Künstler drängen in den Hauptbahnhof

5.5.2011, 09:00 Uhr
Künstler drängen in den Hauptbahnhof

© Hans Winckler

Heftig nagt der Zahn der Zeit, auch der SBahn-Bau ist mitnichten eine Schönheitskur: Der Hauptbahnhof der Kleeblattstadt lehrt, was Fremdschämen ist. Ausgerechnet der prominenteste Mitläufer beim Metropolmarathon 2010 soll beim Anblick des arg in die Jahre gekommenen Kastens die Hände über den Kopf zusammengeschlagen haben: Rüdiger Grube.

Immerhin weiß der Bahnchef also aus eigener Anschauung, worüber Fürths Oberbürgermeister und der Fürther Bundestagsabgeordnete der Grünen Anfang Juni mit ihm in Berlin reden wollen. Thomas Jung und Uwe Kekeritz sollen mit handfesten Ideen für einen Kulturbahnhof ins Grube-Büro marschieren, formuliert von Vertretern der Kunst- und Kulturszene. Acht kreative Damen und Herren trafen gestern zum Ortstermin im zugigen Wartesaal auf Agnes Krumwiede und Toni Hofreiter. Die kulturpolitische Sprecherin der Bündnis-Grünen im Bundestag und ihr Kollege, verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion, touren derzeit durch Bayern, um „für eine vernünftige Mobilitätskultur und ein kulturvolles Miteinander“ zu werben.

„Fürth ist nicht so klein, dass der Bahn wurscht sein kann, wie der Bahnhof ausschaut“, so Hofreiter. Ein Kulturbahnhof wäre „Wärme- und Imageträger“ zugleich. Doch woher nehmen, wenn nicht stehlen? Bereits 2007 hatte die Bahn das Gebäude mit seinen rund 3000 Quadratmetern Nutzfläche der Stadt für einen Euro anzudienen versucht — vergeblich, denn die Sanierungskosten für die Kommune wären enorm.

Jetzt bestünden allerdings Aussichten auf finanzielle Unterstützung, teilten die beiden Bundestagsabgeordneten ihren Fürther Zuhörern mit. Dieser Tage sagte Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU), er plane, dem eingedampften Programm zur energieeinsparenden Gebäudesanierung wieder Schwung zu verleihen. Er will sich dafür einsetzen, dass die staatlichen Fördermittel 2012 von eine auf zwei Milliarden Euro aufgestockt werden. Kulturell genutzte Gebäude waren bislang von diesem Programm ausgeschlossen, sind jetzt aber aufgenommen. „Wenn wir jetzt noch Herrn Grube ein genaues Konzept vorstellen, dann haben wir vielleicht eine Chance“, sagt Künstler Stefan Horn, der in der nächsten Woche mit Kulturamtsleiterin Claudia Floritz über die Bahnhofspläne berät. Auch einen Workshop will Horn einberufen, in dessen Rahmen die Fürther Kulturmacher ihre Ideen zusammentragen sollen.

Bislang zweimal — zuletzt 2010 mit „Warten“ — nutzte das Kulturamt die zahlreichen heruntergekommenen Büroräume im ersten Stock für zeitlich befristete Kunstaktionen. Dass aus „befristet“ etwas Unbefristetes wird, befürwortet auch Kathrin Hausel vom Kulturort Badstraße 8. Der in der alten Flussbad-Holzbaracke residierende Verein könne Räume im Bahnhofsgebäude gut für Theater und Lesungen nutzen. Ein Kulturbahnhof, pflichtete Krumwiede bei, habe den Charme, „dass er ein Publikum anspricht, das sonst Schwellenangst vor Kunst hat“.

 

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