claudia Höps-Dollinger erzählt.

2014 dann der Start mit SoLaWi: 20 so genannte „Ernteteiler“ waren es am Anfang. Heute versorgen die Dollingers 112 Ein- und Mehrpersonen-Haushalte mit Gemüse, Brot, Eier, Rindfleisch, Getreide, aber auch verarbeiteten Produkten wie Apfelsaft, Sauerkraut, Brotaufstrich, Quark und mehr, zählt die Landfrau auf. Sie bekennt auch: „Es war eine große Kraftanstrengung“, um auf die aktuelle Zahl der Kunden zu kommen. Etwa ein Drittel des Hofumsatzes laufe über SoLaWi. „Doch wir wollen nicht ewig wachsen“: 200 Vertragskunden seien das Maximum für ihren Hof.

Einer dieser Konsumenten ist Peter Ostenrieder. Der Nürnberger bringt sich als Hofkoordinator ehrenamtlich in die SoLaWi der Dollingers ein. Das bedeutet: Er ist mitverantwortlich, dass alle Ernteteiler die ihnen zustehende Menge bekommen.

Abholen in Depots

Geliefert wird offiziell ab Hof, so steht es im Vertrag zwischen dem Lieferanten und den Kunden. Doch die brauchen nicht jede Woche nach Offenbau zu fahren: In mehreren Depots in Nürnberg holen sie die ihnen zustehenden Lebensmittel ab. Fünf Höfe liefern zurzeit in die Depots, steht auf der Webseite www.stadt-land-beides.de. Dollinger kennt acht SoLaWis in Mittelfranken. Seit 20 Jahren gibt es SoLaWi in Deutschland, 100 Höfe machen aktuell hierzulande mit – in Frankreich sollen es über 1000 sein.

Die Aufteilung sei kein Problem, sagt die Bäuerin: „Jeder kann sich selber genug nehmen. Wir setzen auf Vertrauen, es bereichert sich niemand, es klappt.“ Dabei ist ihr ein Punkt besonders wichtig: Kein Produkt wird nach der Ernte weggeschmissen, nur weil es einen optischen Makel hat. „Bei SoLaWi hat auch die krumme Gurke eine Chance“, lobt der Wilhermsdorfer Grüne Frieder Kleefeld.

Jeder Ernteteiler muss mit anpacken, etwa beim Depotdienst. Auch sollte man möglichst einmal im Jahr bei der Festlegung der Preise dabei sein. „Von den Schmierstoffen für Maschinen bis zur Versicherung des Bauern, alles ist drin in der Kalkulation.“ Das genau sei das Besondere an SoLaWi: Verbraucher und Erzeuger überlegten gemeinsam, wie kriegen wir die beste Produktion der Nahrungsmittel auf den Weg, ergänzt die Bäuerin. Sie lobt ihre Ernteteiler: „8,50 Euro Mindestlohn gilt für Bauernhöfe. Unsere Mitglieder haben uns heuer 10,50 Euro zugestanden.“

Ein Problem spricht ein Zuhörer an: Ganz sicher sei das bäuerliche Einkommen nicht. Denn die Ernteteiler würden sich von Jahr zu Jahr neu verpflichten. Was die Landwirtin einräumt, doch man wolle die Käufer mit hoher Qualität an sich binden, was großen Kommunikationsaufwand bedeute und viele Aktionen am Hof.

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