Kurzweilige Männergeschichte

7.7.2015, 10:00 Uhr
Kurzweilige Männergeschichte

© Foto: Thomas Scherer

„Theatergastspiele Fürth“, heißt das Tourneetheater, mit dem sich der inzwischen in Möhrendorf lebende Rohmer (42) selbstständig gemacht hat. Mit prominenten Protagonisten bedient er die Vorliebe der Masse für nicht zu schwerfällige Unterhaltung. Dass dies keinen faden Beigeschmack haben muss, beweist Rohmer mit seiner aktuellen Inszenierung, die nach rund 100 Vorstellungen im deutschsprachigen Raum nun auch in Fürth zu sehen war.

Autor Michael Druker hat die Vision von Adoptionen durch gleichgeschlechtliche Paare entwickelt und mit reichlich Komik gewürzt. Bislang werden nur leibliche Kinder in derartigen Partnerschaften geduldet, die ein Partner via Sorgerecht in die Beziehung einbringt. Der Reiz von „Patrick 1,5“ beruht auf einem Kommafehler der Vermittlungsbehörde. Statt des 1,5-jährigen Patrick wird ein gleichnamiger 15-Jähriger in die Obhut von Göran und Sven gegeben.

Der Frankfurter Stefan Pescheck verkörpert den wegen Totschlags vorbestraften Jugendlichen mit enormer Explosivkraft für den verträumten Männerhaushalt. Als sein Gegenspieler gibt Jan Hasenfuß als Sven kräftig Zunder, während sich Göran (Thomas Rohmer) in der Vermittlerrolle gefällt. Alle drei erfüllen ihren Part mit der nötigen Leidenschaft und sind dabei flexibel genug, um sich im Verlauf des Stückes zusammenzuraufen. Dass Rohmer abweichend von der literarischen Vorlage ein Happy End inszeniert, läuft der Logik des Stückes nicht zuwider.

Die einzelnen Akte sind durch keine Handlungsbrüche definiert und wirken deshalb etwas beliebig. Zudem wird bereits nach 35 Minuten die Pause erreicht. Doch die Devise lautet: „In der Kürze liegt die Würze“. Deshalb wird kein Gag überstrapaziert. Auch dass die Guckkastenbühne ohne Umbauten auskommt, wirkt nicht ermüdend. So wird der Blick frei für das spielerische Potenzial. Und das ist nicht ohne.

Mit den Mitteln des Schattentheaters und einer imaginären Diashow wird das Agieren in der offenen Dreierbeziehung aufgelockert. Sehr plastisch wird die Musik in die Inszenierung einbezogen, die dadurch fast schon zum Musical avanciert. Unaufdringlich geht das Stück mit Vorurteilen ins Gericht. Sowohl die gegenüber straffällig gewordenen Jugendlichen als auch jene hinsichtlich der Liebe unter Männern.

Die Moral-Keule wird zum Glück nicht strapaziert. So kann sich die Erkenntnis durchsetzen: Der Mensch ist gut. Für den unbeschwerten und trotzdem geistreichen Theaterabend gab es verdient reichlichen Applaus.

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