Kunstvolle Fürther Generationentreffen

17.4.2018, 11:30 Uhr
Kunstvolle Fürther Generationentreffen

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Ein Klassenzimmer. Stühle schleifen über den Boden, langsam kehrt Ruhe ein. Alles wie gewohnt also, abgesehen davon, dass hier gerade Menschen zwischen 12 und 77 die Schulbank drücken. Am Lehrertisch hat diesmal Uta Plank Platz genommen. Die 63-Jährige erinnert sich: "Vor nicht ganz 50 Jahren bin ich hier in die Berufsschule gegangen."

Und davon wird sie nun berichten. Denn genau darum geht es bei diesem Projekt, das unter der Leitung von Rebecca Suttner, Mitarbeiterin der kunst galerie fürth, ins Leben gerufen wurde. Die Idee: Junge und Ältere treffen sich an Schauplätzen, die für sie eine Bedeutung haben, und geben den jeweils anderen einen kurzen Einblick in persönliche Erfahrungen. So trafen sich die Teilnehmer zuvor unter anderem bereits auf der Fürther Freiheit, als nächstes geplant ist ein Treffen auf dem Rathausturm.

In der Ludwig-Erhard-Schule ist Uta Plank inzwischen mit ihren aufmerksamen Zuhörern im Sommer 1971 angelangt: "Da kam ich aus der Realschule und hörte zum ersten Mal von einem ganz innovativen Beruf: Datenverarbeitungskaufmann." Sie bewarb sich bei der Quelle und durfte am 1. September anfangen. "Das war ein sehr fortschrittlicher Arbeitgeber", erklärt sie und beschreibt den Kindern, wie moderne Technik seinerzeit aussah: "Quelle hatte ein riesiges Rechenzentrum, in dem große Maschinen standen." Doch was einst so imposant wirkte, ist inzwischen freilich längst EDV-Geschichte.

Die Kinder unter ihren Zuhörern staunen. Eine Welt ohne Smartphone? Und ganz ohne Laptops? Uta Plank hat Anschauliches mitgebracht, den Quelle-Katalog von anno 1971/72, zum Beispiel. Schicke Transistorradios und Tonbänder lassen sich darin bestaunen und modische Höhepunkte. Plank macht klar: "Als Frau bist du natürlich immer mit Rock und Pumps in die Arbeit gegangen." Ebenso selbstverständlich sei die Anrede "Fräulein" vor der Ehe gewesen, Berufsbezeichnungen waren zudem ohne Wenn und Aber männlich. "Ich war Geselle, von Gesellin war damals nicht die Rede."

Auch ein paar Lochkarten aus den Siebzigern hat Uta Plank dabei. Ungläubig drehen die Schülerinnen und Schüler die seltsamen Pappdinger hin und her. Das sollen Datenträger gewesen sein? Beim anschließenden gemeinsamen Gestalten dienen die Dinger als Ideengeber. Stephan Schwarzmann — auch er steht in kunstpädagogischen Diensten der kunst galerie fürth — verteilt gleichmäßig gelochten Karton, der sich mit dicken Wollfäden besticken lässt. Der Auftrag: Jeder soll sich an einem Objekt aus der Welt der Technik versuchen.

Radoslav (10) hat mühelos den Faden durch die Nadelöse bugsiert und verrät: "Ich stick’ mein Handy." Stefan (12) hat sich für einen Roboter entschieden: "Ist ein bisschen schwierig." Vielleicht noch einen Tick anspruchsvoller ist der Plan von Jürgen Böhmetzrieder (70): "Ich versuche, ein Telefon mit Wählscheibe hinzubekommen", sagt er lachend. "Das macht auf jeden Fall Spaß."

Hinter dem generationenübergreifenden Projekt stehen mehrere Kooperationspartner. Dazu gehört Lehrerin Renate Haarländer, die an der Grund- und Mittelschule Schwabacher Straße eine freiwillige Neigungsgruppe "Kunst" leitet. Außerdem beteiligt sich die Fachstelle für Seniorinnen und Senioren mit der Seniorenbeauftragten Christiane Schmidt und dem Fürther Seniorenrat. Unterstützung kommt vom der Stadt und vom Förderkreis der kunst galerie.

Insgesamt werden Kinder und Senioren gemeinsam zwölf verschiedene Orte aufsuchen, die sie zu Begegnungen und Gesprächen anregen. Das Ergebnis dieser Erlebnisse zwischen den Generationen wird in einer Broschüre veröffentlicht, die Mitte Juni erscheinen soll.

Wer weiß, vielleicht findet sich darin auch ein Bild jener Rakete, an der Heide Heinemann gerade arbeitet? Mit dem Projekt ist sie auf jeden Fall schon jetzt zufrieden. Das Urteil der 77-Jährigen: "Das ist wirklich eine gute Sache."

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