Ladensterben in Fürther Südstadt greift um sich

29.8.2015, 21:00 Uhr
Ladensterben in Fürther Südstadt greift um sich

© Foto: Michael Müller

50 Jahre hat Josef Messerer den Hunger der Kunden gestillt. Bis zu zwölf Stunden stand er täglich in seiner Metzgerei. Jetzt will der 63-Jährige endlich ausspannen. „Mir tut das Herz weh“, sagt er, um klarzumachen, dass ihm der Abschied vom Berufsleben nicht leicht fällt. Aber mit Rücksicht auf die eigene Gesundheit bleibe ihm keine Wahl.

So wird die Metzgerei in der Schwabacher Straße 77 erstmals nach den Sommerferien nicht wieder öffnen. Merken werden das nicht nur die Schüler der Schwabacher Schule und der Berufsschule Fichtenstraße, für die der Betrieb eine Art Mensa war. Auch viele Senioren, die Messerer täglich mit warmen Menüs versorgte – und belieferte – werden sich nach anderen Ernährern umsehen müssen.

Das ist gar nicht so einfach denn auch die Lücken im Netz der Bäckereien werden zusehends größer. Selbst kleinere Supermärkte streichen unter dem Druck großer Einkaufszentren die Segel. Denn wenn die Menschen ihr Brot im Backshop beim Discounter kaufen, müssen sie die Handwerksbetriebe nicht mehr aufsuchen. Und von Gelegenheitskäufen können diese nicht leben. Nicht immer liegt es jedoch am schwindenden Umsatz.

Kein Nachfolger in Sicht

Josef Messerer und Ehefrau Adelheid konnten sich über Mangel an Zulauf kaum beklagen. Doch die Last der Arbeit auf eigenes Risiko in der Wurstküche und an der Fleischtheke wollen immer weniger Erwerbstätige auf sich nehmen. Einen Metzger, der den Betrieb weiterführen kann, haben die Messerers noch nicht gefunden. Dabei sei die Einrichtung prima. „Man muss nur die Sicherung einschalten, um weitermachen zu können“,sagt der bisherige Inhaber. Andere Interessenten hätten schon angeklopft: ein Maler etwa oder ein Dönerbrater. Noch hofft Josef Messerer jedoch, die Metzgertradition an diesem Standort verteidigen zu können. „Wir haben jeden Tag vor dem Laden gekehrt“, sagt er, um zu verdeutlichen, wie viel Engagement mit dem Geschäft verbunden war.

Kein Einzelfall ist das Ende der Metzgerei für den stellvertretenden Wirtschaftsamtsleiter Erich Eidenschink: „Das Problem haben wir überall.“ Die Kunden ziehe es in große Einkaufszentren und sie hätten für die kleineren Geschäfte immer weniger Geld übrig. Ganz schwarz sieht Eidenschink jedoch nicht für diese Sparte: „Wenn wir rechtzeitig von Schließungen erfahren, können wir bei der Nachfolger-Suche behilflich sein.“

Stadt wird selten informiert

Meist wird die Stadt jedoch zu spät oder gar nicht von den Geschäftsleuten und Hauseigentümern informiert. Im Herbst will Eidenschink deshalb das Thema Betriebsnachfolge bei der Gründerinitiative Fürth erläutern. Intensiv mit der Entwicklung der Geschäftswelt beschäftigt sich auch Fürths Innenstadtbeauftragte Karin Hackbarth-Herrmann. Die Südstadt liegt allerdings außerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs.

Dabei ist das Einkaufen gerade in diesem Stadtteil angesichts vieler neuer Wohnquartiere von Bedeutung für die Lebensqualität und die Umwelt. Denn wer die Besorgungen für den täglichen Bedarf zu Fuß erledigen kann, braucht kein Auto, keinen Sprit und produziert deshalb weniger Klimakiller. Doch wie berichtet, hat auch die Zirndorfer Metzgerei Schäfer mit einer Filiale in der Fürther Südstadt wegen drohender Zahlungsunfähigkeit Konkurs angemeldet. Auch hier wird ein Nachfolger gesucht.

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