Kunst-Doppelschau im Fürther Stadttheater

23.10.2014, 12:00 Uhr
Kunst-Doppelschau im Fürther Stadttheater

© Foto: Hans Winckler

Der Gegensatz könnte größer kaum sein. Auf der einen Seite tänzeln, lächeln, winden sich grazile Mädchen- und Frauenfiguren durch unbestimmte Räume. Wie die Figuren sind auch die Farben sehr zart. Nicht leuchtend, sondern dahingehuscht, dünn über die weiße Grundierung aufgetragen, sodass deren Helligkeit durchschimmert. Auch die Bleistiftvorzeichnungen sind zu sehen. Viele Flächen bleiben ausgespart. So haftet den Gemälden von Wübke Rohlfs Grigull stets der Charakter des Fragmentarischen und des noch zu Vollendenden an.

Auf der anderen Seite: das schiere Gegenteil. Farbsatte Gemälde, tiefdunkle Aquatinta-Radierungen. Blöcke aus Menschengruppen, statisch verharrend. Reihen von Gesichtern, die miteinander zu verschmelzen scheinen. Bloß handelt es sich nicht um eine erwünschte Verschmelzung, eher um eine seelische Zwangsverheiratung. Walli Bauer spielt zudem mit den Größendimensionen. Eine Figur im Hintergrund kann durchaus massiver erscheinen als eine Person im Vordergrund. Gesichter ragen im Profil seitwärts hinein und sorgen für farbliche Auflockerungen. Doch obwohl die Gruppen eine Gemeinschaft bilden, suggeriert Bauer nicht den Eindruck von Gemeinschaftsgeist. Eher von einer Ansammlung von Individualisten, die nicht miteinander auskommen. Die Hierarchien aufbauen, Zweckbündnisse schließen, andere ausgrenzen. Der Betrachter verharrt vor einem Gesicht mit fragendem Blick. Die Frage scheint klar zu sein: „Soll ich da wirklich mitmachen?“

Wübke Rohlfs Grigull, die nahe Kiel wohnt, kommt von der Tanzpädagogik und hatte einst bei Jutta Czurda getanzt. Kein Wunder, dass der Tanz in ihren Gemälden eine besondere Rolle einnimmt, sei es als zierliche Drehung einer kleinen Person oder als ungestümes Toben einer Dreiergruppe mit fliegenden Haaren. Als Motto ihrer Bilder beherzigt sie das Credo der großen Choreografin Pina Bausch: „Mich interessiert nicht, wie ihr euch bewegt, sondern was euch bewegt.“

Ein Motto, das auch auf Walli Bauers Gemälde zutrifft. Bei der Bambergerin manifestiert sich eine Sprach- und Ausdruckslosigkeit, die in starren Arrangements ihre gültige Form findet. So wirken die Gemälde beider Künstlerinnen wie zwei Seiten einer Münze — die Melancholie und die Freude am Spiel. (Bis 11. November.)

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